Im Volg wurde ein Schatz gefunden
Im Fundbüro der Zürcher Oberländer Gemeinde Hinwil liegt ein Goldbarren. Wie verliert man denn so etwas?
Veröffentlicht am 19. Januar 2023 - 14:00 Uhr
«Zürcher Oberländer», 28. November 2022: «Wie das kuriose Ereignis abgelaufen ist, bleibt ungeklärt.»
Weil der Mensch viele Sachen verliert, sie aber oft auch gern zurückhaben möchte, haben findige Leute Fundbüros gegründet. Allein bei den SBB trudeln 130'000 Fundgegenstände pro Jahr ein.
Abgegeben werden vor allem: Kleider, Handys, Gepäckstücke, Portemonnaies, Schlüssel und Brillen. Mal ein Hochzeitskleid (die Braut, die sich nicht traut?), mal eine millionenteure Stradivari-Violine (Lampenfieber vor dem Konzert?), Glasaugen (eins auf Überwachungskamera im ÖV machen?), Prothesen (damit der Sprinterzug besser sprintet?) und – immer wieder – Gebisse (Verteidigung des Sitzplatzes?).
Implantate und Gallensteine
Was nicht abgeholt wird, landet zum Beispiel bei Fundsachenverkauf.ch. Dort konnte man schon ein Brustimplantat kaufen (Geschäftsleiter: «Die Operation führen wir aber nicht durch.»), «Omas Gallensteine» (Wer will die behalten?) oder auch eine Urne mit Inhalt (des Bahnfans letzter Wunsch: eine Bleibe im Zug?).
Einen besonderen Schatz aber hütet das Fundbüro Hinwil im schönen Zürcher Oberland: einen Goldbarren. Gefunden wurde er im Volg-Lädeli eines sonnigen Frühlingstages im März 2022. «Ein nicht alltäglicher Fund», sagt die Filialleiterin. «Aber für uns war es selbstverständlich, ihn wie andere Fundsachen ins Fundbüro zu bringen.»
Wenn ein Fundgegenstand nicht innert Jahresfrist abgeholt wird, geht er an die Finderin über, die ihn fünf Jahre lang aufbewahren muss.
Dort fristet das edle Teil nun sein Dasein zwischen verlorenen Handys und Schlüsseln. Abgeholt wurde es laut den Einwohnerdiensten Hinwil bisher nicht. «Eine Seltenheit» sei diese Abgabe eines Goldbarrens, heisst es dort.
Doch wie kommt ein Goldbarren in den Volg? Luxus-Littering? Goldversteckis? Geldwäscherei? Platz im Gepäck schaffen für den Volg-Einkauf, obwohl ein Goldbarren höchstens so gross wie eine Schoggitafel ist? Oder wars die Person, die kurz vor dem Fund das Steuertelefon des «Zürcher Oberländers» anrief, weil sie nicht wusste, wie sie das goldene Ding versteuern soll? Fragen über Fragen.
Wenn ein Fundgegenstand nicht innert Jahresfrist abgeholt wird, geht er an die Finderin über, die ihn fünf Jahre lang aufbewahren muss.
Meldet sich die Besitzerin, ist ein Finderlohn von zehn Prozent üblich. Bei einem Gold-Kilopreis von 56'000 Franken kommt ein schönes Sümmchen zusammen. Wie viel, ist unklar. Denn das Gewicht des Barrens verrät das Fundbüro nicht – das muss die Besitzerin oder der Besitzer schon selbst wissen.
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3 Kommentare
das ist mein barren
jetzt weiss ich auch endlich, wo er mir aus der tasche gefallen ist..
Der Bericht liest sich spannend und ist zugleich tragisch. Ich vermute, dass es sich um eine verwirrte Person handelt, die glaubt, dass es sich um einen augenscheinlichen Barren aus Schokolade handelt, abgesehen vom Gewicht.
Ob wir es je erfahren werden?