Vor seiner Haustür: der Lago Maggiore. Hinter dem Häuschen: ein üppiger Wald. Das Ferienhaus von Ernst Hutter liegt idyllisch in der kleinen Tessiner Gemeinde Contra.

Doch der Schein trügt. Seit drei Jahren kämpft Hutter dafür, dass die Überreste von ausrangierten Telefonmasten beseitigt werden: grüne Baumstämme, schwarze Kabel und farbige Drähte, die sich über den Waldboden erstrecken. Swisscoms Versprechen, sie wegzuräumen, laufen ins Leere.

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Im Herbst 2020 meldet sich Hutter erstmals beim Telekommunikationsunternehmen. «Ich fragte, ob die drei alten Telefonmasten im Wald oberhalb meines Ferienhauses noch in Gebrauch sind.»

Swisscom prüfte sein Anliegen, teilte ihm mit, dass die Masten nicht mehr am Netz angeschlossen seien, und versprach zum ersten Mal, sie abzubauen. 

Das geschah nur halbbatzig. Ein Grossteil des Abfalls blieb liegen. Dabei sollte das Abbauen von Telefonmasten ein Standardprozess sein. Auf Anfrage schreibt Swisscom, dass sie jährlich 10’000 alte Masten demontiert.

«Telefonmasten sind druckimprägniert und hochgradig giftig für Insekten und Pilze.»

Mauro Miraglia, Baustoffrecycling-Verband ARV

Damit Telefonmasten möglichst resistent bleiben, werden sie mit einem Mix an chemischen Stoffen behandelt. Dazu gehören Teer, Blei, Kupfer, Pestizide und Fungizide. «Telefonmasten sind druckimprägniert und hochgradig giftig für Insekten und Pilze», schreibt Mauro Miraglia vom Baustoffrecycling-Verband ARV. 

«Diese Stoffe dürfen nicht in der Natur landen», betont Miraglia, sondern müssten fachgerecht entsorgt werden.

Zuständige Kehrichtverbrennungsanlagen verbrennen das Holz in einem speziellen Ofen und lagern die Asche auf einer dafür vorgesehenen Deponie. Die Masten liegen zu lassen, ist nicht zulässig.

Das weiss auch Ernst Hutter. Immer wieder meldete er sich bei Swisscom. Im August 2022 wurde dann ein Teil der Telefonmasten weggeräumt. Auf seine erneuten Aufforderungen, auch den Rest zu entsorgen, reagierte Swisscom nicht.

Schuld soll ein Landwirt sein

Mitte August, drei Jahre nach dem ersten Anruf und erst auf Nachfrage des Beobachters, inspizierte sie das Gelände erneut. Wie Swisscom erklärt, hatte sie die Telefonmasten seinerzeit an einen Landwirt verkauft. Der habe die Baumstämme entgegen ihrer Abmachung liegengelassen. 

Nach der Inspektion schreibt Swisscom: «Cablex, als Totalunternehmer von Swisscom, hat die Situation aufgrund Ihrer Meldung gestern überprüft und die Masten nun mitgenommen.»

Ende August schaute sich Ernst Hutter erwartungsvoll im Wald um. Es folgte die nächste Enttäuschung. Zwei der abgesägten Masten waren zwar nicht mehr da. «Die noch stehenden Telefonstangen, ein Stapel gesägter Masten und diverse Reste, wie schwarze Kabel, lagen aber noch immer auf dem Boden», sagt Hutter.

Update: Mitte September meldete sich Swisscom. Inzwischen habe Cablex zusammen mit Ernst Hutter das Gebiet inspiziert. Hutter konnte auf die Überreste der Telefonmasten hinweisen und nun seien alle Abfälle abtransportiert worden.