Seit dem 10. Juni und bis zum 31. Oktober gilt im Bezirk Reutte in Tirol auf bestimmten Strassenabschnitten ein Fahrverbot für besonders laute Motorräder. Als solche gelten Töffs, die im Standgeräusch lauter als 95 Dezibel sind. Die Tiroler Landesregierung begründet ihre Entscheidung damit, dass sich durch den wachsenden Motorradverkehr und die erhebliche Lärmbelastung 44 Prozent der dortigen Bevölkerung beeinträchtigt fühle. In Deutschland prüfen verschiedene Länder Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen für Motorräder.

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In der Schweiz fordert die Aargauer SP-Nationalrätin Gabriela Suter gar ein generelles Fahrverbot für laute Töffs mit einem Standgeräusch über 95 Dezibel. Sie hat Anfang Juni einen entsprechenden parlamentarischen Vorstoss eingereicht. «In der letzten Zeit habe ich gehäuft Mails von Anwohnern und Ruhesuchenden erhalten, die sich über die Lärmbelästigung durch rücksichtslose Auto- und Motorradfahrer beklagen, die extra hochtourig oder mit getunten Fahrzeugen herumfahren», sagt Suter.

Präventive Wirkung durch Lärmblitzer

In einem zweiten Vorstoss verlangt die SP-Nationalrätin zudem gesetzliche Grundlagen für den Einsatz von Lärmradargeräten. Bisher habe die Polizei Lärmkontrollen nur mit sehr hohem Aufwand durchführen können. «Mit den ‹Lärmblitzern› können Fahrzeuglenker, die unnötigen Lärm verursachen, ohne personellen Einsatz der Polizei erfasst und gebüsst werden», sagt Suter. Lärmblitzer würden zudem eine präventive Wirkung entfalten.

In Genf befindet sich ein solcher Lärmblitzer seit Anfang Juni in der Testphase. Der Einsatz ist eine Schweizer Premiere. An der stark befahrenen Avenue Wendt signalisiert das Gerät ein «Danke» bei Fahrzeugen ohne übermässigen Lärm . Ist das Auto oder Töff zu laut, erscheint eine Warnmeldung. «Wir testen, ob das Gerät im lärmigen Stadtverkehr funktioniert. Auf dem Land hat es seine Einsatzfähigkeit bereits bewiesen», sagt Philippe Royer vom Genfer Umweltdepartement.

Rücksichtslose Krachmacher auf zwei Räder finden auch in Töffkreisen keine Unterstützung. «Es ist eine ganz kleine Minderheit, die die ganze Motorrad-Szene in Verruf bringen», sagt Markus Lehner von motosuisse, der Vereinigung der Schweizer Motorrad- und Roller-Importeure. Wie bei den Fussball-Hooligans würden gegen diese kleine Minderheit kein Appell an die Vernunft, sondern nur harte Strafen helfen, ähnlich wie bei der Rasergesetzgebung. «Das befürworte ich, sofern ähnlich wie bei den Rasern nur die wirklich unbelehrbaren Krawallbrüder konsequent aus dem Verkehr gezogen werden.»

Lehner geht aber davon aus, dass sich die Problematik mit der Einführung der Euro-Lärmnorm 5b ab Januar 2024 ohnehin stark entschärfen werde. «Auspuffanlagen mit einer Klappe, die das Motorgeräusch schlagartig verstärkt, dürften dann wohl der Vergangenheit angehören», so Lehner.

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Martin Vetterli, stv. Chefredaktor
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