Liebe Leserinnen und Leser

Woran denken Sie zuerst, wenn Sie an gute Unterhaltung denken? Ich wage jetzt mal die Behauptung: Es ist nicht die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK).

Ich auch nicht. Aber in den letzten Monaten bin ich richtig Fan geworden. Die Berichte der Finanzkontrolle sind nämlich etwas vom Lesenswertesten, was Bundesbern so zu bieten hat. Der Name ist Programm: Die Behörde guckt – im Dienste der Steuerzahler –, was unsere Regierung so mit dem ganzen Geld macht. Und wenn es verschwendet wird oder der Bund mal wieder einen Zuständigkeits- Wirrwarr veranstaltet, kann die EFK richtig frostig werden. Diese Woche meinte sie zum Beispiel, dass die mehreren Hundert Millionen Franken (!), die der Bund für die Bekämpfung des Fachkräftemangels ausgegeben hat, «keine nennenswerten Auswirkungen» hatten. 

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Sie können sich denken, wie gut das beim zuständigen Staatssekretariat ankam

Popcorn-Emoji.

Dass der Staat seine Mittel nicht immer super effizient und sinnvoll einsetzt – geschenkt. Richtig bitter wirds, wenn man den Behördenfehler auch gleich noch selbst ausbaden soll.

Die Geschichte der Woche

«Wenn dir zwei von der Gemeinde vis-à-vis sitzen und sagen: ‹Moll, du kannst es bauen›, dann muss man denen ja auch vertrauen können!», sagt Häfliger. Entsprechend erschüttert war er, als Jahre später plötzlich ein Brief des Kantons hereinflatterte. Meine Kollegin Tina Berg hat über einen verhängnisvollen Behördenfehler im Luzerner Hinterland geschrieben.

Und Daniel Leiser vom Beobachter-Beratungszentrum, dem ich die Geschichte für eine Einschätzung zum Lesen gab, reagierte mit der höflicher formulierten Version des Fluch-und-Zeter-Emoji:

«Das ist absolut unverhältnismässig und zwingt den Betroffenen nun quasi dazu, für teures Geld rechtliche Schritte zu prüfen. Da fehlt es beim Kanton an jeglichem Augenmass.»

Ausserdem

  • Und was, wenn Ihnen nicht der krawattenbewehrte Beamte, sondern der T-Shirt-tragende Zügelmann den Tag versaut? Unser Tool «Hesch gwüsst?» erklärt. Das Tool «Hesch gwüsst?»: Wann die Zügelfirma für Schäden zahlen muss. Jetzt informieren.
  • Der Basler Bischof Gmür hat einen Domherrn befördert, der bei der Untersuchung eines Missbrauchs massive Fehler machte. Das Opfer fordert Konsequenzen. Umstrittene Beförderung im Bistum Basel: «Das war ein Schlag ins Gesicht». Jetzt Interview lesen.
  • Ein Mann erfindet gern Geschichten. Leider sind sie nicht besonders gut. Über eine Betrugsmasche mit lauter Verlierern. Diebstahl und Betrug: Ein sträflich schlechter Erzähler. Jetzt lesen (mit Abo).

Aus der Redaktion

Wenn Thomas Angeli bei der Arbeit Fehler macht, könnte das für uns je nachdem so richtig teuer werden. Er recherchiert für den Beobachter regelmässig jene Geschichten, die reiche und/oder mächtige Menschen dazu bringen, vorsorglich mal gleich ihren Anwalt anzurufen. 

Ich habe ihn gefragt, wie er diese Fälle findet – und so aufschreibt, dass unser Anwalt keine Überstunden machen muss.

Zum Schluss

Sollten Sie wider Erwarten immer noch keine Lust haben, in Ihrer Freizeit die Berichte der Eidgenössischen Finanzkontrolle zu lesen: Ich habe Ihnen eine Einstiegsdroge. 

Der ehemalige Chef der EFK, Michel Huissoud, hat bei uns im Beobachter eine Kolumne! Selbe Stossrichtung, deutlich weniger lang, null Fussnoten. In der letzten Folge hat er sich ein Bahnprojekt im Wallis genauer angeschaut und gefragt: 500 Millionen für was, bitte?

So viel für heute. Bis nächste Woche, wenn Sie mögen.