Zum neuen Jahr verschickt Adrian Egli Darmbakterien. Seine Glückwunschkarten ziert ein handkoloriertes Bild aus dem Rasterelektronenmikroskop. Es zeigt Enterobacter cloacae, goldfarbene, stäbchenförmige Mikroben. Sie sitzen auf einem Gewebe, das an verschneite Hügel denken lässt.
In Spitälern sind sie gefürchtet, weil sie Antibiotika unwirksam machen können. Ein schlechtes Bakterium. Es lebt im Wasser und im Boden. Und ist Bestandteil des gesunden Mikrobioms in unserem Darm. Ein gutes Bakterium.
«Es gibt nicht hier die guten und dort die schlechten Bakterien», sagt Egli, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie an der Universität Zürich. «Jedes Bakterium kann krank machen, wenn es an einen Ort gelangt, wo es nicht hingehört, und eine Entzündung auslöst.
Und wahrscheinlich nicht gerade jedes, aber einige von ihnen könnten künftig vor allem in der Krebsmedizin eine wichtige Rolle spielen.» Egli erforscht das Mikrobiom, die Gemeinschaft der Mikroorganismen, die in unserem Darm leben.