Geld anlegen wie die Profis: «Mit diesem Versprechen haben sie uns an der Gewerbemesse in Aarau angelockt», sagt Simone Koller, die eigentlich anders heisst. «Doch was dann kam, war ein finanzieller Albtraum.»

52’400 Franken haben Simone Koller und ihr Partner dem Vermögensverwalter BZ Berater Zentrum AG überwiesen. Zwecks Sparens fürs Alter, als private Vorsorge. Das Paar liess sich dazu überreden, in einen Anlagefonds zu investieren.

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Nun drohen 60 Prozent Verlust

Jetzt ist der Fonds illiquid. 32’000 Franken werden die beiden jungen Aargauer vielleicht nie mehr zurückerhalten. 

«Sie haben uns vor fünf Jahren am Küchentisch um den Finger gewickelt», sagt Simone Koller. Zuerst erfolgte ein seriöses Beratungsgespräch, das sehr gut gewesen sei. Beim zweiten Gespräch kam dann das angeblich gute Angebot fürs Alterssparen. 

BZ Berater Zentrum: Horrende Gebühren gut versteckt

«Die zwei Beraterinnen haben die hohen Gebühren sehr geschickt verwedelt», sagt Simone Koller. Schliesslich unterschrieb das Paar noch am Küchentisch den Vertrag für einen aktiv gemanagten Anlagefonds mit monatlichen Ratenzahlungen für die nächsten 20 Jahre. Vor dem BZ Berater Zentrum hatte der Beobachter 2011, 2013 und 2016 gewarnt.

«Ich merkte bald, dass dieser angeblich so gute Fonds kaum Rendite abwarf.»

Simone Koller (Name geändert), Kundin der BZ Berater Zentrum AG

Die Firma aus Zollikerberg im Kanton Zürich verrechnete dem Paar sogleich Fr. 10’985.40 als «Einrichtungsgebühren», ein unüblich hoher Betrag. «Ich merkte bald, dass dieser angeblich so gute Fonds kaum Rendite abwarf», sagt Simone Koller. «Doch weil wir diese hohe Einrichtungsgebühr gezahlt hatten, blieben wir.»

Danach fielen über fünf Jahre hinweg 1772 Franken weitere Gebühren an. Und statt Gewinnen gabs Verluste. 

Swiss Strategie: Undurchsichtiger Fonds des Firmengründers

Abgeschlossen hatte das Paar eigentlich einen Vermögensverwaltungsvertrag. Doch gemäss diesem floss alles Geld in einen einzigen Fonds mit dem Namen Swiss Strategie. Der Gründer der Firma, der schillernde Schweizer Finanzunternehmer Marco Garzetti, hatte den Fonds selbst aufgesetzt und ihn in Luxemburg registrieren lassen. 

In welche Aktien dieser Fonds investierte, bestimmte Marco Garzetti weitgehend selbst. Er kaufte mit dem Fonds nicht nur Aktien bekannter Firmen, sondern auch Anleihen von Firmen eines Wiener Geschäftsfreunds oder von einer Firma, in die sein Bruder und später er selbst investiert waren. Sein Fonds vergab also Kredite an Firmen, die ihm nahestehen. 

Finma eröffnet Untersuchung

Im Mai 2024 trat die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) auf den Plan. Sie setzte einen Untersuchungsbeauftragten bei einer zweiten Firma von Marco Garzetti ein. Diese verwaltete den Fonds. Der Grund: Die Firmenanleihen seiner Geschäftspartner waren faul. Die Firmen konnten teilweise ihre Kreditschulden nicht mehr bedienen. Die Anleihen wurden illiquid, die luxemburgische Aufsicht schritt ein und schloss den Fonds per 1. Juli 2024. 

Die Finma wirft Garzetti Interessenkonflikte vor. Sie habe «Hinweise auf personelle, organisatorische und wirtschaftliche Verflechtungen» gefunden – zwischen der BZ Berater Zentrum AG, der zweiten Garzetti-Firma Swiss Fund Management AG sowie Marco Garzetti selbst und «seinem persönlichen Beziehungsnetz». 

Finma vermutet eine Schädigung der Kundschaft

Es bestehe der Verdacht, dass die zwei Firmen von Garzetti «gewisse Transaktionen wider besseres Wissen zum Nachteil der Vermögensverwaltungskunden der BZ Berater Zentrum AG» getätigt hätten. Mit anderen Worten: Die Finma verdächtigt Garzetti, Simone Koller und andere Fondsinvestorinnen geschädigt zu haben. Das geht aus einem inzwischen rechtskräftigen Urteil des Bundesverwaltungsgerichts hervor. 

Marco Garzetti weist gegenüber dem Beobachter alle Vorwürfe zurück. Er habe nie wissentlich zum Nachteil seiner Kunden gehandelt und sei immer bestrebt gewesen, Interessenkonflikte zu vermeiden. Sein Fonds habe zwar in Anleihen von Firmen investiert, zu denen er «bereits seit längerem eine geschäftliche Beziehung» pflege. Doch ein Interessenkonflikt lasse sich «daraus nicht ableiten».

«Kein Interessenkonflikt»

Der Fonds habe auch in eine Firma investiert, von der er später selbst Anteile kaufte, bestätigt Garzetti. Weil aber seine Investition erst nach dem Anleihenkauf seines Fonds erfolgte, sei auch das kein Interessenkonflikt, «im Gegenteil». 

Simone Koller hofft, dass der luxemburgische Liquidator des Fonds noch weitere Liquidationsgewinne ausschüttet, damit sie ihre Verluste minimieren kann. Marco Garzetti will sich zum Geldverlust von Koller und ihrem Partner nicht äussern. 

Sind Sie auch betroffen?

Aufruf: Simone Koller sucht nach weiteren Geschädigten, um sich allenfalls juristisch zu wehren. Betroffene schreiben bitte an: redaktion@beobachter.ch

Quelle

Finma-Untersuchung zur Swiss Fund Management AG von Marco Garzetti und zu dessen Umgang mit dem Teilfonds Swiss Strategie: dokumentiert im rechtskräftigen Urteil des Bundesverwaltungsgerichts