Pensionskassenrenten sollen sich mehr lohnen
Zwei Experten schlagen vor, die PK-Renten direkt bei der Pensionierung einmalig zu besteuern – und zwar genauso hoch wie Kapitalbezüge.
Veröffentlicht am 22. April 2025 - 15:06 Uhr
Wer bei der Altersvorsorge etwas ändern will, braucht einen langen Atem. Zwei Experten schlagen ein neues Steuermodell für Pensionskassenguthaben vor.
Am Ende des Erwerbslebens müssen sich Arbeitnehmer der einen grossen Frage stellen: Soll ich mir mein Altersguthaben aus der Pensionskasse als einmalige Kapitalleistung auszahlen lassen – oder lieber als monatliche Rente? Für die Rente spricht, dass sie lebenslang garantiert ist. Für das Kapital hingegen, dass man in der Regel weniger Steuern zahlt.
Der Steuervorteil ist mehr denn je umstritten. Was daran liegt, dass immer mehr Arbeitnehmende sich für Kapitalbezüge entscheiden – und der Staat so Einnahmen verliert. 2023 bezogen erstmals mehr Versicherte das Kapital (41 Prozent) anstelle der Rente (40 Prozent), der Rest wählte eine Mischform.
Mehr als die Hälfte der Publica-Versicherten nennt steuerliche Gründe dafür, dass sie sich für das Kapital statt für die Rente entscheiden. Das hat die Pensionskasse des Bundes 2024 untersucht. Inzwischen plant der Bundesrat höhere Steuern beim Bezug des PK-Kapitals.
Steuern sollen beim Entscheid keine Rolle spielen
Der Vorschlag ist derzeit in der Vernehmlassung – doch er dürfte es politisch schwerhaben. Spannend ist deshalb der Gegenvorschlag, den Reto Spring und Reto Leibundgut zur Diskussion stellen. Der Präsident des Finanzplanerverbands Schweiz und der PK-Experte bei der Beratungsfirma C-alm finden, die Steuern sollten beim Entscheid «Rente oder Kapital» keine Rolle mehr spielen.
Doch wie wollen sie das erreichen? Die Idee ist an sich einfach: Die beiden schlagen vor, dass die PK bei der Pensionierung die Steuer direkt abführt. Und zwar auch für Rentenbezüger. Grundlage wäre in beiden Fällen das vorhandene Altersguthaben. Die Steuern fielen dabei gleich hoch aus wie beim Kapitalbezug. Das Modell sei «einfach und gerecht», so Spring.
Der Vorteil aus Sicht der Experten: Die Rente wird attraktiver. Somit würde generell die Versuchung kleiner, das Kapital zu beziehen – was sowieso nicht in jedem Fall die klügste Entscheidung ist. Es gäbe mit einem solchen Systemwechsel ausserdem weniger Leute, die ihr Kapital vorzeitig verbrauchten und dann eventuell der Allgemeinheit zur Last fielen.
Der Staat soll nicht mehr einnehmen
Die beiden Experten schlagen ausserdem einen pauschalen Steuersatz (Flat Tax) von zehn Prozent vor, also unabhängig von der Höhe des Altersguthabens. Sie betrachten diese Zahl als einen Ausgangswert, der durch die Politik verändert werden kann. Allerdings soll nach ihrer Ansicht die Höhe der Steuer so gewählt werden, dass der Staat nicht mehr einnimmt als heute.
Was nach dem Steuerabzug übrig bleibt, können die Versicherten als einmalige Kapitalzahlung oder als lebenslange – und dann steuerfreie – Altersrente beziehen. So werde sichergestellt, «dass die Entscheidung zwischen Rente und Kapital nicht durch mögliche Steueroptimierungen beeinflusst wird».
«Bei gut bis sehr gut verdienenden Personen nimmt die Mobilität im Zusammenhang mit der Pensionierung deutlich zu.»
Reto Spring, Präsident des Finanzplanerverbands Schweiz
Heute lohnt es sich teilweise steuerlich, kurz vor dem Bezug des PK-Kapitals umzuziehen oder auszuwandern. Es zeige sich, so die Experten, «dass bei gut bis sehr gut verdienenden Personen die Mobilität im Zusammenhang mit der Pensionierung deutlich zunimmt». Deshalb soll die Besteuerung der PK-Rente und des PK-Kapitals – egal, ob mit einer Flat Tax oder einer progressiven Steuer – in der ganzen Schweiz einheitlich sein. Und auch bei Auswanderung gelten.
Spring sieht das auch als Mittel gegen den «Vorsorgetourismus», bei dem Reiche für den Kapitalbezug in einen Tiefsteuerkanton umziehen. In Hochsteuerkantonen müsste man in Zukunft bei Kapitalbezügen weniger Steuern zahlen als jetzt.
Eine einheitliche Besteuerung in der ganzen Schweiz – das klingt einfach. Es wäre aber ein Eingriff in die Steuerhoheit der Kantone. Kein Wunder, dass die Politik die Vorlage der beiden Experten bisher nicht aufgenommen hat. Spring sagt, er habe zwar aus der Fachwelt rund 150 positive Rückmeldungen zum Konzept erhalten. Aber kaum welche aus der Politik – und wenn, dann «eher reservierte».
- Reto Spring und Reto Leibundgut: Konzept «Grundlagen einer fairen und anreizneutralen Besteuerung von Sparguthaben zum Zeitpunkt der Pensionierung»
- Gespräch mit Reto Spring
- Bundesamt für Statistik: Neurentenstatistik 2023
- Publica: Studie zu «Rente oder Kapital?»
- Eidgenössisches Finanzdepartement: Entlastungspaket 2027 für den Bundeshaushalt, Vernehmlassungsvorlage
4 Kommentare
Der Hauptgrund, weshalb sich heutzutage kaum mehr jemand für eine Rente entscheidet, sind nicht die Steuern sondern der skandalös tiefe Umwandlungsatz speziell bei höheren Vermögen! Mir werden mit Alter 65 gerade mal noch 4.6% angeboten!
Selbst mit einer mickrigen jährlichen Verzinsung von 2% gerechnet müsste ich 94 Jahre alt werden, um mein ganzes Kapital zu verbrauchen!
Die Pensionskassen sind Räuberhöhlen und DESHALB entscheidet sich niemand mehr für eine Rente! Da können die beiden Retos noch so sehr an den Steuern rumschnibbeln. Wenn die Umwandlungssätze nicht entschieden um mindestens 1-2% erhöht werden, können die Pensionskassen die Rentner am A... l.....!
Den Vorschlag an und für sich finde ich nicht schlecht, doch ich bin nach wie vor dafür, die Pensionskasse ganz abzuschaffen zugunsten der AHV! Diese ist erstens gerechter, und zweitens verschlingt die PK VIEL ZU VIELE Milliarden CHF bei den Banken und Versicherungen, welche dieses Geld unter anderem in Liegenschaften investieren und so „künstlich“ den sowieso schon angespannten Wohnungsmarkt noch mehr belasten! Dabei geht das ganze Geld nur an die Reichsten, und vom Mittelstand abwärts hat praktisch niemand etwas von diesen verschleuderten Milliarden! Aber eben, es ist halt die Schweiz mit ihrer Vetternwirtschaft! Das wird sich meiner Lebtag kaum mehr ändern…..
Alles über die AHV?! Sind Sie wahnsinnig??!! NOCH mehr umverteilen???!! Nö, nö, nicht mit UNS!
Aber in EINEM Punkt geb ich Ihnen recht: Der Kassenzwang abhängig vom Arbeitgeber gehört abgeschafft! JEDER sollte sich SEINE Pensionskasse und SEINEN Vorsorgeplan aussuchen dürfen! Dies würde auch zu einem Konkurrenzkampf und günstigeren Konditionen führen.
Heute werden 25-Jährige in dieselbe Anlagestrategie gesteckt wie 64-Jährige. Das ist finanztechnisch kompletter Unsinn!
Auch die BVV-Regeln, die eine Investition über 50% in Aktien verbietet, gehört auf den Müll geschossen!
Zu alledem verschlechtert dieser aufgeheizte Wohnungsmarkt die Wirtschaftskraft der Gesellschaft, was ebenfalls nicht förderlich ist für den Staat und auch nicht für die KMU’s! Und die Reichsten sind ja nicht unbedingt die „besten Steuerzahler“, die haben ihre Treuhänder, die dafür sorgen, dass sie nicht zu viel bezahlen müssen, zumal die Politik ihnen auch noch entgegenkommt und Geschenke macht! Wie soll dieses System ein normaler Mensch noch verstehen?! Es ist ein äusserst ungerechtes System! Änderung dringender denn je erwünscht! Ach ja, wir haben ja ein Rechts-Parlament…..wenn die Leute nur endlich begreifen würden, wie man wählen soll, anstatt einfach blind diesen Schwachsinn der Politelite zu glauben…..warum lassen die sich so einfach über den Tisch ziehen und jammern anschliessend über die hohen Wohnungsmieten und auch die Krankenkassen-Prämien…..das verstehe ich sowieso nicht…..wenn wir schon dabei sind…..es gibt doch smartvote und co., wo jede/r sich informieren kann! Ist sogar sehr bequem zu bedienen! Aber die Leute sind eben noch bequemer! Mein Vater hat immer gesagt, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Naja…..