Einmal im Monat steht der angehende Pastoralassistent Pavel Zupan hinter einem Tisch und verteilt Lebensmittel an Bedürftige. Eine Lieblingsaufgabe des 40-Jährigen: «Wenn der Mensch Gutes tut, offenbart sich Gott.»

Nicht nur darum liebt Pavel Zupan die Aktion «Tischlein deck dich» im Walenstadter Pfarreitreff Rägäbogä so sehr. Er weiss aus eigener Erfahrung, dass das Leben manchmal Haken schlägt – und jeder in Not geraten kann.

Der kräftige Kirchenmann, der in seiner Freizeit Karate trainiert, erkrankte vor zwei Jahren am Pfeifferschen Drüsenfieber, das bei Erwachsenen chronisch verlaufen kann. Monatelang fühlte er sich müde und schwach, eigentlich hätte er sich schonen müssen.

Aber dafür ist es der dümmste Zeitpunkt. Pavel Zupan steht kurz vor dem Abschluss seines Theologiestudiums. Er brütet über seiner Masterarbeit, kommt aber nicht mehr richtig vorwärts. «Irgendwann musste ich mir eingestehen, dass ich die Reissleine ziehen muss.» Obwohl er schon 170 Seiten geschrieben hat. Zupan entscheidet sich, nochmals von vorn zu beginnen – mit einem anderen Thema, an einem anderen Lehrstuhl.

 

«Es war göttliche Fügung. Ich spürte sofort, dass das meine Chance sein könnte.»

Pavel Zupan, 40, Theologe

 

Seinen Lebensunterhalt deckte er bis dahin zu einem Drittel über Beiträge des Bistums St. Gallen. Den grossen Rest verdiente er mit Gelegenheitsjobs und Assistenzstellen. Doch mit dem Drüsenfieber schafft er die Doppelbelastung nicht mehr. Sein Geld schwindet. Als dann auch noch Krankenkassenrechnungen den Briefkasten füllen, ist ihm klar: Das Geld reicht nicht. «Ich war kurz davor, das Studium abzubrechen.»

Ausgerechnet jetzt sticht ihm im Beobachter ein Inserat von SOS Beobachter ins Auge. Für ihn kein Zufall: «Es war göttliche Fügung. Ich fühlte sofort, dass das meine Chance sein könnte.» Er stellt ein Gesuch, und sein Gefühl täuschte ihn nicht: Die Stiftung half und überbrückte sein Finanzloch zu einem guten Teil. Er konnte sein Studium rasch abschliessen.

Kein Abschluss

Das Schicksal oder sonst eine höhere Macht muss auch bei Jasmin Hager mitgespielt haben – so gewieft, dass die 33-Jährige aus Thun heute sagen kann: «Endlich bin ich auch jemand!»

Wenn früher das Gespräch auf die Arbeit kam, musste die alleinerziehende Mutter zweier Kinder stets einräumen, sie habe halt keinen Abschluss. In einer Gesellschaft, die sich stark über die Arbeit definiert, nagt das zwangsläufig am Selbstvertrauen. «Ich hatte immer das Gefühl, schlechter zu sein als andere», sagt die zierliche Frau.

Jasmin Hager hat zwar eine Töpferausbildung gemacht, scheiterte aber zweimal an der Abschlussprüfung. Sie musste sich mit Aushilfsjobs durchschlagen. Dazu kamen die Bedürfnisse der Kinder, heute acht und zehn. Ein Leben stets knapp über Wasser, gezeichnet von Existenzängsten Existenzminimum Was muss zum Leben reichen?

 

«Ich habe etwas geschafft und weiss jetzt, wo ich hingehöre.»

Jasmin Hager, 33, Fitnesstrainerin

 

Doch dann hat sie den Wechsel geschafft. Mit Hilfe von SOS Beobachter: «Gerne melde ich mich zurück, da sich mein Leben dank Ihrer Spende wie erträumt entwickelt hat. Ich arbeite jetzt nämlich als Fitnesstrainerin in einem Fitnesscenter!», schrieb Jasmin Hager im letzten Sommer der Stiftung.

Die Stiftung hatte Hager eine Ausbildung in einem privaten Bildungszentrum der Fitness- und Freizeitbranche finanziert. Der Zufall – andere würden es Fügung nennen – wollte es, dass ihr künftiger Chef den gleichen Lehrgang absolvierte: Der Mann war eben dabei, das Power Gym in Thun zu übernehmen und dafür ein Team zusammenzustellen. Der Rest ist Geschichte.

Heute erledigt Jasmin Hager im Stundenlohn ein Pensum von 30 bis 40 Prozent und hat Diplome in drei fachspezifischen Modulen – ihre ersten Abschlüsse überhaupt. «Damit kann ich Fuss fassen.»

SOS Beobachter

Dank SOS Beobachter konnte sich Jasmin Hager einen Traum erfüllen.

Quelle: Kilian Kessler

Die Fitnessfrau und der Kirchenmann. Die Wege von Jasmin Hager und Pavel Zupan hätten unterschiedlicher nicht verlaufen können. Doch dank der Unterstützung von SOS Beobachter stehen sie nun beide an einem Punkt, von dem aus sie die Dinge selber in die Hand nehmen können. Das ist Hilfe zur Selbsthilfe, wie sie im Buche steht.

Ob es bei den jährlich etwa 1400 bewilligten SOS-Kostengutsprachen immer so gelingt, darüber gibt es keine Statistik. «Wir erhalten oft Dankesbriefe und erfahren so, wie es jemandem ergangen ist», sagt SOS-Geschäftsführer Walter Noser. «Es wäre aber zu aufwendig, alle ehemaligen Gesuchsteller erneut zu kontaktieren und aktiv nachzufragen.» Die Ressourcen setze man lieber dafür ein, möglichst viele weitere Bedürftige zu unterstützen.

«Wir prüfen die Gesuche jeweils sehr genau und sorgen dafür, dass Hilfe nur dorthin fliesst, wo es auch sinnvoll ist», sagt Noser. Bei Beiträgen für Aus- und Weiterbildungen achte die Stiftung etwa darauf, dass sie tatsächlich die Chancen auf einen Job und somit die finanzielle Selbständigkeit erhöhen können.

Bei Jasmin Hager sind die Voraussetzungen dafür günstig. In der Fitnessbranche sind Teilzeitpensen weit verbreitet, darauf ist sie als alleinerziehende Mutter angewiesen. Und die Szene ist in Bewegung, die Vielfalt an Angeboten wächst. Hager kann sich etwa eine Weiterentwicklung in den Rehabereich vorstellen.

Dass es «etwas mit Fitness» sein muss, ist für sie unverrückbar: «Das passt eins zu eins zu mir. Ich könnte nie in ein Büro.» Das weiss die Thunerin, seit sie im Kinderparadies eines Fitnesscenters gearbeitet hat und einen ersten Einblick in die Welt der Waschbrettbäuche nahm.

In Stein gemeisselter Traum

Andere mussten davon erst überzeugt werden – das Sozialamt Sozialämter Die Sozialhilfe spart ohne Plan etwa. Jasmin Hagers bisheriges Einkommen reicht nicht, deshalb erhält sie dort ergänzende Beiträge. Ihr Betreuer drängte sie in andere Berufsrichtungen, doch Hagers Traum war in Stein gemeisselt. Das Problem: Das Sozialamt finanzierte die Trainerausbildung nicht, weil der Abschluss, den Hager anstrebte, von Kanton und Bund nicht anerkannt wird. Für einen anerkannten Lehrgang wäre aber ein Berufsabschluss die Bedingung gewesen – ein Teufelskreis. Durchbrechen konnte ihn Hager nur, weil SOS Beobachter die Kosten für den Kurs übernahm.

Dass sie ihre Pläne trotz der Zweifler durchzog, tut der jungen Frau erst recht gut. «Ich habe etwas geschafft! Und ich weiss jetzt, wo ich hingehöre», sagt sie. Auch das nächste Ziel hat sie sich bereits gesteckt: Hager will ihr Pensum als Fitnesscoach aufstocken und ganz von der Sozialhilfe wegkommen.

Auch Pavel Zupan ist überzeugt, dass sein heutiger Beruf der einzig richtige ist. Er hat Drogist gelernt und arbeitete im Marketing für ein Callcenter, als er merkte, dass er etwas ändern musste. «Ich erkannte, dass das nicht die Spuren sind, die ich hinterlassen will.» Er strebte nach Höherem, nach etwas, was Sinn stiftet. «Der Glaube spielte schon immer eine wichtige Rolle in meinem Leben. Jetzt war es Zeit, diesem Ruf zu folgen», sagt er.

Als Pastoralassistent betreut Zupan unter anderem Ministranten, wirkt bei Firmungen mit, erteilt Religionsunterricht, gestaltet Gottesdienste und begleitet als Seelsorger Menschen jeden Alters. «Ich erfahre das Leben in all seinen Phasen und Facetten. Das ist sehr bereichernd und öffnet den Blick fürs Wesentliche.»

Gutes tun, den Menschen helfen – das treibt auch Jasmin Hager an. Den Leuten, die zu ihr kommen, soll es hinterher besser gehen. «Es ist ein gutes Gefühl, wenn die Leute sagen: Seit ich bei dir bin, tut mir der Rücken nicht mehr weh.» Und so wirken beide auf ihre Art für ihre jeweiligen Glaubensgemeinschaften: sie im Fitnesstempel, er im Gotteshaus.

Ermöglichen Sie Durchbrüche!

Der Theologe und die Fitnesstrainerin – zwei unterschiedliche Menschen mit ganz individuellen Geschichten. Dennoch gibt es etwas, was sie verbindet: Beide erhielten in einer schwierigen Lebenssituation unbürokratische Hilfe von SOS Beobachter.

Und beiden half diese Unterstützung, einen beruflichen Durchbruch zu erreichen. Darauf dürfen sie mit Recht stolz sein. Aber auch für uns von der Stiftung sind solche Erfolgs- geschichten eine grosse Befriedigung: Sie zeigen, dass unsere sorgfältige und zielgerichtete Arbeit nachhaltig wirkt. Mit Ihrer Spende können Sie helfen, weitere Durchbrüche zu ermöglichen. 

 

So können Sie Spenden:

  • Postkonto 80-70-2, IBAN: CH84 0900 0000 8000 0070 2 (Empfänger: Stiftung SOS Beobachter, 8021 Zürich; Zahlungszweck: D-07-2018)
  • Direkt über die Website: www.sosbeobachter.ch

SOS Beobachter ist als gemeinnütziges Hilfswerk anerkannt. Sie können Ihren Unterstützungsbeitrag von den Steuern ab- ziehen.

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