Die auf Babywaren spezialisierte Genossenschaft Baby Rose verschickt ihren jährlichen Werbekatalog nicht nur an Kunden, sondern auch aufs Geratewohl. Zum Beispiel an Jacqueline Straubhaar. «Liebe Frischvermählte» lautet die Anrede im Begleitbrief.

Knapp daneben: Straubhaar ist 42, seit sechs Jahren geschieden und überdies kinderlos. Was unfreiwillig komisch klingt, kommt bei ihr nicht gut an: «Ich finde das pietätlos und übergriffig.»

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Baby Rose habe sie an den Lieferanten der Adressen verwiesen, die Direktmarketingfirma Künzlerbachmann, erzählt sie. Dort wird sie abgewimmelt. Sie könne sich mit ihrer Beschwerde innert 30 Tagen an das interne Datenschutzteam wenden. Sollte sie sich weiter zum Thema Direct Mailing und Datenschutz informieren wollen, könne sie das auf der Website des eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten tun. «Eine Entschuldigung habe ich nicht erhalten.»

Hunderte von Rücksendungen

«Wir hatten tatsächlich Rückmeldungen von einzelnen Empfängern, die sich gekränkt fühlten», gesteht Werner Felber, Präsident der Genossenschaft Baby Rose, ein. «Bei einem weiteren Mailing, das Eltern mit Kindern bis vier Jahre adressierte, hat es wegen falscher Adressen gar Hunderte von Rücksendungen gegeben.» Man habe das erste Mal einen solchen Adressstamm gekauft und wolle nun herausfinden, wie sicher solche Datensätze generell sind.

«Auch wir bedauern natürlich, dass dieses Mailing bei einigen Empfängerinnen und Empfängern negative Emotionen ausgelöst hat», sagt Susanne Roth, Marketingchefin des Adresshändlers. Man habe den Kunden allerdings vorgängig darüber informiert, dass man eine Zielgruppe «Frischvermählt» nicht selektieren könne. «Für uns ist es nicht nachvollziehbar, wieso unser Kunde im Wissen um diese grobe statistische Zielgruppenselektion diese Ansprache und Botschaft gewählt hat.»

Wie das so oder so unpassende Profil von Jacqueline Straubhaar in die Adresssammlung gerutscht ist, wurde ihr auf ihren Antrag hin noch nicht mitgeteilt. Sie wird Künzlerbachmann Directmarketing aber auf jeden Fall per Einschreiben verbieten, ihren Datensatz weiterhin zu verwenden. Weitere Möglichkeiten, wie man unerwünschte Werbung vom Briefkasten fernhält, finden sich auf der Website des eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (Edöb).