Wie sieht eine Rechnung aus? Zum Beispiel so: Oben als Absender eine Firma namens 365 Office, darunter der Adressat, ein KMU aus Zürich. Dann das Produkt: «Premium Office Package 365», eine Bürosoftware. Ein Stück kostet 1280 Euro, zahlbar innert 14 Tagen.

Hätte die Sekretärin nicht genau hingeschaut, wäre die Rechnung wohl bezahlt worden. Nun sagt die Frau, die anonym bleiben möchte: «Hier geht es um Abzocke!» Stutzig gemacht habe sie, dass nirgendwo der Hersteller der Software, Microsoft, genannt werde. Nach interner Absprache war schnell klar: «Wir haben dieses Produkt nie bestellt.»

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Wer das Dokument genauer betrachtet, entdeckt im Kleingedruckten Folgendes: «Sie sind nicht verpflichtet, aufgrund dieser Offerte eine Zahlung zu leisten.» Es handelt sich also nicht um eine Rechnung: Nur wer zahlt, geht einen Kaufvertrag ein. Ob danach eine Leistung erfolgt, ist ungewiss.

Dubiose Firma in Montenegro

Weshalb verschleiert 365 Office mit Sitz in Podgorica, Montenegro, den wahren Charakter des Schreibens? Auf Fragen des Beobachters antwortet eine gewisse Victoria Polack lapidar per E-Mail: «Wenn Sie kein Interesse haben, können Sie das Schreiben als gegenstandslos betrachten.»

Dass 365 Office wohl keine seriöse Firma ist, zeigt auch die hastig zusammengebastelte Website. Unter «Testimonials», wo Kunden eigentlich den guten Service des Unternehmens loben sollten, heisst es nur: «Lorem ipsum dolor sit consectetur adipiscing elit» – Standard-Blindtext, der gar nichts bedeutet (siehe Bild rechts).

Hier ist der Tatbestand der täuschenden Rechnungsstellung erfüllt, sagt Guido Sutter vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). «Der Durchschnittsbürger dürfte davon ausgehen, dass eine fällige Rechnung vorliegt.» Viel ausrichten könne man nicht. Das Seco könnte zwar bei einer kantonalen Strafverfolgungsbehörde einen Strafantrag gegen unbekannt einreichen. «Erfahrungsgemäss endet das aber bei grenzüberschreitenden Sachverhalten in einer Einstellungsverfügung.» Kurz: Auch wenn eine Firma mit unlauteren Methoden operiert, sind die Erfolgsaussichten juristischer Massnahmen gering.

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Mehr zu Konsumfallen

Mit vermeintlichen Gewinnversprechen versuchen dubiose Firmen, nicht nur sich selbst zu bereichern, sondern auch an Personendaten zu gelangen. Beobachter-Mitglieder erfahren, wie sie Konsumfallen erkennen, wie sie sich dagegen wehren und diese mittels Musterbrief direkt dem Seco melden können.

Rückforderung ist «meist illusorisch»

Bei der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) heisst es: «Finger weg!» Grundsätzlich sei immer Skepsis angebracht, wenn man Rechnungen erhalte für Bestellungen, an die man sich nicht erinnere. «Wenn man nach einer Zahlung feststellt, dass nicht geliefert wird, sitzt man trotz eindeutiger Rechtslage meist am kürzeren Hebel.» Bei einem Anbieter im Ausland sei das Rückfordern einer Zahlung «nahezu illusorisch».

Auch Microsoft verweist auf die Tücken im Kampf gegen Betrüger: «Leider verbergen sich diese über ein System von Briefkasten- und Tochterfirmen in der ganzen Welt», sagt Mediensprecher Christoph Glaus.

Als Rechnungen getarnte Offerten seien lange nicht die einzige Masche. «In der letzten Zeit häufen sich in der Schweiz Anrufe von Betrügern, die sich als Microsoft-Mitarbeiter ausgeben.» Sie versuchten so, Zugriff auf fremde Rechner zu erhalten, um Passwörter oder Daten abzufischen. «Solche Anrufe sollte man unverzüglich beenden.»

So sieht die Rechnung aus:

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