In neue Krebstherapie investiert – Geld weg
Sie lockten mit einer Traumrendite von zehn Prozent für Investitionen in eine neuartige Therapie gegen Krebs. Am Ende war das Geld weg.
Veröffentlicht am 4. Januar 2021 - 16:14 Uhr
Angeblich hoch rentable Anteilscheine für zukunftsweisende Projekte verkaufen und mit dem Geld der Investoren in Konkurs gehen – das alte Rezept scheint immer noch zu funktionieren.
Wie im Fall von Joachim Benner* (Name geändert). Üppige zehn Prozent Rendite pro Jahr haben ihm die Finanzberater der Firma ITT Service AG und UFB Unabhängige Finanzberater GmbH versprochen. Sein Geld werde in medizinische Zentren für Tumortherapie fliessen – genauer: in eine «Intra Tumorale Therapie».
Eine gute Sache, schien es Joachim Benner. Sein Interesse war geweckt. Am 25. Juni 2014 unterzeichneten er und ITT-Chef Alfred Friedhelm Schmid den Vertrag. Benner zahlte 80'000 Franken auf das Konto der Firma mit Sitz in Herisau AR und Neuhausen SH ein.
In den folgenden Jahren erhielt er Beteiligungsausweise, der angebliche Gewinn wurde seinem Investitionskapital zugerechnet. Einmal liess sich Benner 5000 Franken auszahlen.
«Als die Lauffrist nach drei Jahren abgelaufen war, kündigte ich den Vertrag.» Benner hoffte auf die Auszahlung der 80'000 Franken, zusätzlich der versprochenen zehn Prozent Rendite, abzüglich der bereits bezogenen 5000 Franken. Er hoffte umsonst.
Es dauerte ein halbes Jahr, nur schon bis ihm die Kündigung bestätigt und eine «Rückführung des Investitionskapitals», sprich die Auszahlung seines Geldes, in Aussicht gestellt wurde. In der ersten Jahreshälfte 2018 werde er 4500 Franken erhalten, teilte ITT-Chef Schmid mit. Der Rest werde in Monatsraten von 1500 Franken ausbezahlt.
Schmid teilte Benner auch mit, ITT Service sei um 500'000 Franken betrogen worden. Deshalb sei man daran, Anteile der Firma zu verkaufen. So wolle man «die erforderliche Liquidität erhalten, um die Rückzahlung zu leisten». Benner hoffte wieder.
Die 4500 Franken erhielt er noch, danach floss kein Rappen mehr. «Ich wurde die ganze Zeit vertröstet.» In den Mail-Absendern fanden sich ständig Namen anderer Firmen, an denen Schmid beteiligt war, etwa die Beratungsfirma Senia und eine im Immobilienbereich tätige Antares Generalunternehmung.
So ging es zweieinhalb Jahre lang. Noch Anfang Februar 2020 mailte Alfred Friedhelm Schmid, man arbeite daran, die Firma und die Tumor-Therapien weiter aufzubauen, damit man ihm sein Geld zurückbezahlen könne.
Kurz darauf fand Benner heraus, dass die ITT Service AG bereits im Dezember 2019 nach einem Konkursverfahren gelöscht worden war. Zu den Gläubigern der aufgeführten über 55'000 Franken Schulden gehören neben Immobilienbewirtschaftungsfirmen auch die kantonale Steuerverwaltung AR, Inkassofirmen und eine Firma, die Aktienmäntel verkauft.
Die ITT-Zweigniederlassung in Neuhausen am Rheinfall SH wurde ebenfalls liquidiert und schliesslich mangels Aktiven gelöscht. Die Antares AG wurde von Amtes wegen aufgelöst, weil «die ihr zur Wiederherstellung des gesetzmässigen Zustandes in Bezug auf das Domizil angesetzte Frist fruchtlos abgelaufen ist», wie das zuständige Handelsregisteramt am 14. September 2020 publizierte.
Anzeige wegen Betrugs
Benner reagierte umgehend. Bereits am 28. Februar 2020 erstattete er in Neuhausen SH und kurz danach im deutschen Konstanz Anzeige gegen die ITT Service AG – wegen Betrugs.
Alfred Schmid versuchte noch Ende Mai, seinen Kunden hinzuhalten. Die Corona-Krise mache es schwierig, aber «sobald für eines unserer grossen Projekte der Kreditbetrag ausbezahlt wird, werde ich Herrn Joachim Benner berücksichtigen», schrieb er. Im Abstand von zwei Monaten erhielt Benner je 1000 Franken – mit der Versicherung, man sei an einem neuen Deal und werde alsbald die Schuld begleichen.
Schwer greifbar ist auch Michael Landschulze, der 2014 als Vertreter der Unabhängigen Finanzberatung UFB mitgeholfen hatte, Benner zur Unterschrift zu bewegen. Er taucht zwar als «Generalbevollmächtigter» auf Briefpapier der ITT Service Herisau auf, war aber nie im Handelsregister eingetragen.
Seine UFB hat ihren Sitz im deutschen Radolfzell am Bodensee. Seine Website ufb24.de ist nicht erreichbar. Eine Spur führt nach Schindellegi SZ, dem Sitz der kürzlich gegründeten Credit Union Group. Ihre Website: ein Sammelsurium an Dienstleistungen.
Laut Vinzenz Mathys von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma hat keine der Firmen die nötige Bewilligung, um diese Art von Anlagegeschäften in der Schweiz zu tätigen. Weder ITT-Geschäftsführer Alfred Schmid noch der VR-Präsident der ITT Service AG, Horst Patrick Ehlebracht, oder UFB-Chef Michael Landschulze reagierten auf Anfragen.
Bei der Geldanlage ist Systematik, Disziplin und Ausdauer eine Grundvoraussetzung für den Erfolg. Dabei stellt sich die Frage, welche der unzähligen Finanzinstrumente die beste Wahl ist. Beobachter-Mitglieder bekommen die einzelnen Investitionsmöglichkeiten vorgestellt. Zudem zeigt eine Checkliste, welche Punkte ein Beratungsprotokoll mit der Anlageberaterin enthalten sollte.
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5 Kommentare
Kürzlich hat noch ein Geprellter Strafanzeige gegen A. Schmid erstattet.
Alfred Schmid sitzt inzwischen in U-Haft in Kostanz. Der Anderen, Landschulze und Ehlebracht konnte man scheinbar nicht habhaft werden.
Woher wissen sie das alles steht das irgendwo drin das wieder einer ihn angezeigt ha?! Weil wir finden gar nix im internet darüber mehr nur diesen einen Artikel
"KREBS-Erkrankungen", seit Jahrzehnten weiter zunehmend! Das hat logischerweise auch entsprechende "Ursachen", was bislang aber die Zuständigen (Forschung, das gesamte Gesundheits-Wesen der Schweiz, "Gesundheits-Direktoren- und ParlamentarierInnen, BAG,...) offensichtlich auch die "Krebsliga" nicht zu interessieren scheint! WARUM ist das so? KREBS-Erkrankungen und deren Langzeit-Behandlungen, sind ein äusserst lukratives Geschäft! Anders kann man sich die Inaktivität betreffend "Ursachen-Verursachungs-Eruierung" und damit aktiven Verbesserung, Eliminierung dieser njicht vorstellen!!?
"KREBS" = eine der unermesslichen und weiter ansteigenden Geld-Quellen für: Pharma-Konzerne und deren riesige, ebensolche habgierige "Lobby" im gesamten Schweizer "Gesundheits-Un-Wesen"!!
Es geht den "Herrschaften" dabei NICHT um "Ursachen-Verursachungs-Eruierung (wie kommt es zu den enorm weiter ansteigenden KREBS-Erkrankungen von Tier und Mensch), sondern primär und priorotär um GELD, enorm viel GELD!! Schande über die ganze Lobby!
Die Banken zahlen Zinsen von 0,xx % aus. Versicherungen zahlen zwar etwas mehr, aber immer noch 0, %. Und dann kommt da eine Firma oder AG und verspricht 10% Rendite. Und das pro Jahr, als ob die wüssten, wie die Zukunft aussieht. Aber es gibt immer noch Leute, die auf diese Versprechen hereinfallen. Offenbar gehören zu den Betrogenen auch Immobilienbewirtschaftungsfirmen und die kantonale Steuerverwaltung AR. Spätestens wenn Versprechen gemacht werden, die zukünftig höhere Zinsen garantieren, sollte man sehr vorsichtig sein.
Mein Bedauern mit den Beschissenen hält sich darum arg in Grenzen. Was mich einfach wundert, ist dass offenbar das Steueramt AR auch zu dieser Kategorie zählt. Denn deren Geld gehört immerhin den Steuerzahlern und da kann man nicht einfach in irgendwelche dubiosen Firmen investieren. Wer wird da zur Rechenschaft gezogen?