«‹Eine Katastrophe›, kommentiert der Stadtpräsident.»

«St. Galler Tagblatt», 13. Juni 2023

Aus dem Aargau blochen sie herbei, aus Zürich und dem Thurgau. Jedes Wochenende stauen sich gepimpte Karossen auf der Rorschacher Seepromenade. Sie fahren in die eine Richtung, drehen um, fahren wieder zurück. Dann das Ganze von vorn. 

Eigentlich illegal. Denn «fortgesetztes, unnötiges Herumfahren in Ortschaften» ist verboten. Ebenso «unnötiger Lärm». Darin sind die Autoposer, die sich in Rorschach in Positur werfen, besonders gut. «I han 24/7 nöd 1 ruhigi Stund», so ein Anwohner auf Facebook. «Keine Nacht kann man schlafen, es ist zum Kotzen», empört sich eine Anwohnerin. 

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Stadtpräsident Röbi Raths fühlt mit. Immer wieder geht er auf die Strasse und versucht in höflichen Einzelgesprächen, die Blechfetischisten zu einem Fünkchen Vernunft zu bringen. Doch vergeblich: «Jedes Wochenende sehen wir an den Protzautos noch mehr Kennzeichen aus anderen Kantonen», sagt er gegenüber dem «St. Galler Tagblatt».

Röbi Raths trägt seinen Schnauz seit Jahrzehnten so stoisch, als seien Schnäuze nie aus der Mode und wieder hineingeraten. Doch angesichts der Poser-Plage wird der Präsident zum Rebellen: «Vielleicht sperre ich die Hauptstrasse einfach mal, auf die Gefahr hin, dass ich mich dann mit der Kantonspolizei auseinandersetzen muss.»

«Wenn dann ein paar Tropfen auch Protzkarren treffen, ist das einfach nur Pech.»

Ein Anwohner aus Rorschach SG

Apropos Polizei: Was sagt die zum ewigen Blechcorso in Rorschach? Ihr sind die Hände gebunden – vor allem personell. «Ein angehaltener Fahrer oder eine Fahrerin bedeutet, dass eine Patrouille für mindestens eine Stunde, wenn nicht mehr, mit diesem Fall gebunden ist, bis der Nächste einer Kontrolle unterzogen werden kann. In dieser Zeit geht der Fahrzeugcorso weiter», schreibt die Kapo SG.

Ein Anwohner will nun zur Waffe greifen: Wasserpistolen mit einem Wasser-Mehl-Gemisch sollen abgefeuert werden. «Wenn dann ein paar Tropfen auch Protzkarren treffen, ist das einfach nur Pech.»

Die Polizei hält nichts von solch verspielter Selbstjustiz. Sie fordert Ganzheitlichkeit: «Das ‹Posen› ist auch ein soziales Verhaltensphänomen, für das wir keine Patentlösung haben. Und einmal mehr können wir unmöglich eine gesellschaftliche Herausforderung im Alleingang lösen.»