So ätzend sind Energydrinks
Red Bull und Co. zerstören den Zahnschmelz noch stärker als andere zuckerhaltige Softdrinks.
Veröffentlicht am 11. Oktober 2011 - 09:22 Uhr
Erosion von Zahnschmelz ist zur Volkskrankheit geworden. Jeder Dritte leidet inzwischen daran. Schuld sind vor allem säurehaltige Getränke. Dass die grösste Gefahr in Energydrinks lauert, zeigt eine Studie von Adrian Lussi, Direktor der Klinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin an der Uni Bern, für die er 60 Getränke auf ihre Erosionswirkung hatte wissenschaftlich untersuchen lassen.
Zwar ist Karies nach wie vor das grösste Problem, doch die Säureschäden holen auf. «Karies kann überall an den Zähnen vorkommen, aber nicht so breitflächig wie die Erosion, die vor allem die Kauflächen angreift», sagt Lussi.
Nicht etwa Cola ist der ärgste Feind der Zähne, wie man früher gewarnt hat. «Gegen Energydrinks ist Cola geradezu ein Schwächling», sagt Lussi. Das Schlimmste an Red Bull und Co. sei: Man trinke sie selten in einem Zug, sondern schluckweise. Mit der Folge, dass man die Zähne womöglich über Stunden in den Säuren badet.
Der Zürcher Zahnarzt Albert Gasser warnt vor dem Irrglauben, dass zuckerlose Softdrinks für die Zähne nicht so schlimm seien: «Zucker ist fatal, Säure aber eine wahre Katastrophe.» Mit üblichen Mitteln wie Fluorlack komme man dieser Art Säure nicht bei, weil der Schutz zu wenig lang halte, so Gasser. Die weitverbreitete Meinung, ein zuckerloser Kaugummi nach dem Drink beuge Schäden vor, sei ebenfalls falsch.
In seiner Studie widerlegte Adrian Lussi auch die alte Meinung, dass prinzipiell alles, was einen Säurewert (pH) von unter 5,5 habe, die Zähne schädigen könne. Joghurt etwa sei zwar sauer, doch macht das enthaltene Kalzium die Säure unwirksam. Dasselbe gilt auch für Orangensaft, wenn er mit Kalzium versetzt ist.
Es gibt kaum wirksame Mittel gegen die Zahnerosion wegen Energydrinks. Wie bei sauren Früchten ist auch hier sofortiges Zähneputzen nicht optimal. Und: «Die häufig empfohlene Wartezeit von einer halben bis zu einer Stunde genügt nicht. Der Speichel braucht bedeutend länger, um erweichte Zahnsubstanz so zu reparieren, dass sie der Zahnreinigung widerstehen kann», sagt Lussi. Er hält diese Empfehlung auch deshalb für gefährlich, «weil in diesem Fall die Zähne unter Umständen gar nicht gereinigt werden».
Der beste Freund nach einem Energydrink ist und bleibt ein grosser Schluck Wasser. Der kostet nichts und ist auch in einer langen Partynacht problemlos erhältlich.