Sonnencremes töten Korallen
Einige Chemikalien in Sonnencremen greifen die Korallenriffe an. Für Schweizer Hersteller kein Grund, die Rezeptur anzupassen.
aktualisiert am 21. Juni 2018 - 16:11 Uhr
Ferien sind anstrengend. Immer muss man entscheiden: Strand oder Pool, Flip-Flops oder barfuss, Vanille oder Mocca? So richtig fies wirds aber erst jetzt. Die Frage, die sich diesen Sommer stellt, lautet nämlich: Sonnenschutz oder Naturschutz?
Denn die Mehrheit der Sonnencremes enthält Substanzen, die Korallen töten können. Diese Chemikalien führen zur gefürchteten Korallenbleiche. Gemäss der US-Meeresbehörde NOAA gelangen jedes Jahr rund 6000 Tonnen Sonnenschutzmittel in sensible Gewässer. Besonders umweltschädigend sind Kosmetika, die Oxybenzon und Octinoxat als UV-Schutz verwenden.
Als erster US-Bundesstaat hat Hawaii ein Verbot für diese Substanzen erlassen. Davon betroffen sind in den USA populäre Marken wie Coppertone, Banana Boat oder Neutrogena. Sie dürfen im Inselparadies ab dem Jahr 2021 nicht mehr verkauft werden.
Kritiker bezeichnen das Gesetz als verantwortungslos. Der Schutz der Haut vor UV-Strahlen
sei höher zu gewichten als der Schutz der Riffe. Zudem halten sie die Studien für ungenügend. Das sind Argumente, denen Naturschützer widersprechen. «Sonnencreme-Produzenten sollten fähig sein, frei von gefährlichen und riffeschädigenden Chemikalien zu produzieren», sagt Greenpeace-Sprecher Yves Zenger.
«Oxybenzon als UV-Filter hat sich für Mensch und Umwelt in fast vier Jahrzehnten als sicher bewährt.»
Medienstelle Johnson & Johnson
Bei den Schweizer Sonnencreme-Herstellern setzt Piz Buin bei einigen seiner Produkte auf den Korallenkiller Oxybenzon. Der internationale Konzern Johnson & Johnson, in dessen Portfolio sich Piz Buin befindet, schreibt: «Mit fast vier Jahrzehnten der sicheren Anwendung hat sich Oxybenzon als UV-Filter in Sonnenschutzprodukten für Mensch und Umwelt als sicher bewährt.» Man plane, in den nächsten zwei bis fünf Jahren neue Produkte mit und ohne Oxybenzon auf den Markt zu bringen. «Damit Verbraucher wählen können, was für sie am besten geeignet ist.»
Andere Schweizer Hersteller setzen beim UV-Schutz mehrheitlich auf Octocrilen. Der Stoff schädigt die Korallen weniger stark als Oxybenzon. Ein Problem sehen die Hersteller dabei nicht. So schreibt etwa Sherpa Tensing aus Winterthur: «Alle eingesetzten UV-Filtersubstanzen erfüllen die gesetzlichen Anforderungen.» Und Daylong: «Unsere Produkte, die potenziell korallengefährdende Substanzen enthalten, werden nicht auf dem US-Markt vertrieben.»
Weniger gefährlich für die Umwelt sind mineralische UV-Filter. Deren Schutzwirkung für die Haut ist aber geringer als diejenige der chemischen Blocker. Wer für sich und die Umwelt auf Nummer sicher gehen will, setzt sich am besten einfach nicht unnötig der Sonne aus. Oder streift sich, nicht nur beim Schnorcheln im Korallenriff, ein T-Shirt über.