Jährlich haben in der Schweiz rund 15'000 Menschen einen akuten Herzinfarkt, schätzungsweise 16'000 einen Hirnschlag und 8000 einen Herzstillstand. Wer einen solchen ausserhalb eines Spitals erleidet, hat besonders schlechte Chancen: Nur rund fünf Prozent überleben. Doch meist passieren solche Vorfälle zu Hause, bei der Arbeit oder beim Sport. «Wer jetzt als Zeuge zögert, dem Betroffenen sofort zu helfen, riskiert, dass dieser stirbt Herznotfall «Wer nichts tut, riskiert, dass ein Mensch stirbt» oder schwere Schäden davonträgt», sagt Herzspezialist Thomas Lüscher von der Universität Zürich.

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Eile ist auch bei einem Herzinfarkt Angina Pectoris Das eingeschnürte Herz angesagt: Mit jeder Minute, die verstreicht, wird der Herzmuskel stärker geschädigt. Zwar könne man die meisten Herzinfarktpatienten inzwischen retten. «Die Reaktionszeit von Laien muss aber weiter verbessert werden, damit Herzinfarktopfer rascher eingewiesen werden und damit weniger Folgeschäden wie Herzschwäche erleiden», sagt Lüscher.

Laien haben Angst, bei der Reanimation etwas falsch zu machen

Noch mehr gilt das für den plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand. Die Rettungsdienste erreichen die Betroffenen fast nie innert der kritischen Frist von drei bis fünf Minuten. Schweizweit überleben daher nur rund fünf von hundert Betroffenen ein solches Ereignis. «Weil lebenserhaltende Massnahmen zu spät angewendet werden», so Lüscher.

Denn um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überstehen, braucht der Betroffene unbedingt Hilfe. Gemäss Schätzungen könnte ein Drittel der Menschen, die pro Jahr einen plötzlichen Herzstillstand erleiden, mit der richtigen Nothilfe von Laien gerettet werden.

Doch Umfragen zeigen, dass 80 Prozent lieber nichts tun. Ihnen fehlt der Mut, sie haben Angst, etwas falsch zu machen. «Dabei kann der Helfer fast gar nichts falsch machen, ausser er macht gar nichts», sagt Lüscher.

Bei Herzstillstand den Notruf informieren

Das oberste Gebot bei einem Herznotfall ist also, keine Zeit zu verlieren. Bevor man Hausarzt, Verwandte oder Nachbarn informiert, muss unverzüglich der Notruf 144 benachrichtigt Erste Hilfe Leben retten – so reagieren Sie richtig werden.

Auch sollte der Patient nicht mit dem Auto ins Spital gefahren werden: Im Rettungswagen können Fachleute im Notfall sofort lebensrettend eingreifen. Rasch und entschlossen handeln – dazu gehört auch, ruhig zu bleiben. Oft ist man in einer solchen Situation aufgeregt und vergisst das Wesentliche (siehe auch Infobox «Notruf 144: Wie Sie richtig alarmieren»)

So erkennen Sie einen Herzstillstand

Das passiert bei einem Herzstillstand

Das Herz hört von einer Sekunde auf die andere auf zu schlagen, der Blutkreislauf kommt zum Erliegen, es gelangt kein Sauerstoff mehr zum Gehirn und zu den Organen, dadurch sterben sofort Tausende Zellen ab. Das führt nach zehn Sekunden zum Bewusstseinsverlust, die Organe werden zunehmend zerstört. Ohne Wiederbelebungsversuche sinkt die Überlebenschance mit jeder Minute um 10 Prozent.
 

Das sind die Symptome eines Herzstillstandes 

Betroffene sinken in sich zusammen, atmen nicht mehr normal, reagieren nicht auf Ansprache oder heftiges Schütteln.

Die Anzeichen eines plötzlichen Herzstillstands sind:

  • Der Patient verliert innert weniger Sekunden das Bewusstsein und stürzt zu Boden.
  • Er atmet nicht mehr.
  • Er hat keinen Puls mehr.

Wenn ein Mensch zusammenbricht, keine Antwort mehr gibt und keinen Puls mehr hat, ist das ein Anzeichen für ein lebensgefährliches Kammerflimmern. Die Pump-Funktion des Herzmuskels ist gleich null. Das Herz pumpt nicht mehr, sondern zuckt und «flimmert» nur noch unkoordiniert und versorgt den Körper nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff. In dieser Situation muss der Herzmuskel innert kürzester Zeit mit einem elektrischen Impuls angeregt werden. Ist kein Defibrillator griffbereit, sollte man sofort mit einer Herzmassage beginnen.
 

Reanimation: Was zu tun ist bei einem Herzstillstand

Schritt 1 bei Verdacht auf Herzstillstand

Umstehende Personen deutlich auffordern, sofort den Notarzt (144) zu rufen (sonst selbst Notruf absetzen).
 

Schritt 2

Sofort mit kontinuierlicher Herzdruckmassage beginnen: Patient auf den Rücken drehen und mit gestreckten Armen die Mitte des Brustkorbs etwa fünf Zentimeter und zweimal pro Sekunde zum Beispiel im Rhythmus von «Staying Alive» eindrücken und wieder entlasten, ohne Unterbrechung, bis der Rettungsdienst kommt. Dadurch bleibt der Blutkreislauf künstlich erhalten, Organe und Gehirn werden weiter mit Blut und Sauerstoff versorgt. Keine Beatmung, das unterbricht den Kreislauf!
 

Rhythmus für die Herzmassage

Das Lied «Staying Alive» von den Bee Gees gibt den richtigen Takt für die Reanimation vor.


Schritt 3

Nur wenn ein zweiter Helfer vor Ort ist, kann dieser einen eventuell vorhandenen Defibrillator holen und damit den Elektroschock auslösen. Danach sofort weiter mit der Herzmassage, bis der Rettungsdienst eintrifft.

So erkennen Sie einen Herzinfarkt

Das ist passiert bei einem Herzinfarkt

Ein Blutpropfen verstopft ein Herzkranzgefäss. Das führt zu Schmerzen, Herzmuskelzellen beginnen wegen fehlenden Sauerstoffs abzusterben. Je schneller der Patient in die Klinik kommt, umso eher kann dort das Herzkatheterlabor die Engstelle wieder öffnen.

 

Symptome bei einem Herzinfarkt

Betroffene klagen über einen beklemmenden Schmerz in der Brust (sogenannter Vernichtungsschmerz) und im linken Arm, Frauen Herzinfarkt bei Frauen Frauenherzen schlagen anders und Ältere dagegen eher über ein Druck- oder Engegefühl in der Brust und Schmerzen im Bauch sowie eventuell Übelkeit.

Folgende Alarmzeichen lassen auf einen Herzinfarkt schliessen:

  • heftiger, beengender Druck und beklemmende Schmerzen in der Brustmitte von mindestens 15 Minuten Dauer
  • häufig strahlt der Schmerz in Schultern und Arme (meist links), Hals, Unterkiefer oder Oberbauch aus
  • Übelkeit, Schwäche, Schwitzen
  • blasse Haut, kalter Schweiss
  • Angstgefühle, Atemnot
Was tun bei einem Herzinfarkt?

Schritt 1 bei einem Herzinfarkt

Auf keinen Fall zuwarten, bis es allenfalls besser wird, denn der Infarkt kann jederzeit zum Herzstillstand führen (und erst recht nicht zuwarten, wenn Sie allein sind).

 

Schritt 2

Sofort den Notruf (144) alarmieren: den eigenen Namen und Standort nennen und sagen, dass es sich wahrscheinlich um einen Herzinfarkt handelt. Warten Sie ab, bis die Einsatzzentrale das Gespräch beendet!

 

Schritt 3

Oberkörper des Betroffenen mit Kissen oder Decken im Rücken leicht erhöht lagern, einengende Kleidungsstücke öffnen, Fenster öffnen für frische Luft, Patient beruhigen, nicht allein lassen. Hat der Patient das Bewusstsein verloren, empfiehlt sich die Lagerung auf die Seite, damit keine Magensäure in die Lunge fliesst und der Patient erstickt.

Notruf 144: Wie Sie richtig alarmieren

So reagieren Sie richtig, wenn Sie die Ambulanz über Telefon 144 kontaktieren:
 

  • Sagen Sie sofort, dass es sich um einen Herznotfall handelt.
  • Geben Sie den genauen Aufenthaltsort des Opfers sowie die Telefonnummer an, wo man Sie erreichen kann.
  • Beenden Sie das Gespräch nicht zu früh. Warten Sie, ob Rückfragen kommen.
Wie man einen Defibrillator richtig bedient

Das Verfahren, mit einem dosierten Stromstoss die Herzaktivität zu stabilisieren, nennt man Defibrillation; das zugehörige Gerät heisst Defibrillator. Dieser kann auch von Laien bedient werden, denn der Defibrillator gibt klare Anweisungen.

Er erkennt, ob die Elektroden richtig beidseitig oberhalb und unterhalb des Herzens anliegen, zeichnet den Herzrhythmus auf und stellt die Diagnose. Nur wenn eine gefährliche Rhythmusstörung vorliegt, fordert das Gerät den Helfer auf, die Defibrillation auszulösen.

Viele öffentliche Orte sind mit einem Defibrilator ausgerüstet: Eine interaktive Karte finden Sie auf der Webseite von herzsicher.ch.
 

Weitere Informationen zu Herzinfarkt und Herzstillstand
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Chantal Hebeisen, Redaktorin
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