Ein Notfall-Marathon mit Rückenschmerzen
Eine Patientin will einen Arzt - und muss dreimal anrufen. Dann bleibt nur die Ambulanz, heisst es.
Veröffentlicht am 15. Februar 2019 - 18:37 Uhr,
aktualisiert am 14. Februar 2019 - 09:49 Uhr
Romana Müller* aus Rapperswil SG erwachte nachts mit starken Rückenschmerzen . Vermutlich ein Hexenschuss. Sie schleppte sich zum Telefon, wählte die Nummer ihres Hausarztes und wurde automatisch mit der Notfallabteilung im Spital Männedorf ZH verbunden. Müller wünschte, dass ein Arzt sie zu Hause besucht – in ein Auto steigen konnte sie nicht, die Schmerzen waren zu stark. «Dann müssen Sie den Notarzt in Rapperswil anrufen», sagte die Frau vom Notfall in Männedorf.
Unter Schmerzen googelte Müller die Nummer , rief an – und wurde erneut mit dem Spital Männedorf verbunden. Dieses Mal riet man ihr, die SOS-Ärzte anzurufen. Doch die sind nur für den Kanton Zürich zuständig – erneut wurde Müller nach Männedorf verwiesen. Also rief sie zum dritten Mal dort an. «Dann müssen Sie die 144 kommen lassen», riet man ihr nun.
Die Ambulanz brachte Romana Müller schliesslich ins Spital Männedorf, wo man ihr eine schmerzstillende Infusion verabreichte. Schon bald konnte sie wieder nach Hause.
Der Schock kam später: Die Rechnung für den ungewollten Transport per Ambulanz betrug 938 Franken – zu zahlen aus eigener Tasche. Müller fragte sich: Muss man in Rapperswil wirklich wegen eines nächtlichen Hexenschusses den Notfall beanspruchen?
Es gibt sehr wohl einen Nachtarzt in Rapperswil. Also muss etwas schiefgelaufen sein. Das Spital Männedorf teilt mit, die Mitarbeitenden des Notfalls hätten Müller mit dem diensthabenden Arzt verbinden müssen, doch der Prozess sei leider nicht korrekt befolgt worden. «Diese Unannehmlichkeiten bedauern wir sehr.» Man gehe angesichts der Symptome davon aus, dass der Arzt ebenfalls die 144 aufgeboten hätte, trotzdem biete man an, die Transportkosten zu übernehmen.
Romana Müller ist erleichtert: «Ich habe nicht damit gerechnet, das Geld zurückzubekommen. Und es ist beruhigend, dass es in Rapperswil doch einen Notfallarzt gibt, der nachts Hausbesuche macht.»
* Name geändert
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