Anfang Juli ist Bio-Milch teurer geworden. Bei Coop kostet der Liter Past-Vollmilch in Bio-Qualität neu Fr. 1.95. Bei der Migros sind es Fr. 1.90. Bei Lidl Fr. 1.85. 

Der Aufpreis beträgt zwar bei allen Detailhändlern nur 5 Rappen. Und 3 Rappen davon erhalten die Milchbauern. Dennoch wirft die Preiserhöhung Fragen auf. 

Denn der Discounter Aldi erhöht den Preis nicht. Er verlangt weiterhin für pasteurisierte Bio-Vollmilch nur Fr. 1.79. Obwohl die Bauern mehr vom Verkaufspreis erhalten.

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Aldi zahlt Bauern mehr – ist aber günstiger

Aldi sagt, die Milch koste nicht nur weniger im Laden, die Bauern verdienten damit auch besser. Aldi zahle seinen Bio-Milch-Lieferanten zehn Rappen zusätzlich zum Bio-Milch-Preis.

Das sei so, weil die Aldi-Bio-Milch zusätzlich auch noch aus antibiotikafreien Ställen stammen müsse. Der tiefe Preis werde dank effizienten Abläufen möglich, schreibt Aldi.

Migros, Coop und Lidl sagen hingegen, sie hätten die Preise nur deshalb erhöhen müssen, weil die Bauern mehr Geld erhielten. Man gebe Preissteigerungen nur weiter, wenn es absolut notwendig sei. 

Kritik an Preisrunde

Stefan Flückiger vom Verein Faire Märkte Schweiz kritisiert die Preiserhöhungen: «Uns irritiert diese Entwicklung, weil wir davon ausgingen, dass Migros und Coop die Preisschere zwischen bio und konventionell verkleinern und die Marge senken.»

Man kenne zwar noch nicht alle Zahlen zum Preis, den die Bauern für Bio-Milch erhielten, sagt Flückiger. Doch Faire Märkte Schweiz verurteile die jüngsten Preiserhöhungen. «Weil wir davon ausgingen, dass intern eine tiefere Marge berechnet wird, was den Bio-Absatz ankurbeln würde.»

Faire Märkte Schweiz setzt sich dafür ein, dass es zwischen Bio-Produkten und konventionell hergestellten Produkten kleinere Preisunterschiede gibt.

Im Frühjahr zu viel, im Sommer zu wenig Bio-Milch

Enttäuscht ist man bei Faire Märkte Schweiz auch deshalb, weil es vor einem Monat so ausgesehen hat, als ob die Detailhändler umdenken würden und ihre Bio-Preise reduzieren und somit auch ihre Bio-Margen verkleinern würden. 

Denn im Mai sanken überall die Bio-Milch-Preise, ohne dass die Bauern weniger für ihre Milch bekommen hätten. Die Migros begründete dies in der «NZZ am Sonntag» so: «Wir haben die Milch aufgrund der Marktsituation verbilligt. Andere Retailer haben den Preis gesenkt, und wir sind nachgezogen.» Die These des Artikels: Die Detailhändler seien billiger geworden, weil der Wettbewerb zunehme. 

Doch vermutlich stimmt das so gar nicht. Denn Bio Suisse sagt, im Frühjahr gebe es jeweils zu viel Bio-Milch und im Sommer zu wenig, weil viele Milchkühe auf der Alp seien. «Entsprechend tief ist der Preis im Frühling und hoch im Sommer.»

Sind Bio-Produkte zu teuer?

Verzichtet also lediglich Aldi auf Marge? Und verdient so einfach weniger an einem Liter Bio-Milch als die anderen? Gewissheit darüber gibt es nicht. Doch der Preisüberwacher publizierte Anfang 2023 einen Bericht, der diesen Schluss plausibel erscheinen lässt. Er kritisierte etwa, dass die Margen für Bio-Lebensmittel in vier von fünf Fällen zu gross seien.

Bio-Produkte hätten eine «extra hohe Marge» und seien deswegen teurer als in anderen Ländern. Die Milchpreise hatte er allerdings nicht untersucht. 

Die Detailhändler wehren sich bis heute vehement gegen den Vorwurf der überhöhten Margen. Sie sagen, sie würden mit bio nicht mehr verdienen als mit konventionellen Produkten. Man wende immer dieselben Margen an. 

Mehr Transparenz erwünscht

Die Datenlage ist also unklar. Der Beobachter forderte vor diesem Hintergrund schon vor einem Jahr mehr Transparenz. Auf jedem Bio-Produkt soll stehen, wie viel Prozent des Verkaufspreises an die Bauern geht. Und genau das wollen Politikerinnen und Politiker aus SVP, SP, Mitte, Grüne und EDU nun erreichen.

Mitte Juni reichten sie eine entsprechende Motion im Parlament ein. Diese fordert, dass die Konsumenten künftig wissen, wie viel die Bäuerinnen an einem Produkt verdienen.