Er kämpft für Opfer sexuellen Missbrauchs
Albin Reichmuth kämpft für die Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Soll er den Prix Courage 2021 erhalten? Dann stimmen Sie jetzt hier online für ihn ab.
Albin Reichmuth kämpft für die Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Soll er den Prix Courage 2021 erhalten? Dann stimmen Sie jetzt hier online für ihn ab.
Veröffentlicht am 10. September 2021 - 08:01 Uhr
Albin Reichmuth ist neun Jahre alt, als sich der Pfarrer der katholischen Kirche Trimbach SO, Alfred Otto Amiet, zum ersten Mal an ihm vergeht. Das Martyrium des Knaben dauert sechs Jahre, von 1956 bis 1962.
Die Geschichte seines Leidens trägt Albin Reichmuth jahrzehntelang mit sich herum. Erst als er 2010 ein Burn-out erleidet, spricht er in einer Psychotherapie zum ersten Mal darüber. «Das fühlte sich an, als ob sich ein gewaltiger, unter Druck stehender Dampfkessel entleeren würde», sagt der 74-Jährige im Rückblick.
2018 wagt Reichmuth den nächsten Schritt. Er gelangt an den Präsidenten des Kirchgemeinderats, John Steggerda. Dieser schaltet im August 2019 im Pfarrblatt eine Anzeige und ruft Opfer von Pfarrer Amiet auf, sich zu melden. Tatsächlich melden sich in den folgenden Monaten acht Personen, die vom Pfarrer ebenfalls sexuell missbraucht wurden oder Angehörige hatten, denen dieses Schicksal widerfahren war.
Albin Reichmuth fasst nun Mut und geht mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit. Zuerst anonym, im Frühling 2021 im Beobachter zum ersten Mal mit vollem Namen.
Dabei beliess er es nicht. Seither setzt sich Albin Reichmuth aktiv für die Opfer von Übergriffen durch katholische Würdenträger ein. 2019 hat er eine Selbsthilfegruppe für Betroffene ins Leben gerufen. 2021 folgte die Gründung des Fördervereins «IG für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld».
- Albin Reichmuth
... kämpft für die Opfer sexuellen Missbrauchs.
- Peter Roth
... deckt die Tricks bei Zweitwohnungen auf.
- Gabriela Odermatt
... klagt gegen Pharmafirmen und Ärzte.
- Cindy Kronenberg
... hilft Opfern nach einer Vergewaltigung.
- Islam Alijaj
... will Leute mit Handicap stärken.
- Jelena Vorburger
... holte einen Mann zurück ins Leben.
- André Plass
... deckte Missstände im Spital auf.
Die Stimmen der Beobachter-Leserinnen und -Leser sowie jene der Prix-Courage-Jury werden zu je 50 Prozent gewichtet. Bis Sonntag, 17. Oktober 2021, konnten Sie für Ihre Favoritin oder Ihren Favoriten abstimmen.
Die Gewinnerin des diesjährigen Prix Courage wurde am Freitag, 29. Oktober 2021 bekanntgegeben: Cindy Kronenberg
Das Online-Voting ist beendet!
Der oder die Gewinnerin des diesjährigen Prix Courage wird am Freitag, 29. Oktober 2021 bekanntgegeben.
3 Kommentare
Täter von sexuellen Übergriffen und Vergewaltigung = zu 100% und indiskutabel "lebenslang" hinter Gitter!!
Überlebende Opfer von sexuellem Missbrauch, Vergewaltigung, sind "lebenslang" traumatisiert!
Man findet sie auch - weiter leidend (Körperpflege) - in Alters- und Pflegeheimen jeglicher Art (Menschen mit Demenz)!!
Wann handeln die Zuständigen/Verantwortlichen (Regierung, Bundesamt für Justiz)im Kleinstaat Schweiz und gesamtschweizerisch???
Wir gratulieren Albin Reichmuth zu seinem Mut, diese tragischen Vorfälle an die Öffentlichkeit zu bringen und durch die gegründete Selbsthilfegruppe weiteren Opfern hilft mit der grausamen Situation umzugehen.
Durch seine Initiative gelingt es hoffentlich auch, dass die Verantwortung für diese Taten auch endlich in der Kirche zur Sprache kommen und sich endlich eine tragbare Lösung ergibt… Unsere Stimme hat Albin Reichmuth bestimmt…
Sexueller Missbrauch ist das schlimmste, das einem jungen Menschen geschehen kann. Sein Leben wird auf brutale Weise auf den Kopf gestellt. Er kann sich nicht wehren und er hat auch keine Kenntnisse, warum er in verschiedenen Situationen so reagiert wie er eben reagiert. Rationel kann er es nicht verarbeiten wie es ein Erwachsener eher könnte. Der Schutzmechanismus der Seele ist so stark, dass eine Heilung oft nicht erfolgt, warum auch immer. Sein Leben wird in jungen Jahren zerstört. Daher gebe ich meine Stimme Albin Reichmuth. Er hatte die Gnade, wenn auch sehr spät, dass seine Seele geheilt werden konnte. Und er behält es nicht für sich, nein, er setzt sich für andere ein, dass diesen Betroffenen geholfen werden kann. Meine Hochachtung für seinen Mut, das eigene Schicksal öffentlich zu machen und sich für andere Einzusetzten.