In Mitholz bleibt Explosionsgefahr bestehen
Das Verteidigungsdepartement hält in einem neuen Bericht an der bisherigen Risikoeinschätzung zum ehemaligen Munitionslager Mitholz fest. Die Schutzmassnahmen werden aber leicht angepasst.
Veröffentlicht am 16. April 2025 - 21:00 Uhr
Mitholz: Baustelle im Gebiet des Munitionslagers
Der Schock sass tief in Mitholz. 2020 erfuhren die Bewohnerinnen und Bewohner, dass sie ihr Dorf verlassen müssen. Zu gefährlich sei das ehemalige Munitionslager im Fels neben dem Dorf, befanden die Behörden. Eine grosse Explosion sei nicht auszuschliessen.
Bei der Explosionskatastrophe 1947 starben neun Menschen. In den letzten Jahren haben viele Mitholzer ihre Heimat verlassen oder stehen nun kurz davor.
Medienbericht zweifelt an der Gefahr
War das alles übertrieben? Dies suggerierte jüngst die NZZ. Sie veröffentlichte einen internen Bericht des Kommandos Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung der Schweizer Armee. Diese hatte Probegrabungen im ehemaligen Munitionslager durchgeführt. Ihr Fazit: Die verbleibende Munition im Berg stelle vielleicht ein Umweltproblem dar, aber kein Explosionsrisiko.
Ganz anders die Risikoanalysen des VBS – diese besagten, dass im Extremfall bis zu zehn Tonnen Sprengstoff auf einmal explodieren könnten.
Das ergab die neue Risikoanalyse
Diese Woche wurde eine neue Risikoeinschätzung veröffentlicht. Sie basiert unter anderem auf den Grabungen der Kampfmittelräumer im Bahnstollen des ehemaligen Munitionslagers. Spezialisten von Armasuisse führten zudem technische Untersuchungen zur verschütteten Munition durch.
«Ein grosses Ereignis als Folge einer Explosionsübertragung» könne nicht ausgeschlossen werden, schreibt das VBS.
Der Bericht stützt das bisherige Vorgehen des VBS. «Ein grosses Ereignis als Folge einer Explosionsübertragung» könne nicht ausgeschlossen werden, schreibt das Departement. Das heisst: Eine Explosion mit zehn Tonnen Sprengstoff ist zwar sehr unwahrscheinlich. Aber selbst wenn nur eine Tonne explodiert, könnte es Schwerverletzte oder Todesopfer geben.
Das VBS räumt zwar ein, dass die Kampfmittelräumer die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios anzweifeln. Die Unsicherheit bleibe aber gross. Auch sei nur knapp ein Viertel des eingestürzten Bahnstollens im ehemaligen Munitionslager für Probegrabungen zugänglich. Die Erkenntnisse könnten also nicht vorbehaltlos auf die gesamte Anlage übertragen werden.
Wenn eine Granate explodiert, kann das weitere Munition mit in die Luft jagen.
Und Sprengversuche zeigen: Wenn eine Granate explodiert, kann das weitere Munition mit in die Luft jagen.
Das VBS gesteht «Hinweise auf eine Tendenz zu tieferen Risiken» zu, bleibt aber bei seiner Risikobeurteilung. Die Schutzmassnahmen für das Dorf seien angemessen: Die Sperrzone um das ehemalige Munitionslager bleibt bestehen. Die Teilevakuierung von Mitholz bis 2033 ist weiterhin geplant.
Schadstoffe durch Munition
Zusätzlich soll durch Schutzbauten für Strasse und Bahn der Verkehr durch das Kandertal weiterhin möglich sein. Neu werden sie aber auf kleinere Trümmerstücke ausgerichtet.
Das VBS schliesst zudem nicht aus, dass die verschüttete Munition potenziell umweltschädliche Schadstoffe freisetzt. Mit der Räumung des ehemaligen Munitionslagers könne dieses Schadstoffpotenzial beseitigt werden.
Die neue Risikobeurteilung des VBS wurde von Experten des Bundesamts für Umwelt (Bafu) und des deutschen Fraunhofer-Instituts für Kurzzeitdynamik überprüft.
- VBS-Medienmitteilung: Ehemaliges Munitionslager Mitholz – Schutzmassnahmen im Einklag mit aktueller Risikoeinschätzunng
- VBS: Faktenblatt Risikoeinschätzung nach Abschluss der Sondiergrabungen im ehemaligen Bahnstollen
- VBS: Schlussbericht per Ende April 2024 der Expertengruppe VBS
- NZZ: Wie gefährlich ist das ehemalige Munitionslager wirklich?