Auch schon erlebt? Sie sitzen an einem Tisch, rechts die Chefin der Personalabteilung, gegenüber der Abteilungsleiter, daneben die Geschäftsführerin sowie der Assistent der Personalchefin. Alle aufgerüstet mit Ihrem Bewerbungsdossier und mehrfarbigen Excel-Tabellen für die Bewertung Ihrer Antworten. Alle Blicke sind auf Sie gerichtet: «Also, Frau Baumgartner, dann wollen wir mal…»

In den meisten Firmen werden Vorstellungsgespräche von mehreren Leuten geführt. In der Regel ist der Linienvorgesetzte anwesend sowie eine oder mehrere Personen aus der Personalabteilung. Für ein erstes Gespräch ist in der Regel eine Stunde vorgesehen – reichlich Zeit, um Sie mit etlichen Fragen herauszufordern. Aufgrund Ihrer Antworten wollen die Verantwortlichen vor allem diese drei Fragen beantworten können:

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  • Genügen Sie den fachlichen Anforderungen für die zu besetzende Stelle?
     
  • Passen Sie ins Team?
     
  • Wohin wollen Sie sich beruflich und privat entwickeln?


Häufig werden Kandidaten zu Gesprächsbeginn gebeten, ihren Werdegang kurz zusammenzufassen und sich so vorzustellen. In dieser Situation sollten Sie keinesfalls Ihren Lebenslauf chronologisch herunterbeten, sondern im freien Gespräch einige Schwerpunkte erwähnen. Das Gegenüber wird einzelne Punkte aufnehmen und Rückfragen stellen, damit das Gespräch in Gang kommt.

Wer sich nur auf Fragen zu seinen Qualifikationen vorbereitet hat, gerät hier möglicherweise bereits ins Stocken und macht keinen guten Eindruck – schliesslich wollen sich die Interviewer auch ein Bild vom Kommunikationsstil der Kandidatin oder des Kandidaten machen.

Gesprächskiller: Geschlossene Fragen

Antworten Sie auf Fragen nie zu knapp, also nicht bloss mit Ja oder Nein, sondern ergänzen Sie Ihre Antworten – oder fragen Sie nach, ob Sie bei diesem Thema etwas ausholen dürfen. Stellen Sie selber Fragen und zeigen Sie, dass Sie wirklich am Job interessiert sind.

Achten Sie aber darauf, keine sogenannt geschlossenen Fragen zu stellen, also keine Fragen, die sich nur mit Ja oder Nein beantworten lassen, denn so stirbt jeder Dialog ab und muss mühsam wiederbelebt werden.

Aber auch wenn das Gespräch gut läuft, lauern Fallen. Denn neben den üblichen, absehbaren Erkundigungen werden Ihnen die künftigen Vorgesetzten hin und wieder auch merkwürdige, mitunter skurrile Fragen stellen – solche, ob denen es einem fast die Sprache verschlagen könnte. Doch eben das wirkt in einem Vorstellungsgespräch denkbar unvorteilhaft – deshalb einige Anregungen, wie Sie sich in solchen Situationen gut aus der Affäre ziehen:

Machen Sie sich selber schlau

Wer gut vorbereitet zu einem Vorstellungsgespräch erscheint, hinterlässt nicht nur einen besseren Eindruck, sondern reduziert auch den eigenen Stress.

Am besten notieren Sie sich wichtige berufliche Erfahrungen, besondere Fähigkeiten und Eigenschaften. Konzentrieren Sie sich dabei auf diejenigen Punkte, die für den potentiellen Arbeitgeber besonders wichtig sein könnten.

Überlegen Sie sich auch, welche Schwachstellen bei Ihnen vorhanden sind und wie Sie diese ausgleichen könnten. Wenn Sie im Gespräch zeigen, dass Sie sich auch mit diesen Themen bereits auseinandergesetzt haben, können Sie zusätzlich punkten.

Vor allem sollten Sie sich nicht nur mit sich selber, sondern auch mit Ihrem möglichen neuen Arbeitgeber befassen: Studieren Sie die Homepage, lesen Sie Geschäftsberichte, recherchieren Sie im Internet. Notieren Sie sich die wichtigsten Eckdaten zur Firma und auch Fragen, die Sie selber noch stellen möchten.

Trotz bester Vorbereitung kann ein Vorstellungsgespräch sehr rasch scheitern. Dann etwa, wenn Sie zu spät oder ausser Atem auf die letzte Minute erscheinen. Denken Sie auch daran, Ihr Handy auszuschalten; am besten tun Sie das, bevor Sie sich am Empfang melden.

Rechtsratgeber
Mehr zum Vorstellungsgespräch

Stellenbewerber fürchten sich vielfach vor Fragen beim Vorstellungsgespräch. Beobachter-Mitglieder haben jedoch einen Vorteil: In der Checkliste erfahren sie nicht nur, welche Fragen häufig gestellt werden und ob diese rechtlich wahrheitsgemäss beantwortet werden müssen, sondern auch, worauf sie bei der Lohnverhandlung achten sollten.

Über Geld spricht man nicht zuerst

Rasch enden kann ein Vorstellungsgespräch auch, wenn die Parteien merken, dass sie einander schlicht nicht sympathisch sind. Oder wenn der Kandidat bei der einen oder anderen Frage mit beiden Füssen ins Fettnäpfchen tritt. Ein solches wäre etwa, bereits im ersten Gespräch von sich aus das Thema Lohn anzuschneiden. Warten Sie, bis Ihr Gegenüber das tut. In der Regel werden Lohnverhandlungen ohnehin erst im zweiten Gespräch geführt.

«Planen Sie Kinder?» – verbotene Fragen

In einem Job-Interview dürfen grundsätzlich nur Fragen gestellt werden, die einen klaren Bezug zur ausgeschriebenen Stelle haben.

Fragen nach politischer, religiöser oder sexueller Orientierung sowie nach dem Gesundheitszustand, der Familienplanung oder nach Vermögensverhältnissen sind nicht zulässig, ebenso wenig wie solche nach den Gründen für den geplanten Stellenwechsel.

In solchen Situationen darf ein Kandidat nach Meinung vieler Juristen schummeln und eine «Notlüge» auftischen.

Etwas anders verhält es sich bei sogenannten Tendenzbetrieben. Dort muss man – je nach Ausrichtung des Unternehmens – auch Fragen zu Gesundheit oder Privatleben ehrlich beantworten. Bewirbt sich etwa ein Journalist bei einer Redaktion, muss er über seine Parteizugehörigkeit Auskunft geben.

Heikle Fragen im Bewerbungsgespräch
Merkblatt Vorstellungsgespräch:
So antworten Sie geschickt (PDF, 520 kb)
Radiosendung: Beobachter-Rechtsexperten geben Auskunft

Am 5. Februar 2014 war Beobachter-Rechtsexpertin Dana Martelli zu Gast im Schweizer Radio SRF 3 und erklärte, welche Fragen beim Bewerbungsgespräch gestellt werden dürfen und welche nicht.

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