Noch ein geplatzter Ferientraum
Eine Winterthurerin bucht einen Badeurlaub. Der Flugplan ist so grotesk, dass sie lieber zu Hause bleibt.
Veröffentlicht am 3. Januar 2020 - 16:02 Uhr
«Ein geplatzter Ferientraum» . So titelte der Beobachter vor vier Jahren. Hauptdarstellerin des Dramas: Bianca Tiziani aus Winterthur. Damals hatte sie bei einem Online-Discounter Badeferien in der Türkei gebucht. Nachdem sie den Flug verpasst hatte, fiel der Urlaub ins Wasser. Der Anbieter stornierte den Hotelaufenthalt – obwohl Tiziani einen Ersatzflug gekauft hatte.
Diesen Herbst wollte sie es besser machen. Beim renommierten Veranstalter FTI Touristik buchte sie eine Woche Hurghada. Für sich, ihre fünfjährige Tochter und ihren Partner. Auf der Rechnung heisst es: sechs Nächte im Hotel Fun City, Landeskategorie fünf Sterne, 1902 Euro.
Einen Tag vor dem Abflug am 22. Oktober konsultierte sie die Reiseunterlagen. «Irgendetwas stimmte nicht», erinnert sich Tiziani. Die Ankunftszeit in Istanbul war die exakt gleiche wie die Abflugzeit nach Luxor. «Stopp 00:00 Std». Wie bitte?
Es stellte sich heraus, dass der Jet ab Istanbul erst 24 Stunden später abheben sollte. Doch damit nicht genug: Nach der Ankunft um 1.20 Uhr in Luxor wäre kein Bus für die rund vierstündige Weiterfahrt nach Hurghada bereitgestanden. Aus den sechs Nächten am Reiseziel wären so vier geworden. Und am Ende sogar nur dreieinhalb, denn der Rückflug ab Luxor war für den 28. Oktober um 3.45 Uhr geplant. Noch eine Übernachtung weniger im «Fun City».
Unter diesen Voraussetzungen trat Tiziani die Reise gar nicht erst an. Die Rechnung der FTI Touristik flatterte dennoch in ihr Postfach: 90 Prozent der Kosten seien zu begleichen.
Wie kann es sein, dass ein Anbieter sechs Übernachtungen in einem Hotel verkauft, obwohl der Reiseplan drei davon faktisch verunmöglicht? Auf Anfrage des Beobachters entschuldigt sich FTI: «Unglücklicherweise sind in diesem Fall zwei technische Fehler gleichzeitig aufgetreten», schreibt Managerin Petra Möhle.
Erstens: Eigentlich dürften keine Flüge mit so langen Zwischenaufenthalten verkauft werden. Zweitens: Es darf im System kein Flug nach Luxor mit einem Hotelaufenthalt in Hurghada kombiniert werden. «Die entstandenen Kosten werden den Kunden selbstverständlich nicht in Rechnung gestellt. Die Stornierung der Reise ist somit kostenlos.»
Bianca Tiziani ist erleichtert. Bloss: In den Ferien war sie immer noch nicht.
Wer einen längeren Auslandaufenthalt plant oder öfters im Jahr verreist, wird sich unweigerlich mit der Frage beschäftigen, welche Reiseversicherungen man braucht. Mitglieder des Beobachters erfahren, ob sich eine Annullierungskostenversicherung lohnt und was durch den ETI-Schutzbrief gedeckt ist.
2 Kommentare
Online ist heutzutage fast alles buchbar. Auch Flüge nach Luxor mit Hotelaufenthalt in Hurghada. Dass der Transfer aber viele Stunden dauert, wissen viele nicht. Vielleicht wäre es erstens gut, vor Buchungsabschluss die Flugzeiten zu checken und zweitens direkt ins CH-Reisebüro mit dem Angebot. CH-Reisebüros können alles einbuchen, was online auch buchbar ist, auch in EUR bzw. DE- Veranstalter. So wäre einem viel Ärger erspart geblieben.
Als Reisebüro Inhaberin und Tourismusexpertin kann ich nur mutmassen. Reise online gebucht, dort sieht man alle Details vor Buchungsabschluss und diese sollte man sich ansehen. Für die nächste Reise empfehle ich ihr, mal den Gang ins Reisebüro zu wagen, entweder persönlich, geht heute aber auch telefonisch, via Mail oder what's app. Sie kann sich zukünftig eine Menge Ärger ersparen und kommt sicher in die Ferien. Solche Reisen würde ein Reisebüro nie anbieten, egal wie billig es wird.
Überigens der Reiseveranstalter 5 vor Flug von ihrer letzen Reise in die Türkei gehört auch FTI.