Ärger mit der Ferienwohnung
Eine Gruppe junger Freunde landet in Genf in einer Abbruchbude mit tropfenden Decken. Auf Kontaktversuche reagiert der Vermieter nicht. Was sagt Airbnb dazu?
Veröffentlicht am 11. September 2020 - 14:06 Uhr
Ein grosses Versprechen: «Weltweit zuhause». So warb Airbnb 2016. Über die Buchungsplattform werden mehr als sieben Millionen Unterkünfte angeboten. Die meisten sind erschwinglich, voll ausgestattet und in guter Lage – perfekt als Ferienunterkunft. Das dachten sich auch Philip Auer und drei Freunde, als sie die fünftägigen Ferien im Juli in Genf buchten.
Die Ferienstimmung wandelte sich schnell in Frust. Das Tor zum Grundstück war defekt. Die Freunde mussten über den Zaun klettern, um zum Haus zu gelangen. Die Wohnung entsprach nicht den Angaben auf Airbnb. Kaputte Türen, Stromausfälle und tropfende Decken. Auer kontaktierte den Vermieter. Keine Antwort. Nach drei Tagen bat er Airbnb um Hilfe.
Airbnb wollte Fotos der Mängel. Eigentlich müssen Beschwerden innerhalb von 24 Stunden nach dem Check-in gemeldet werden. Nur traten die meisten Probleme erst nach zwei Tagen auf. Ausserdem können Stromausfälle oder verschlossene Tore kaum fotografiert werden. Auer schickte stattdessen Verläufe seiner versuchten Chats mit dem Vermieter ein. Er verlangte eine Rückerstattung von 800 der insgesamt 1250 Franken.
Nach drei Wochen antwortet Airbnb: «Wir können keine Rückerstattung veranlassen, wenn uns keine Dokumentation vorliegt und wir nicht innerhalb der ersten 24 Stunden informiert worden sind.» Die Erstattung liege im Ermessen des Gastgebers, der sei nicht bereit dazu. Beobachter-Beraterin Katharina Siegrist sagt: «Airbnb ist nicht Vertragspartner, sondern Vermittler. Es muss mit dem Vermieter geklärt werden, wenn mit Airbnb keine Einigung erzielt werden kann.»
Nachdem der Beobachter Airbnb auf den Fall angesprochen hatte, gings dann plötzlich doch – die Gruppe erhielt 605 Franken zurückerstattet. Das sei aber eine Ausnahme, betont Airbnb.
Entpuppt sich die Ferienwohnung oder das Ferienhaus als verwahrloste Bruchbude? Beobachter-Mitglieder erfahren, worauf sie bei der Buchung schon mittels einer Checkliste achten können, wie sie auf Mängel richtig reagieren und was ihre Rechte und Pflichten als Mieter sind.
3 Kommentare
Die Gier kennt keine Grenze nach oben, nicht bei Airbnb, nicht bei den Anbietern, die lieblich „Gastgeber“ genannt werden. Gegenseitige Bewertungen sollen verhindern, dass man was Negatives schreibt, sonst kriegt man gleich von den Vermietern die Retourkutsche verpasst. Mit ihrem Reglement erinnert Airbnb an Scientology. Korrespondenzen von Callcentern werden robotergleich insoweit geführt, dass man mit Vordrucken, oder Tut-Mir-Leid-Telefonaten zugemüllt wird. Übersieht man einer ihren vielen Links, die ihr Gesetz sind, hat man das Nachsehen und ein Coupon kann man ja bei der nächsten Buchung einlösen. Freundlichkeit hat bei Airbnb durchaus Grenzen, wenn es darum geht, Geld einzusparen. Und jetzt haben die Vermieter in Zeiten von Corona die Frechheit, über ihre Engpässe zu jammern!
Das mit den gegenseitigen Bewertungen und der Retourkutsche stimmt so definitiv nicht! Der Vermieter kann die Bewertung des Mieters erst lesen, wenn er den Mieter vorgängig selber bewertet hat! Also Nix mit Retourkutsche!
Wer sich auf Airbnb einlässt, der fördert Mietzinswucherei, Ausbeutung, Zweckentfremdung, Verdrängung, Steuerhinterziehung: Bis Corona großer Nutznießer der Wohnungsnot. Eigene Verantwortung, Kontrollen gibt es bei Airbnb nicht, es geht darum, jeden möglichen Euro zu verdienen und Gebbia, Chesky und Co. noch reicher zu machen.
Begünstigt werden die (habsüchtigen) Vermieter. Sollten sie Ärger mit einem „Gastgeber“ haben; zum Beispiel bei einer, wie sich herausstellte, kleinen, dreckigen, lauten Einzimmerwohnung von einem Italiener mit verschiedenen Namen in einem Puff in Neukölln/Berlin bei einer monatlichen Miete zwischen 1500,00 – 2500,00 € plus Servicegebühren für 30 m2: Die Dummen sind immer die Mieter. Man kann ja (so auf die Schnelle wieder ausziehen). Hochglanzfotos über den Zustand der Wohnung, wird von Airbnb nicht kontrolliert. Es regiert allein Angebot und Nachfrage. - Auch in Katalonien (Barcelona, Sitges) kennt die Gier bei Vermietungen auf Zeit durch Airbnb keine Grenze nach oben, während die Bewohner keine bezahlbaren Wohnen in den Innenstätten mehr finden.