Beipackzettel warnt nun vor Suizidgefahr
Künftig weisen die Verpackungsbeilagen darauf hin, dass die Antibabypille zu schwerwiegenden Depressionen führen kann. Eine Information, die dringend nötig war.
Veröffentlicht am 23. November 2018 - 10:39 Uhr,
aktualisiert am 23. November 2018 - 10:17 Uhr
Im August 2017 zeigte eine umfassende Studie aus Dänemark, dass Frauen, die hormonell verhüten, häufiger Suizidversuche unternehmen. Das Risiko ist 1.97-mal so hoch wie bei Frauen, die hormonfrei verhüten. Die Gefahr eines Suizids ist sogar 3.08-mal so hoch.
Experten wie der deutsche Pharmakritiker Gerd Glaeske forderten Konsequenzen. Die Schweizer Heilmittelbehörde Swissmedic müsse handeln und dringend mehr unabhängige Studien zum Thema einfordern. Zudem müsse man auf den Beipackzettel hormoneller Verhütungsmittel auf die Gefahr von Depression und Suizid hinweisen. Das war bis jetzt nicht der Fall. Swissmedic wollte erst abwarten, bis gesicherte Erkenntnisse der europäischen Arzneimittelbehörde vorliegen.
In seiner Studie hat der dänische Gynäkologe Ojvind Lidegaard die Daten einer halben Million junger Frauen ausgewertet. Im Schritt waren sie 21 Jahre alt. Schon früher hat er nachgewiesen, dass Frauen, die mit Hormonen verhüten, öfter an depressiven Verstimmungen und Depressionen erkranken. (Lesen Sie dazu auch die Beobachter-Titelgeschichte vom März 2017)
Für die europäische Arzneimittelbehörde war das Anzeichen genug. Sie leitete ein Signalverfahren ein und will jetzt den Beipackzettel mit zwei Nebenwirkungen ergänzen. Neu lesen Frauen da folgenden Hinweis: «Manche Frauen, die hormonelle Verhütungsmittel anwenden, berichten über Depressionen oder depressive Verstimmung. Depressionen können schwerwiegend sein und gelegentlich zu Selbsttötungsgedanken führen. Wenn bei Ihnen Stimmungsschwankungen und depressive Symptome auftreten, lassen Sie sich so rasch wie möglich von ihrem Arzt medizinisch beraten.»
Und was tut Swissmedic? Ohne eigene Prüfung der Sachlage zieht sie nun der europäischen Arzneimittelbehörde nach und fordert auch für die Schweiz ergänzende Hinweise. Zukünftig soll in der Packungsbeilage darauf hingewiesen werden, dass die Pille zu Depressionen und als Folge davon, zu einem erhöhten Suizidrisiko führen kann.