Kindersachen mieten statt kaufen
Im Handumdrehen sind Babykleider und Kinderwagen zu klein, die Spielsachen nicht mehr altersgerecht. Hier bieten Start-ups eine Lösung.
Veröffentlicht am 21. Juni 2023 - 16:07 Uhr
«Es ist ja völlig klar, dass das nicht nachhaltig ist», sagt Anne Voigt. Ihre Tochter wuchs als Baby innert dreier Wochen aus den Kleidern raus.
Voigt arbeitete bei Greenpeace und wollte auf umweltfreundliche Babykleidung achten. «Die enorme Verschwendung bei billigen Kinderkleidern ist mir ziemlich eingefahren. Umweltschonende und qualitativ bessere Kleider zu kaufen, ging aber ins Geld. Secondhand fand ich praktisch nichts. Das hat mich total geärgert.»
Tatsächlich ist bei den Kleinsten die Materialschlacht am grössten. Sie wachsen schnell, und ihre Bedürfnisse ändern sich ständig. Teure Kinderwagen, Möbel, Kleider und Spielsachen verstauben schon bald im Keller.
Grosses Sparpotenzial
Quasi am Wickeltisch hatte Anne Voigt die Idee, nachhaltige Babykleidung im Abo zu vermieten. Sie gründete das Start-up Miniloop. «So kann man hochwertige Sachen zu einem Bruchteil des Kaufpreises nutzen und wieder zurückgeben, wenn sie zu klein geworden sind oder die Saison wechselt.»
Mehr Leute könnten sich damit hochwertigere Kinderkleidung leisten. «Je schneller ein Kind aus Kleidergrössen herauswächst, desto eher lohnt es sich zu mieten.» Zwischen 30 und 65 Prozent könne man sparen , das seien schnell mal mehrere Hundert Franken, so Voigt.
Sie setzt auf hochwertige Naturmaterialien wie Wolle und Seide, weil die langlebig seien. Deshalb könne die Kleidung im Schnitt von zehn Kindern getragen werden.
Schon einige Angebote
Als sie 2019 ihre Firma gründete, gab es in der Schweiz kaum Mietangebote für Kinderprodukte. Heute sieht es anders aus. Bei Kiddos aus Willisau etwa kann man Erstausstattungen von Hochstühlen bis zu Beistellbetten mieten.
Bei Gaia Children aus Küsnacht am Zürichsee gibts Spielsachen, Möbel, Kleidung. Und bei Loopi in Winterthur Kinderwagen im Abo.
Service und Garantie inklusive
Alle verfolgen das gleiche Ziel: Lebensdauer maximieren, Verschwendung vermeiden. Ein Schritt Richtung Kreislaufwirtschaft.
Ginge das nicht auch mit Secondhand? «Ja, schon. Aber bei uns ist die ganze Reinigung, Wartung und unlimitierte Garantie im Abo dabei», sagt Chantal Lisci, Mitgründerin von Loopi. Deshalb sei das Risiko für die Kundschaft viel kleiner als bei einem Secondhand-Kauf, bei dem man nie genau wisse, was man bekomme.
«Wer weiss schon vor der Geburt, ob das Kind lieber getragen wird, statt im Wägeli zu sitzen?»
Chantal Lisci, Mitgründerin von Loopi
«Die Herausforderung ist, dass viele nicht wissen, dass man Kinderausstattung mieten kann, und darum alles neu kaufen», sagt Lisci. Dabei sei Mieten bei Produkten wie Kinderwagen besonders sinnvoll.
«Wer weiss schon vor der Geburt, ob das Kind lieber getragen wird und deshalb im Wagen heult?» Einen Wagen wieder zu verkaufen, sei nicht einfach, die Nachfrage auf dem Secondhand-Markt nicht besonders gross.
Pro Jahr landen Zehntausende von Kinderwagen im Müll
«Deshalb landen in der Schweiz jährlich etwa 90’000 Kinderwagen auf dem Schrottplatz. Familien kaufen im Schnitt drei Wagen, bis alle Kinder laufen können. Das ist unnötig», sagt Chantal Lisci.
Im Abo-Modell sei man viel flexibler, könne die Kinderwagen testen, retournieren und spare sich vor dem Kauf die Zeit für die aufwendige Recherche.
Baby- und Kindersachen zum Mieten
Hier können Sie Kleider und Ausrüstungen für Ihre Kleinen mieten: miniloop.ch, loopi.ch, kiddos.ch, gaia-children.com