Wissenswertes über Angst
Wie entstehen Phobien, was sind die verbreitesten Ängste und welche Berühmtheiten haben mit ihnen zu kämpfen?
aktualisiert am 13. Februar 2018 - 10:08 Uhr
Klaustrophobie – umgangssprachlich «Platzangst» genannt – ist das Paradebeispiel einer Phobie. Sie wird durch einen konkreten Auslöser hervorgerufen, der objektiv ungefährlich ist: enge Räume. Man schätzt, dass sieben von 100 Menschen darunter leiden. Betroffen sind doppelt so viele Frauen wie Männer. Die isländische Sängerin Björk hasst Hochhäuser und Aufzüge, der Schauspieler Colin Firth («The King’s Speech») wurde schon zweimal in steckengebliebenen U-Bahnen panisch, und Oscar-Gewinner Leonardo DiCaprio musste bei den Dreharbeiten zu «The Revenant» leiden, weil der Klaustrophobiker sich nicht nur in einem Baumstamm, sondern sogar in einem toten Pferd verstecken musste. Wobei das vermutlich auch Menschen ohne Klaustrophobie als unangenehm empfänden.
Sie ist eine der verbreitetsten Ängste, auch die Sängerin Helene Fischer leidet unter Höhenangst. Dass sie dennoch nicht auf die luftigen Teile ihrer Bühnenshow verzichtet, ist genau die richtige Strategie: Desensibilisierung. So lernt das Hirn, dass Panik unbegründet ist. Wer sich nicht an Gummiseilen durch die Luft schwingen mag, kann sich auch ganz modern therapieren lassen: In Simulatoren können Angstpatienten üben, ruhig zu bleiben, auch wenn der Boden unter den Füssen weit weg ist.
Vereinfacht gesagt, entstehen Angstreaktionen dadurch, dass Sinneswahrnehmungen an eine Struktur in unserem Gehirn, den Mandelkern (Amygdala), gesendet werden. Dort wird die Situation bewertet. Erkennt der Mandelkern eine Bedrohung, löst er eine Reaktion aus. Von Natur aus ist das Flucht oder Kampf, deshalb fährt der Mandelkern alle unnötigen Körperfunktionen herunter und erhöht gleichzeitig Blutdruck und Herzfrequenz, um den Körper auf die Herausforderung vorzubereiten.
Angstpatienten sollten auf Koffein und Alkohol möglichst verzichten und viel Sport treiben. Denn Sport setzt Endorphine frei, die Glücksgefühle hervorrufen und so helfen, die Angst zu verdrängen. Wer mit einem Angstpatienten zu tun hat, sollte sein Problem zwar als Krankheit anerkennen, es aber nicht verstärken: Man sollte weder die Hilflosigkeit eines Betroffenen dadurch fördern, dass man ihm zu viel abnimmt, noch seine Ausreden akzeptieren. Denn: Phobien werden durch Vermeidungsstrategien nicht gemildert, sondern verfestigt.
Ein phobischer Mensch, und dazu zählen nach Schätzung von Experten 14 von 100, gerät in einen Teufelskreis: Er vermeidet für ihn unangenehme Situationen. Damit stellt er sich der Angst nicht und kann sie so auch nie überwinden. Jetzt spricht man nicht mehr von Angst, sondern von einer Angststörung. Die dadurch verursachten Kosten in der Schweiz werden auf über eine Milliarde Franken pro Jahr geschätzt. Normale Angst hat aber auch positive Seiten: Sie ist ein wichtiger Ratgeber, weil sie uns mahnt, überlegt zu handeln und Risiken abzusichern. Hätten Menschen – und auch Tiere – nicht instinktiv Angst vor Feuer gehabt, wären ihre Überlebenschancen im Lauf der Evolution viel kleiner gewesen. Dennoch: Auch die Angst vor Feuer kann eine Störung sein. Ein Arsonphobiker bekommt schon Herzrasen, wenn er nur ein Feuerzeug sieht.
Dass Berühmtheit und Reichtum nicht vor Phobien schützen, beweisen unzählige Persönlichkeiten der Geschichte.
Der römische Feldherr Julius Cäsar soll panische Angst vor Katzen gehabt haben, und der britische Evolutionstheoretiker Charles Darwin fürchtete Menschenmassen. Johann Wolfgang von Goethe versuchte, seine Höhenangst loszuwerden, indem er auf einen Turm kletterte. Regisseur Woody Allen leidet unter anderem an Klaustrophobie und behauptet, es erst mit 40 fertiggebracht zu haben, bei ausgeschaltetem Licht zu schlafen. Die Schauspielerin Whoopi Goldberg besuchte ein Seminar gegen Flugangst, um nicht mehr im Bus quer durch die USA reisen zu müssen. Und ihre Kollegin Nicole Kidman fürchtet sich vor: Schmetterlingen.
Die Band Fear (deutsch: Angst, Furcht) wurde 1977 in Los Angeles gegründet und spielte Punkrock. Allerdings stieg der Bassist Flea sieben Jahre später aus, um sich auf seine andere Band zu konzentrieren. Mit den Red Hot Chili Peppers war er weit erfolgreicher. Obs am Namen lag?
Wer Asterix-Comics gelesen hat, weiss: Angst verleiht Flügel! Das glauben zumindest die Normannen, die in Gallien das Fürchten lernen wollen. Dass sie falschliegen, merken sie erst, als sie von einer Klippe springen. Majestix, der Chef der Gallier, hingegen fürchtet einzig, dass ihm der Himmel auf den Kopf fallen könnte.