Das Bezahlen mit Karte und Twint ist nicht gratis – weder für die Läden noch für uns Konsumentinnen und Konsumenten. Das haben zuletzt Recherchen des Beobachters gezeigt.

Denn die Händler überwälzen die Kosten an uns Kundinnen in Form von steigenden Preisen. Und die Kartenzahlungen werden tendenziell immer teurer.

«Diese steigenden Kosten drücken bei kleineren und mittelständischen Unternehmen zunehmend auf die Marge.»

Urs Furrer, Direktor des Gewerbeverbands
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Das belegt eine neue Studie der Universität St. Gallen und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Auftrag des Verbands Swiss Debit Pay.

Hinter diesem stehen die Kartenherausgeber, also die Banken, der Gewerbeverband und das Konsumentenforum. Die Forscher haben kleine und mittlere Unternehmen zu den Konditionen ihrer Zahlungslösungen befragt.

Kleine subventionieren die Grossen

Fast die Hälfte der Unternehmen, nämlich 44 Prozent, gaben an, dass die Gebühren von Debitkarten in den letzten zwei Jahren gestiegen sind. Bei Kreditkarten sind es 39 Prozent der Unternehmen. Bei Twint 25 Prozent.

«Diese steigenden Kosten drücken bei kleineren und mittelständischen Unternehmen (KMU) zunehmend auf die Marge», sagt Urs Furrer, Direktor des Gewerbeverbands, gegenüber dem Beobachter.

«Im Endeffekt subventionierten KMU mit ihren hohen Gebühren die günstigeren Konditionen der grossen Händler.»

Urs Furrer

Kleine Unternehmen hätten wenig Spielraum, um bessere Gebühren mit ihrem Zahlungsanbieter auszuhandeln. Denn ihr Zahlungsvolumen sei zu klein. Grosse Unternehmen erhielten bessere Konditionen.

«Im Endeffekt subventionierten KMU mit ihren hohen Gebühren die günstigeren Konditionen der grossen Händler», so Furrer. 

Interchange- und Scheme-Gebühren

Wer ist schuld daran? Zahlungsanbieter wie Worldline, Nexi oder Sumup? Ersterer bestätigt gegenüber dem Beobachter zwar, dass er in diesem Jahr zwei Preiserhöhungen durchgeführt habe. Es habe aber auch eine Preisreduktion stattgefunden.

Die Erhöhungen reflektierten aber die gestiegenen Interchange- und Scheme-Gebühren. Die Interchange-Gebühr ist die Gebühr, die an die kartenherausgebende Bank geht. Die Scheme- oder Lizenzgebühr geht an die Labelgesellschaft wie Visa oder Mastercard. 

Keinen Einfluss auf den Preis

Worldline-Konkurrent Nexi teilt mit, ein Anstieg der Gebühren sei insbesondere auf die Einführung der neuen Debitkarten bei Mastercard und Visa zurückzuführen, bei denen Interchange-Gebühren anfallen. Sumup betont, man habe die Gebühren seit dem Start in der Schweiz 2014 nicht erhöht. 

Auch bei Twint heisst es auf Nachfrage des Beobachters, die Gebühren seien für die Mehrheit der Händler in den letzten zwei Jahren gleich geblieben. Zumal es von Seiten Twint keine Preiserhöhungen gegeben habe.

Diese haben also bei den Zahlungsanbietern, den Acquirern wie Worldline, stattgefunden. Auf deren Preise habe man keinen Einfluss. 

Gestiegene Abhängigkeit, wenig Transparenz

Und genau da liegt das Problem. Denn in diesem Dschungel von Angeboten und Gebührenstrukturen den Überblick zu behalten und zu optimieren, ist besonders für kleinere Händler schwierig.

Bei den Zahlungsanbietern können die Geschäfte zwar zwischen verschiedenen Optionen wählen – wie Worldline, Nexi, Sumup. Wer mit den Gebühren nicht zufrieden ist, kann grundsätzlich wechseln.

«Allerdings spielt bei den Zahlungsanbietern der Wettbewerb nicht», sagte Severin Pflüger, Geschäftsführer des Verbands Elektronischer Zahlungsverkehr kürzlich zum Beobachter. Worldline beherrsche den Markt zu 90 Prozent. Ein Wechsel sei mit hohen Kosten für die Händler verbunden. 

Worldline: Geringerer Marktanteil?

Severin Pflüger vom Verband Elektronischer Zahlungsverkehr sagt, Worldline beherrsche den Markt der Zahlungsdienstleister zu 90 Prozent. Die Aussage basiert auf Schätzungen, da Worldline ihren Marktanteil bisher nicht kommuniziert hat. Pflüger stützt seine Berechnung auf Marktentwicklungen und Beobachtungen der letzten Jahre. 

Worldline hat sich nach Publikation dieses Artikels beim Beobachter gemeldet und teilt nun mit: Man könne ein durchschnittliches elektronisches Transaktionsvolumen von rund 65 Prozent bestätigen. Diese Zahl werde monatlich an die Schweizer Nationalbank (SNB) kommuniziert. In einer neuen Studie der Universität St. Gallen und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hätten sogar nur 56 Prozent der befragten Unternehmen mitgeteilt, dass Worldline derjenige Anbieter mit der grössten Bedeutung für sie sei. 

Anwalt Pflüger ordnet dies auf Nachfrage des Beobachters ein: Diese an die SNB gelieferten Zahlen bezögen sich nur auf Kredit- und Debitkartenzahlungen. Twint sei hier beispielsweise nicht dabei. Hier wäre der Marktanteil dann unter Umständen grösser. 

Twint nicht bei Deal mit Verband dabei

Was können kleinere Geschäfte also tun, um sich bessere Bedingungen für digitales Bezahlen herauszuhandeln? Urs Furrer vom Gewerbeverband empfiehlt kleineren Geschäften, über den Branchenverband einen Rahmenvertrag abzuschliessen.

Dadurch hätten KMU mehr Verhandlungsstärke und bessere Chancen auf günstigere Konditionen. 

So hat etwa ein kleines Zürcher Velogeschäft bessere Konditionen erhalten – die der Verband 2Rad, bei dem es Mitglied ist, bei Worldline verhandelt hat. Das erzählt der Besitzer gegenüber dem Beobachter.

Diese vorteilhaften Bedingungen gelten allerdings nur für Debit- und Kreditkarten. Bei Twint fallen für ihn je nachdem deutlich höhere Gebühren an. Etwa, wenn ein Kunde für einen hohen Betrag einkauft.

Wenn ein Kunde ein Velo für 5000 Franken kauft, kommt es darauf an, mit welcher Karte er zahlt.

Der Besitzer, der wegen einer Schweigeklausel im Vertrag zu Konditionen anonym sprechen möchte, rechnet vor: Wenn ein Kunde ein Velo für 5000 Franken kauft, kommt es darauf an, mit welcher Karte er zahlt.

Die Debitkarte von Mastercard sei etwa günstiger als die von Visa. Ab einem Betrag von 500 Franken sind die Gebühren bei Debitkarten wegen des durch den Verband verhandelten Deals gedeckelt.

Sprich, der darüber hinausgehende Betrag wird nicht mehr mit Gebühren belastet. Kreditkarten akzeptiert der Ladenbesitzer aufgrund der hohen Kosten nicht mehr. 

Wann eine Rechnung sinnvoll ist

Bei Twint fallen ihm zufolge immer Gebühren von einem Prozent des Umsatzes an – egal, ob der Betrag nun 5 Franken oder 5000 Franken ist. Bei höheren Summen gehen diese Gebühren also deutlich mehr ins Geld.

Kunden, die grosse Einkäufe mit Twint bezahlen wollen, gibt er deshalb lieber eine Rechnung mit QR-Code mit. Damit sie über E-Banking bezahlen können. 

Wieso Twint bei einem solchen Rahmenvertrag nicht eingeschlossen ist und günstigere Konditionen bietet? Twint sagt dazu auf Nachfrage des Beobachters, der genannte Rahmenvertrag mit 2Rad sei mit einem Zahlungsanbieter abgeschlossen.

Darauf habe Twint keinen Einfluss. Man würde es aber begrüssen, wenn Twint in solchen Verträgen gleichbehandelt würde wie andere Zahlarten. 

Quelle