Kinder kommen in den meisten Kantonen im zarten Alter von vier Jahren in den Kindergarten – genauer gesagt, wenn sie bis zum 31. Juli ihren vierten Geburtstag gefeiert haben. Einige freuen sich darauf und können den Beginn kaum abwarten.

Andere machen sich Sorgen – ebenso wie ihre Eltern. Ist mein Kind wirklich schon reif genug für den Kindergarten? Oder ist es vielleicht noch zu jung? Aus diesen Überlegungen heraus entscheiden sich viele Eltern, ihr Kind ein weiteres Jahr zu Hause zu behalten.

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Besonders häufig kommt das im Kanton Bern vor: Rund 17 Prozent der Kinder starten dort ein Jahr später in den Kindergarten als ihre gleichaltrigen Spielkameraden, berichten «Berner Zeitung» und «Bund» unter Berufung auf Zahlen der Berner Bildungsdirektion.

Was steht im Gesetz zum Kindergartenalter?

Die meisten Kantone sind dem Harmonisierungskonkordat (Harmos) beigetreten, das das Bildungswesen einheitlich regelt. Darin steht, dass der Kindergarten zwei Jahre dauert und Kinder im Alter von vier Jahren eintreten müssen. In Kantonen, die nicht beigetreten sind, gilt das kantonale Schulgesetz.

Warum können Berner Eltern entscheiden, dass ihre Kinder erst später in den Kindergarten müssen?

Weil die Kantone selbst bestimmen können, wie genau sie Harmos umsetzen. So gibt der Kanton Bern den Eltern mehr Freiheiten. Das verstösst nicht gegen das Konkordat.

Wie müssen Eltern vorgehen?

In Bern müssen sie lediglich im Anmeldeformular ankreuzen, dass ihr Kind den Kindergarten erst ein Jahr später besucht. In den meisten anderen Kantonen müssen Eltern bei der Schule oder der Gemeinde einen Antrag stellen.

Die Anforderungen sind unterschiedlich: Einige Schulen akzeptieren ein einfaches Schreiben, andere verlangen einen Abklärungsbericht von einem Kinderarzt oder einer Psychologin. Wer sein Kind ein Jahr später in den Kindergarten schicken möchte, sollte sich möglichst frühzeitig bei der Gemeinde oder der Schule erkundigen, welche Anforderungen erfüllt werden müssen und welche Fristen zu beachten sind.

Was ist aus pädagogischer Sicht ratsam?

Ein späterer Kindergarteneintritt bringt meist keine Vorteile und kann die Entwicklung sogar hemmen. Das sagte Claudia Roebers, Leiterin der Abteilung Entwicklungspsychologie an der Uni Bern, gegenüber den oben erwähnten Zeitungen. Es lohnt sich daher, das Thema offen mit Fachleuten zu besprechen und ihre Einschätzung abzuholen.