«Ich kiffe viel bewusster»
Mehrere Tausend Personen kiffen in Zürich dank einer Studie legal. Was bringt das? Ein Teilnehmer erzählt.
Veröffentlicht am 22. März 2024 - 15:21 Uhr
Mit 15 Jahren fing David Berger an, regelmässig zu kiffen. Seit letztem Herbst ist sein Konsum legal. Der 24-Jährige, der eigentlich anders heisst, kann sich nichts anderes mehr vorstellen.
Berger ist einer von 2000 Teilnehmenden der Studie «Züri Can – Cannabis mit Verantwortung». Gemeinsam mit der Stadt Zürich untersucht die Uni Zürich die Auswirkungen des regulierten Bezugs auf den Konsum und die Gesundheit der Kiffenden.
«Früher holte ich das Gras bei meinem Dealer. Ich wusste nicht, wie stark es war.»
«Heute kiffe ich viel bewusster», erzählt Berger. Er konsumiert gern am Wochenende, selten auch während der Woche am Abend. «Wenn ich Lust habe, was Chilliges zu rauchen, nehme ich Gras mit 9 Prozent THC. Wenn es stärker sein soll, konsumiere ich das mit 20 Prozent.»
Je höher der THC-Gehalt, desto stärker der Rausch. Wenn Berger das Cannabis via Studienprojekt bestellt, kann er den gewünschten THC-Gehalt angeben. «Früher holte ich das Gras bei meinem Dealer. Ich kannte zwar die Sorte. Wie viel THC es enthielt, wusste ich aber nicht.»
Die grösste Cannabisstudie der Schweiz
Ab Mai werden 5000 Kiffende dieselben Vorteile geniessen wie Berger. Der Verein Swiss Cannabis Research hat diese Woche bekannt gegeben, er lanciere die grösste Cannabisstudie der Schweiz. Sie wird im Kanton Zürich stattfinden und ist in Zusammenarbeit mit Forschungsteams der Uni Zürich und der ETH entstanden.
Während fünf Jahren vergleicht die Studie den Konsum von 5000 legalen Kiffern mit einer 2500-köpfigen Kontrollgruppe. Die Kontrollgruppe raucht zwar, erhält das Gras aber nicht legal.
«Die Politik muss warten»
Warum braucht es immer neue Studien? «Bisher gibt es wenig bis gar keine rigorose Evidenz, welchen Einfluss der legale Konsum auf die Erwerbstätigkeit, die Bildung und das soziale Leben hat», sagt Forschungsleiter Andreas Beerli von der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH.
Er fordert die Politik dazu auf, erst die Ergebnisse abzuwarten, bevor sie die Legalisierung weiter vorantreibt. Das Parlament in Bern erarbeitet zurzeit ein Gesetz, das Kiffen künftig erlauben soll – in welcher Form und unter welchen Umständen, ist aber noch unklar.
«Viele bisherige und laufende Forschungen liefern nur unzureichend Evidenz zu den sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen», sagt Beerli. «Um solche Auswirkungen dem Zugang zu legalem Cannabis zuzuschreiben, braucht es den Vergleich mit einer Kontrollgruppe, die sich weiterhin über den Schwarzmarkt versorgt.» So fehle der Studie «Züri Can» zum Beispiel die Kontrollgruppe, die weiterhin illegal kifft.
Der Stoff wird auf Reinheit kontrolliert
David Berger, Studienteilnehmer bei «Züri Can», muss jedes halbe Jahr einen ausführlichen Fragebogen ausfüllen. Alle zwei Wochen kauft er sein Gras bei einem Social Club. Das ist ein nicht kommerzieller Verein, der Cannabis anbaut.
Die Studienleitung reguliert, wie viel Gramm die Mitglieder beziehen. «Mir hat das geholfen, meinen Konsum zu hinterfragen», sagt Berger. Heute habe er einen besseren Überblick darüber, wie viele Joints er raucht.
Der Social Club kontrolliert das Gras, bevor es verkauft wird. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem Schwarzmarkt, sagt Berger: «So kann ich sichergehen, dass es rein ist und nicht etwa Düngerreste enthält.» Berger betont, wie einfach und vorteilhaft der legale Konsum für ihn sei: «Und trotzdem kiffe ich heute nicht mehr als früher.»
Wer bei der grossen Studie von Swiss Cannabis Research mitmachen will, sollte sich bald melden. Bereits stehen 3000 Interessierte auf der Warteliste.
5 Kommentare
Schweiz: bewusstes - gesundes - Kiffen!??
So viel dumm auf einmal.....Drogen aller Art schaden offensichtlich auch dem Hirn!
Endlich ein intelligenter Mensch. 💪🏽
Super Bericht! Scheint ein anständiger, bewusster junger Mann zu sein der genau weiss was er tut. Es ist längstens Zeit, dad Kraut zu legalisieren.
Darum: Bubatz JETZT! 😍💪
Ich glaube, wenn du alt im AltersHeim oder Pflegeheim bist, möchtest du ganz sicher kein bekiffter Leiter, Diplomierter oder FaGe haben die dich betreuen und deine medizinische Vorsorge in ihre Hände hat, wenn du dann dich währen willst, wirst du als Betagter Mensch kein Gewicht und wirst sehr viel Leiden, körperlich wie Seelisch. Warum? Weil man dir nicht mehr gerecht gut schaut.
😉
Sagen Sie bitte, woher Sie Ihr Wissen drüber beziehen, wie jemand der Cannabis geraucht hat einen Mitmenschen bzw. ihm anvertraute Person behandelt? Könnte es sein, dass hier etwas an Wissen fehlt? Sorry, aber diese Frage drängt sich mir hier einfach auf.
Weiter denke ich, dass trotz einer allfälligen Legalisierung denoch niemand - der offensichtlich total berrauscht ist und/oder sich nicht unter Kontrolle hat- in einem solchen Jobprofil wie Sie es beschreiben arbeiten könnte/dürfte... Das können sich die entsprechenden Institutionen auch gar nicht leisten!