Was, wenn ich kein Ticket kaufen kann?
Es kommt immer wieder mal vor, dass Reisende wegen IT-Problemen keine Zugtickets kaufen können. Was man tun kann.
Veröffentlicht am 28. Juni 2024 - 09:21 Uhr
Am Mittwochabend konnten SBB-Passagiere stundenlang keine Tickets kaufen. Weder in der SBB-App noch an Automaten oder über die Webseite der SBB. Das löst Unsicherheiten aus: Darf man trotzdem in den Zug steigen, oder droht dann eine Busse?
Rechtlich gesehen schliesst man in dem Moment einen Vertrag ab, wenn man ein Billett kauft und in den Zug steigt. Einfach gesagt: Geld gegen Transport. Wenn es aber schlicht unmöglich ist, am Abfahrtsort ein Ticket zu erwerben, darf man trotzdem einsteigen.
Gibt es einen Billettschalter?
Vorher sollte man aber abklären, ob es einen Billettschalter in der Nähe gibt, und man sollte alternative Verkaufskanäle prüfen. Zum Beispiel über Apps von lokalen Transportunternehmen wie BLS Mobil oder an einem nahe gelegenen Automaten eines städtischen Verkehrsbetriebs. Funktioniert das alles nicht, kann man bei der Kontrolleurin im Zug bezahlen. Einen Zuschlag darf sie nicht verlangen.
Hat man schon im Voraus ein Billett gelöst, kann es aber wegen eines technischen Problems im Zug nicht abrufen, findet man die Kaufquittung oft auch im E-Mail-Eingang. In diesen Fällen muss man natürlich nicht nochmals im Zug bezahlen. Schwierig wird es, wenn man das Ticket nur in der App gespeichert hat und wegen der Störung nicht vorzeigen kann. Dann sollte man die Situation erklären und auf Kulanz hoffen.
Im Falle einer Busse
Erhält man trotzdem eine Busse, kann man sich bei den SBB beschweren. Dafür gibt es ein Onlineformular. Sollten die SBB die Beschwerde ablehnen, kann man sich an die Durchsetzungsstelle des Bundesamts für Verkehr wenden. Zwingende Voraussetzung ist, den abschlägigen Entscheid der SBB, das allfällig im Voraus gelöste Ticket sowie eine Kopie des Kontrollbelegs und des Zuschlags beizulegen. Ebenfalls hilfreich sind ein Nachweis, dass das Ticketsystem zum besagten Zeitpunkt ausgefallen ist – zum Beispiel mit der Kopie einer Nachrichtenmeldung – und der Hinweis, dass am Einstiegsort auch kein Schalter verfügbar war.
10 Kommentare
ich bin die Heiligsprechung des ÖV so leid.
Postauto, SBB und Co. sind überheblich und eindeutig zu teuer. Sie kosten Milliarden und verbraten diese zu einem Teil für gänzlich nicht dem Transportauftrag entsprechenden und unnötigen Investitionsfelder.
Leider bekommen die Entscheidungsträger das zu wenig unter die Nase gerieben, weil sie alle ein Gratis-GA erhalten,
sodass sie nicht unvoreingenommen an die Thematik herangehen, noch
selbst je in Ticket-Kaufprozesse und deren Problematik involviert sind.
Mir wird es schlecht wenn sich selbst linke Parlamentarier in der First Class mit Gratisbillet ihr Füdli auf Staatskosten wärmen und in Debatten übersehen, wie man "Reisende" bzw. "Fahrgäste" eigentlich behandeln sollte.
Dienstleistung darf ihren Preis haben, aber die Milliarden die Jahr für Jahr illegitim rausgeworfen werden, sollten nicht zur Kriminalisierung derjenigen gehen, die aufs Auto verzichten und etwas zum ÖV beitragen wollen.
Das ganze Ticket-Debakel - und wie man dauern die Schuld und Verantwortung beim Kunden sucht - führt zu einer wachsenden Antipathie gegenüber dem ÖV und dem käuflichen Parlament. Die Mitarbeiter an der Front sind ausgezeichnet, das ist nicht das Thema. Der Fisch stinkt hier in Bern. Die Nachweispflicht für Kunden - wenn die SBB und ihre Digitalisierungsträume versagen - ist einfach nur ein ganz übler Witz. Ich verlange eine Revision des Transportgesetzes und eine stärkere Pflichtnahme der öffentlich finanzierten Betriebe.
FAIRTIQ oder EasyRide verwenden! Unkomplizierter geht es nicht.
Ich habe mir angewöhnt, wenn ich das Billet vorher online kaufe, das Billet als PDF zu speichern und auf dem Handy in einem Cloud-Speicher (OneDrive, GoogleDrive etc.) zu speichern, damit ich es notfalls dort anzeigen kann.
Mann muss es einfach schon mal anzeigen, wenn man Verbindung hat! Im Zug kann es ja sein, dass man grad keine Verbindung hat, wenn man es bräuchte ...
Das Verhalten der ÖV-Betriebe ist unakzeptabel und kundenunfreundlich. Die Betriebe stellen Ticketplattformen zur Verfügung, die voller Fehler sind, aber der Schuldige ist am Ende immer der Kunde, gebüsst wird der Kunde, egal was die Ursache ist, egal ob den Betrieben ein Schaden entstanden ist oder nicht. Die Systme sind einfach noch nicht gut genug, ja noch nicht richtig zu Ende gedacht, weil jeder Ticket-Fehler gleich zu einem Schwarzfahrer-Eintrag führt. Das darf und kann nicht sein!
Ganz geschweige von oft sehr unschönen und gehässigen Disputen mit dem Kontrollpersonal, dem oft jeder Anstand und jede Kompentenz für solch zugebenermassen schwierige Situationen fehlt.
Ich bin sehr für strenge Massnahmen bei offensichtlichen Schwarzfahrern. Aber in Fällen, wo ein falsches Ticket ohne eigenes Zutun und ohne Betrugsabsicht zum Schwarzfahrereintrag führt besteht offensichtlich eine grosse Unverhältnismässigkeit. Persönlich nehme ich nur noch den ÖV wenn es sicht nicht vermeiden lässt.