Warum Sie uns vertrauen können – aber nicht blind
Kann man sich darauf verlassen, dass alles stimmt, was der Beobachter schreibt? Nein. Aber darauf, dass sich alle nach bestem Wissen und Gewissen um Wahrheit bemüht haben.
Veröffentlicht am 7. April 2024 - 06:00 Uhr
Kennen Sie das Sprichwort «Vertraue, aber prüfe nach»?
Das ist (maximal verdichtet), was auch in den allgemeinen Geschäftsbedingungen des Beobachters steht (maximal formaljuristisch).
Da liest man:
«Der Beobachter wendet die geschäftsübliche Sorgfalt an, damit die Inhalte aller Beobachter-Publikationen und -Webseiten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung korrekt sind. Er kann jedoch keine Gewährleistung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Inhalte abgeben.»
Auf gut Deutsch: Wir können nicht versprechen, immer die Wahrheit zu schreiben. Aber wir haben uns Abläufe ausgedacht und Regeln gegeben, die dafür sorgen, dass wir es so oft wie irgend möglich tun. Und wir haben uns dem Prinzip der Wahrhaftigkeit verschrieben – also dem Grundsatz, uns nach bestem Wissen und Gewissen um Wahrheit zu bemühen. (Auch wenn das nicht immer gelingt.)
Die Abläufe sind schnell erklärt: Sie sind dazu da, jeden Artikel auf Lücken, Fehler oder Fehlschlüsse abzuklopfen. Kein Text wird publiziert, ohne dass mindestens vier Augenpaare draufgeschaut haben: die Autorin, eine Gegenleserin (meist aus der Chefredaktion), der Produzent und das Lektorat. Speziell bei Letzterem: Unser Lektorat prüft nicht nur Grammatik und Rechtschreibung, sondern checkt auch die Fakten.
Seit ein paar Jahren geistern noch mehr zweifelhafte Informationen durch die Höhen und Tiefen des Internets. Deshalb ist es wichtiger denn je, dass die Fakten in unseren Artikeln «verhebed» – und entsprechend seriös vom Lektorat geprüft werden.
Und unsere Regeln sind öffentlich. Damit alle, die das wollen, auch selbst nachprüfen können, wie der Journalismus des Beobachters zustande kommt.
Es gibt Regeln, die sich unsere Branche als Ganzes gegeben hat; festgehalten im Journalistenkodex. Den finden Sie auf der Website des Schweizer Presserats. Der wacht auch darüber, ob wir Journalisten uns daran halten. Zum Beispiel an die Regel, dass wir Betroffene vorab konfrontieren, wenn wir ihnen im Text schwere Vorwürfe machen. Und dass wir ihnen dann genug Platz einräumen, sich mit ihren besten Argumenten zu verteidigen. Oder die Regel, dass wir niemanden dafür bezahlen, dass er oder sie uns Informationen gibt.
Wer sich – wie der Beobachter – an den Kodex hält, hat als oberstes Ziel die Wahrheitssuche. Was nicht selten dazu führt, dass eine Geschichte noch während der Recherche stirbt, weil der vermeintliche Missstand gar keiner war oder es eine banale Erklärung für einen scheinbar verdächtigen Vorgang gibt.
Und dann gibt es Regeln, die wir uns als Beobachter selbst obendrauf auferlegt haben. Diese finden Sie in unserem Code of Conduct. Er wird regelmässig überarbeitet. Zum Beispiel letztes Jahr, als wir die Dos and Don’ts im Umgang mit sogenannter Generative KI wie etwa ChatGPT festgehalten haben.
Hier drei besondere Regeln des Beobachters:
- Künstliche Intelligenz: Bei uns schreiben ausschliesslich Menschen Texte und prüfen ihre Richtigkeit. «Beim Beobachter verifizieren erfahrene Journalistinnen und Journalisten die direkten Quellen einer Information, ergänzen sie durch zusätzliche Recherchen und gewichten sie nach Glaubwürdigkeit.»
- Zitate: Im deutschsprachigen Raum ist es gängige Praxis, einer Interviewpartnerin oder einer zitierten Person vor Publikation das Zitat oder den Interviewtext noch mal vorzulegen. Anders als andere Redaktionen sind wir aber streng, wenn diese nachträglich etwas ändern wollen: «Bei Zitaten und Interviews gilt das gesprochene Wort. Gegenlesen dient nur dazu, Missverständnisse zu vermeiden, Versehen zu korrigieren und Unklarheiten zu präzisieren.» Sagt sich leicht, führt in der Realität aber nicht selten zu ziemlich frostigen Telefonaten.
- Distanz zur Politik: «Beobachter-Redaktorinnen und -Redaktoren sind keine Erstunterzeichnerinnen oder Erstunterzeichner von Initiativen oder Referenden. Sie haben auf Bundesebene kein politisches Mandat inne.»
Obendrauf pflegen wir ein höflich-distanziertes Verhältnis zum Verlag und zur Werbeabteilung. Wir machen zum Beispiel keine Native Ads, also keine von der Beobachter-Redaktion verfassten werblichen Inhalte. Und wir lassen uns von niemandem ausserhalb der Redaktion sagen, was wir veröffentlichen – oder ungeschrieben lassen.
Aus all diesen Fäden haben wir ein ziemlich robustes Fangnetz geknüpft. Was nicht bedeutet, dass nicht ab und an etwas durch die Maschen schlüpft. Dann korrigieren wir offensichtliche Fehler aber so schnell wie möglich – online umgehend, Print im nächsten Heft. Und online machen wir Änderungen immer kenntlich (ausser es sind wirklich Kleinigkeiten).
Womit wir wieder beim Grundprinzip wären: Vertraue, aber prüfe nach. Oder wie wir zum Auftakt dieser Rubrik geschrieben hatten:
«Wir glauben, dass Ihr Vertrauen in uns nicht wie ein Lichtschalter sein sollte, der entweder auf «Ein» oder «Aus» steht. Sondern ein Schatz, den wir uns immer wieder neu verdienen, vermehren und pflegen wollen. Vertrauen entsteht, wenn wir uns aufrichtig bemühen.»
Lange war dieses Sprichwort kaum bekannt. Bis es eine Geschichtsprofessorin dem amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan erzählte. Der die ursprünglich russische Redewendung prompt zum Motto für die nukleare Abrüstung machte. Ziemlich solides Prinzip also.