Nach dem Ständerat hat auch der Nationalrat entschieden, dass die Mindestfranchise erhöht werden soll. Ziel der Vorstösse von SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr und SVP-Ständerätin Esther Friedli: die Eigenverantwortung stärken und zukünftige Prämienerhöhungen dämpfen

Prämiensenkung erwartet

Santésuisse, die führende Branchenorganisation der Schweizer Krankenkassen, begrüsst den Entscheid. Mediensprecherin Irit Mandel erklärt auf Anfrage des Beobachters, dass eine höhere Mindestfranchise – heute liegt sie bei 300 Franken – zu tieferen Prämien führen kann.

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Der Bund habe die Franchise seit 20 Jahren nicht erhöht, jetzt müsse etwas getan werden.

Wie hoch der Bundesrat die Mindestfranchise ansetzt, steht noch nicht fest. Laut einem Bericht der Helsana könnten mit einer Mindestfranchise von 500 Franken insgesamt rund 1,2 Milliarden Franken gespart werden. Dies entspräche einer Prämienreduktion von bis zu 160 Franken pro Jahr für jede erwachsene Person.

Ungleiche Auswirkungen

Eine Reduktion der Prämien ist zwar wünschenswert, doch die Erhöhung der Mindestfranchise trifft nicht alle gleich stark. Besonders betroffen sind Personen, die auf eine tiefe Franchise angewiesen sind. Darunter chronisch Kranke, ältere Personen und Menschen mit geringen finanziellen Mitteln.

Aline Masé, Leiterin der Fachstelle Sozialpolitik bei Caritas Schweiz, kritisiert: «Aus armutspolitischer Sicht ist dieser Entscheid inakzeptabel.»

Menschen an der Armutsgrenze wählen oft die tiefste Franchise, weil sie sich im Krankheitsfall eine höhere Kostenbeteiligung von bis zu 2500 Franken nicht leisten könnten.

Drohende Schuldenfalle bei Krankheit

Das betrifft laut Caritas rund einen Fünftel der Schweizerinnen und Schweizer. Eine höhere Franchise könnte solche Haushalte im Krankheitsfall in eine Schuldenspirale drängen.

Eine Statistik des Dachverbands Schuldenberatung zeigt, dass Krankheit oder Unfall im Jahr 2023 der häufigste Grund für eine Überschuldung war.

Masé warnt zudem, dass bereits heute Menschen auf medizinische Behandlungen verzichten, weil sie die drohenden Kosten nicht tragen können.

«Die Konsequenz ist, dass sie mit Schmerzen durch ihren Alltag gehen oder dass sich gesundheitliche Leiden verschlimmern.» Mit einer Erhöhung der Mindestfranchise könnte die Zahl solcher Fälle weiter zunehmen. 
 

Quellen