Laute Töffs werden zum Auslaufmodell
In den Alpenländern schwindet die Toleranz für den Lärm von Motorrädern. SP-Nationalrätin Gabriela Suter fordert gar ein generelles Fahrverbot für Töffs, die zu viel Krach machen.
Veröffentlicht am 12. Juni 2020 - 14:33 Uhr
Seit dem 10. Juni und bis zum 31. Oktober gilt im Bezirk Reutte in Tirol auf bestimmten Strassenabschnitten ein Fahrverbot für besonders laute Motorräder. Als solche gelten Töffs, die im Standgeräusch lauter als 95 Dezibel sind. Die Tiroler Landesregierung begründet ihre Entscheidung damit, dass sich durch den wachsenden Motorradverkehr und die erhebliche Lärmbelastung 44 Prozent der dortigen Bevölkerung beeinträchtigt fühle. In Deutschland prüfen verschiedene Länder Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen für Motorräder.
In der Schweiz fordert die Aargauer SP-Nationalrätin Gabriela Suter gar ein generelles Fahrverbot für laute Töffs mit einem Standgeräusch über 95 Dezibel. Sie hat Anfang Juni einen entsprechenden parlamentarischen Vorstoss eingereicht. «In der letzten Zeit habe ich gehäuft Mails von Anwohnern und Ruhesuchenden erhalten, die sich über die Lärmbelästigung durch rücksichtslose Auto- und Motorradfahrer beklagen, die extra hochtourig oder mit getunten Fahrzeugen herumfahren», sagt Suter.
In einem zweiten Vorstoss verlangt die SP-Nationalrätin zudem gesetzliche Grundlagen für den Einsatz von Lärmradargeräten. Bisher habe die Polizei Lärmkontrollen nur mit sehr hohem Aufwand durchführen können. «Mit den ‹Lärmblitzern› können Fahrzeuglenker, die unnötigen Lärm verursachen, ohne personellen Einsatz der Polizei erfasst und gebüsst werden», sagt Suter. Lärmblitzer würden zudem eine präventive Wirkung entfalten.
In Genf befindet sich ein solcher Lärmblitzer seit Anfang Juni in der Testphase. Der Einsatz ist eine Schweizer Premiere. An der stark befahrenen Avenue Wendt signalisiert das Gerät ein «Danke» bei Fahrzeugen ohne übermässigen Lärm . Ist das Auto oder Töff zu laut, erscheint eine Warnmeldung. «Wir testen, ob das Gerät im lärmigen Stadtverkehr funktioniert. Auf dem Land hat es seine Einsatzfähigkeit bereits bewiesen», sagt Philippe Royer vom Genfer Umweltdepartement.
Rücksichtslose Krachmacher auf zwei Räder finden auch in Töffkreisen keine Unterstützung. «Es ist eine ganz kleine Minderheit, die die ganze Motorrad-Szene in Verruf bringen», sagt Markus Lehner von motosuisse, der Vereinigung der Schweizer Motorrad- und Roller-Importeure. Wie bei den Fussball-Hooligans würden gegen diese kleine Minderheit kein Appell an die Vernunft, sondern nur harte Strafen helfen, ähnlich wie bei der Rasergesetzgebung. «Das befürworte ich, sofern ähnlich wie bei den Rasern nur die wirklich unbelehrbaren Krawallbrüder konsequent aus dem Verkehr gezogen werden.»
Lehner geht aber davon aus, dass sich die Problematik mit der Einführung der Euro-Lärmnorm 5b ab Januar 2024 ohnehin stark entschärfen werde. «Auspuffanlagen mit einer Klappe, die das Motorgeräusch schlagartig verstärkt, dürften dann wohl der Vergangenheit angehören», so Lehner.
60 Kommentare
Töfffahrer haben unseren Wohntraum in eine absolute Hölle verwandelt. Durchgangsstrasse in einer wunderbaren Naturgegend, der Spielplatz von pubertierenden Renntöfffahrern und alternden Totenkopf-Jäggli-Bikern. Was denken sich diese Menschen wenn sie losfahren? "Heute terrorisieren wir alle normalen Menschen und schauen, dass die Tierwelt endgültig Suizid begeht?" Unfassbarer Egoismus, der mich sprachlos zurücklässt.
MFK Luzern kennt das Problem. Nach der Kontolle gehen die Töffbestitzer nach Hause und bauen wieder ihre Töffs um. Man wartet wahrscheindlich auf einen EU Entscheid ca 2024.
Der Motorradfahrer fährt meistens sonntags (schönes Wetter) mit Höhrschutz!
Endlich tut sich was! Limitiert die Höchstgeschwindigkeit für Motorräder in der Schweiz auf 100 km/h und die Lautstärke auf 85 db. Dann braucht es noch Fahrverbote für Motorräder für die Alpenpässe an Wochenenden. Es sind nicht Buben, die den Krach verursachen, es sind Männer über 50, die den zweiten Frühling auf dem Motorrad spüren, weil der Rest nicht mehr so funktioniert!
Primitiver geht es wohl nicht ...
Ob ein Auto oder ein Motorrad 120 km/h auf der Autobahn fährt, spielt wohl erst einmal keine Rolle - ausserorts gilt dann ja die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Also lässt sich die Limitierung der Höchstgeschwindigkeit für Motorräder auf 100 km/h gar nicht rechtfertigen.
Und eines ist ebenso sicher: Es sind mit Sicherheit keine Ü50-Motorradfahrer, welche den DB-Killer entfernen und so Lärm machen. Bei der Altersgruppe Ü50 funktioniert der Verstand - und das ist bei weitem nicht das Einzige, was funktioniert.
Finde ich gut, dass sich in dieser Beziehung mal was tut.
Nur gehen mir die Beschränkungen zu wenig weit.
Da ich, wie viele andere auch, an einer beliebten Ausflugsstrecke wohne, weiss von was ich spreche.
Meine Beobachtungen des vorbeischreienden, bzw. -blubbernden Verkehr sagt mir, dass die maximale dB Grenze auf 65dB, wenn nicht sogar auf 60dB gesenkt werden kann!
Weil!!: Es gibt tatsächlich Motorräder, die man fast gar nicht hört!
Und es sind nicht Elektrische!!!!
Also liebe Motorradfahrer geht doch bitte alle am 1. August in Bern demonstrieren und macht richtig einen auf Laut!!!