Zugfahren soll in der Schweiz günstiger sein als etwa in Italien oder Deutschland – sofern man die Preise kaufkraftbereinigt und mit Abo oder Sparbilletten fährt. Das besagte vor kurzem eine Studie des ÖV-Informationsdienstes Litra.

Der Vergleich berücksichtigt unter anderem Sparpreis-Tageskarten, die die SBB «ab 29 Franken» verkaufen. Doch nur wer 60 Tage vor der Reise kauft, kann in der Regel so günstig fahren. Die 29-Franken-Karten werden jeweils um Mitternacht aufgeschaltet und sind schnell weg. Am Vortag der Reise kostet die Spar-Tageskarte oft um die 50 Franken. 

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Die Autoren der Litra-Studie schreiben, die Schweiz sei keine Hochpreisinsel bei ÖV-Preisen, sondern «Mittelfeld». Die Tamedia-Zeitungen titelten daraufhin: «Schluss mit Klischees: Der Schweizer ÖV ist gar nicht so teuer».

Der Trick mit der Kaufkraft-Bereinigung

Preisüberwacher Stefan Meierhans sagt dagegen: «Die Autoren haben sich eines Tricks bedient, der auch in der Pharmabranche bei Preisvergleichen beliebt ist: die Kaufkraft-Bereinigung.» Damit wird das tiefere Preisniveau im Ausland an die höheren Löhne in der Schweiz angepasst.

«Diese Umrechnung führt dazu, dass die Schweizer Preise ‹künstlich› kleingerechnet werden», sagt Preisüberwacher Meierhans. In einem Bereich wie dem Öffentlichen Verkehr, der hohe Sachkosten habe, sei das nicht nachvollziehbar. «Wenn das jede Branche bei der Preissetzung so machen würde, bliebe von unserem Wohlstand wenig übrig», sagt Meierhans. «Wir würden immer – ob gerechtfertigt oder nicht – mehr bezahlen als im Ausland.»

Stichprobe ergibt ein anderes Bild

Die Litra-Studie hat zudem im Fernverkehr nur je eine Strecke pro Land überprüft. Eine zufällige Stichprobe – eine Fahrt zwischen den grössten Städten dreier Länder (Zürich–Genf, Berlin–Hamburg, Wien–Graz) – ergibt ein ganz anderes Bild: Die Retourfahrt für Erwachsene ohne Halbtax, gekauft am Vortag, ist in der Schweiz am teuersten – selbst kaufkraftbereinigt und kilometeradjustiert.

Ohne Kaufkraftbereinigung ist die Schweizer Spar-Tageskarte gar dreimal so teuer wie das Sparbillett in Österreich und doppelt so teurer wie jenes in Deutschland (umgerechnet in Franken). Bei Litra betont man, der Preisvergleich sei korrekt. Man habe in sieben Ländern den jeweils günstigsten Preis für 14 typische Mobilitätssituationen berücksichtigt – inklusive Abos wie Halbtax.

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