Sie bezwang einen Hund im Blutrausch
Melanie Tamburino bezwang einen Hund im Blutrausch. Soll sie den diesjährigen Prix Courage erhalten? Dann stimmen Sie jetzt hier online für sie ab.
Melanie Tamburino bezwang einen Hund im Blutrausch. Soll sie den diesjährigen Prix Courage erhalten? Dann stimmen Sie jetzt hier online für sie ab.
Veröffentlicht am 10. September 2020 - 15:33 Uhr
13. Juni 2019, kurz vor Mittag. Im sonst so ruhigen Wohnquartier in Tenniken BL, in dem Melanie Tamburino mit ihrer Familie lebt, herrscht plötzlich helle Aufregung. Menschen schreien, rennen umher. Alle deuten auf ein älteres Haus in der Nachbarschaft. Die 41-jährige Tamburino geht kurz entschlossen hin – und trifft auf ein Horrorszenario: Ein Schäferhund, ausser sich vor Raserei, attackiert eine Frau, die sich schützend vor ein kleines Mädchen stellt. Überall ist Blut.
Melanie Tamburino hat selber drei Hunde und leitet sogenannte Agility-Kurse. Das Wissen über den Umgang mit den Vierbeinern hilft ihr, selbst in dieser Bedrohungssituation ruhig zu bleiben und richtig zu handeln: bloss nicht körperlich dazwischengehen, sondern Befehle erteilen, laut und bestimmt. Prompt gehorcht der Hund trotz Blutrausch schon beim ersten «Platz» und lässt von der Frau ab. Auf «Fuss» kann Tamburino das Tier am Kragen packen und wegsperren, bis Polizei und Rettungskräfte eintreffen.
Später wird das Geschehen rekonstruiert. Das Opfer wollte den Schäfer zum Gassigehen abholen, als der Hund aus heiterem Himmel auf ihre dreijährige Nichte loswollte, die sie begleitete. Die Frau erlitt durch die Bisse derart schwere Verletzungen, dass die Vermutung naheliegt: Hätte der Hund das Kleinkind erwischt, wäre die Attacke tödlich ausgegangen.
Dank ihrem beherzten Eingreifen konnte Melanie Tamburino eine Eskalation verhindern. Obwohl sie ein, vielleicht sogar zwei Leben gerettet hat, sieht sie sich nicht als Heldin: «Ich war in diesem Moment die Fachperson. Und als solche habe ich nur meinen Job getan.»
- Markus Fritzsche
... bekämpft Covid-19 in der Asylunterkunft.
- Melanie Tamburino
... bezwang einen Hund im Blutrausch.
- Nils Melzer
... stellt sich gegen die Mächtigen.
- Yasmine Motarjemi
... deckte Missstände bei Nestlé auf.
- Amine Diare Conde
... organisierte Essen für noch Bedürftigere.
- Susi Schildknecht
... setzt mit ihrem Gesicht ein Zeichen.
- Nadya und Candid Pfister
... kämpfen für Strafen bei Cybermobbing.
Das Online-Voting ist beendet!
Bis Sonntag, 18. Oktober 2020, konnten Sie hier für Ihre Favoritin oder Ihren Favoriten abstimmen. Das Online-Voting ist nun abgeschlossen. Herzlichen Dank für die zahlreichen Stimmen!
Die Stimmen der Beobachter-Lesenden und jene der Prix-Courage-Jury wurden zu je 50 Prozent gewichtet. Die Gewinner des Prix Courage 2020 wurden am Freitag, 30. Oktober 2020, bekanntgegeben: Nadya und Candid Pfister !
6 Kommentare
Echt couragiert, Frau Tamburino. Eine wahre Heldentat, das macht nicht jede (r). Sie hat meiner Meinung nach als einzige der Kandidaten Courage gezeigt. Alle anderen Themen hätte ja jeder angehen können, ohne Gefahr an Leib und Leben.
Habe wieder einmal mitgemacht, obschon die abgegeben Stimmen nichts gegen die Entscheidung der Chefetage im Beobachter ausrichten können .
Es ist nicht die Beobachter-Leitung, die entscheidet. Wer von den Nominierten den Hauptpreis gewinnt, wird je zur Hälfte durch das öffentliche Voting sowie durch die Jury unter Leitung der ehemaligen Aargauer Regierungsrätin Susanne Hochuli bestimmt.
Ich wurde als 2-Klässlerin auf dem Schulweg selber Opfer eines Schäferhundes im Blutrausch. Er biss mich ins Gesicht und ich hatte Glück, dass sein Eckzahn neben dem Auge einbiss. Ich rannte schreiend nach Hause, hinter mir her folgte die Frau mit dem geiferden Hund an der Leine. Mein Vater wollte diese Bestie erschiessen, wurde aber davon abgehalten. Der Hund hat danach bei jeder Begegnung auf der Strasse wieder versucht, mich zu attackieren - und ich flüchtete jeweils panisch in Hauseingänge. Später hat dieser verrückte Schäferhund einem Mann die ganze Wange weggebissen. Hätte mein Vater ihn doch damals erschossen! Das hätte viel Leid erspart.
Ein grosser Dank an Frau Tamburino. Vater und Grossvater der beiden Opfer. Bruno Lehmann