Falsche Kritik am Beobachter-Test
Eine von Galaxus angebotene Schutzmaske wurde im Beobachter-Test als «ungenügend» bewertet. Der Online-Shop kritisierte den Test hart – aber vorschnell.
Veröffentlicht am 14. August 2020 - 09:21 Uhr
Die chinesische Schutzmaske HG von Galaxus hat im Beobachter-Test ungenügend abgeschnitten. Gegen kleine Tröpfchen schützt sie genügend, nicht aber gegen die noch kleineren Aerosole. Der chinesische Hersteller behauptet, die Maske erfülle die chinesische Prüfnorm KN95, was eine Filterwirkung von 95 Prozent bedeuten würde.
Der Zulieferer von Galaxus erhielt für die HG-Masken in einem deutschen Labor eine Konformitätserklärung nach Light-Prüfnorm. Darauf haben die Schweizer Behörden Galaxus den Verkauf erlaubt. In Deutschland wäre das verboten. Denn der chinesische Hersteller hat auf Verpackung und Masken die Qualitätsauszeichnungen «FFP2», «CE» sowie «EN 149» aufgedruckt, obwohl er dafür keine Bestätigung hat. Das gilt in Deutschland als Irreführung.
Die Migros-Tochter Galaxus legte nach Redaktionsschluss der letzten Beobachter-Ausgabe ein neues «Testergebnis» vor und wollte das Testurteil «ungenügend» entkräften. Das Migros-Labor SQTS hat die HG-Atemschutzmaske aber nur nach den Richtlinien für Stoffmasken geprüft, für die leichtere Prüfkriterien gelten. Danach liegt die Filterwirkung bei über 95 Prozent bei Partikeln in der Grösse von einem Mikrometer.
Die Fachhochschule kommt hingegen bei 0,3 Mikrometer grossen Partikeln lediglich auf eine Filterwirkung von 44 Prozent. Das Migros-Labor bestätigt schriftlich, dass es keinen Test gemacht habe, sondern bloss eine «Plausibilitätsprüfung».
Galaxus stellte dennoch den gesamten Test des Beobachters in Frage. Die FHNW habe die Masken mit einem neu entwickelten Verfahren und nicht nach Originalnorm getestet. Gemäss den Kriterien der Lauterkeitskommission sind Medien bei Produkttests frei, ihre Prüfkriterien unabhängig von den Normen festzulegen. Ein möglichst realitätsnaher Test erschien auch daher sinnvoller als ein genormtes Testverfahren, das für die Corona-Pandemie nur beschränkte Bedeutung hat.
Die Aussage, Galaxus habe womöglich Ramschmasken im Angebot, sei falsch, schreibt der Onlinehändler. «Unser Schweizer Lieferant hat uns eine direkte Verbindung zum Hersteller in China offengelegt und uns bestätigt, dass wir Originalmasken und eben keine Plagiate gekauft haben.» Zudem stimmten Herstelldatum, Ablaufdatum sowie andere Kennzeichen mit den Originalprodukten überein.
«Wir können mit gutem Gewissen sagen, dass wir keine Masken mit unzureichender Schutzwirkung verkauft haben.» Den Vorwurf, der Beobachter habe Fake News verbreitet, nahm Galaxus zurück und entschuldigte sich.
Im Beobachter stand auch, die Aufsichtsbehörden der USA und von Kanada hätten die Zulassung der HG-Masken wegen eines ungenügenden Testergebnisses entzogen. Die kanadische Behörde schreibt: «Nicht alle Schutzmasken erfüllen die erforderliche Mindestfiltrationsrate von 95 Prozent.» Die Warnung erfolgte, weil viele gefälschte HG-Masken im Umlauf waren.
Die FHNW betont die Zuverlässigkeit des Testverfahrens, das es ermögliche, die Filtereffizienz nur für die feinen Aerosole zu messen, ohne die grösseren Teilchen mitzuzählen, wie dies bei der Norm vorgesehen ist. Der Test der Fachhochschule ermögliche daher eine bessere Beurteilung für die relevanten Kleinstpartikel, sagt Professor Ernest Weingartner.
Eine gute Maske besteht den FHNW-Test problemlos. Die andere FFP2-Maske im Beobachter-Test hat zu 100 Prozent bestanden, ebenso die zu Vergleichszwecken getestete FFP3-Asbestmaske Lux (bei Obi gekauft).
2 Kommentare
Im Test schneidet die FFP2 Maske der Marke TECT am besten ab. Gekauft bei Migros DoIt. Diese Makse hat 100% der Aerosole nicht durchgelassen.
Danke für die vielen, interessanten Informationen, doch In diesem Dschungel kann ich nicht ersehen, welche Masken nun, sei es Wegwerf oder Stoff ich kaufen soll. Eine Kaufempfehlung fehlt oder ich habe Tomaten auf den Augen. Ich verwende diejenigen Wegwerfmasken die dazumal zum anscheinend Selbstkostenpreis von z.B Coop angeboten wurden (20er Pack für 20.—) Wie haben diese beim Test abgeschnitten? Ich und wohl viele Konsumentinnen und Konsumenten wären dankbar für konkrete Kaufempfehlungen, dies sollte doch im Interresse der ganzen Bevölkerung sein und erwarte eigentlich vom BAG diesen Schritt. Ein weiteres Thema, doch ich lasse es hiermit im Raum stehen, ist die Entsorgung der Masken. Es ist eine Schweinerei wie Menschen damit umgehen, denn man findet getragene Masken in öffentlichen Abfalleimern, auf Strassen usw. Zum Schutzkonzept würde auch dies gehören, dass z. B jeder seine Maske entweder nach Hause nimmt und dort entsorgt oder dass Geschäfte, Restaurants usw. entsprechende Entsorgungseimer stellen!