Das gab es noch nie: Die EU prüft zurzeit ein Verbot einer ganzen Gruppe von Industriechemikalien. Sogenannte PFAS, per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, von denen es mehrere Tausend Verbindungen gibt, könnten demnach gänzlich verboten werden. Bisher waren jeweils nur einzelne, besonders gefährliche Varianten, untersagt. 

Die Industriechemikalien sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und deshalb sehr beliebt. Sie kommen in unzähligen industriellen Abläufen zum Einsatz und sind auch in geläufigen Produkten drin, wie etwa in Teflonpfannen, Outdoorkleidung, Skiwachs, Lebensmittelverpackungen PFAS in Lebensmitteln Gegen die Giftstoffe in der Verpackung , Feuerlöschschäumen und Kosmetika. Es gibt keine Deklarationspflicht, weshalb Konsumentinnen und Konsumenten nicht wissen können, wo überall PFAS drinstecken. 

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Die Chemikalien verseuchen Regenwasser Es regnet Gift Industrie-Chemikalien verseuchen Regenwasser , gelangen über die Umwelt in Nahrungsmittel und Trinkwasser und damit in den menschlichen Körper. Problematisch sind PFAS vor allem deswegen, weil sie enorm stabil und praktisch nicht abbaubar sind. Sie werden deshalb «forever chemicals» genannt, Ewigkeits-Chemikalien. Je mehr sie sich im Menschen anreichern, desto höher ist das Risiko für Gesundheitsschäden.

Weitreichendstes Verbot 

Nun wird diesen Stoffen womöglich bald ein Riegel vorgeschoben. Der Vorschlag für ein Verbot stammt aus Deutschland, Dänemark, Norwegen, Schweden und den Niederlanden. Die zuständige EU-Behörde prüft es zurzeit, ab Frühling soll es eine öffentliche Konsultation geben.

Tritt das Verbot in der EU wie vorgeschlagen in Kraft, hätten Unternehmen teilweise grosszügige Übergangsfristen von 18 Monaten bis zu 12 Jahren um PFAS zu ersetzen, je nachdem, ob Alternativen verfügbar sind. Ein solches Verbot wäre die bisher weitreichendste Regulierung der chemischen Industrie in der EU. Die Experten der fünf Staaten erhoffen sich davon, dass die Freisetzung von PFAS in die Umwelt drastisch verringert wird. 

Wie der Beobachter bereits vor zwei Jahren berichtete , sind auch in der Schweiz aufwendige Sanierungsarbeiten in verschiedenen Kantonen im Gange, um PFAS-verseuchte Gebiete zu sanieren. Im Parlament sind Ewigkeits-Chemikalien immer wieder ein Thema. Bisher sind aber auch hierzulande nur die gefährlichsten zwei Stoffe verbannt. Zieht die Schweiz beim EU-Verbot nach?

Beim Bundesamt für Umwelt (Bafu) heisst es, man verfolge die laufenden Arbeiten in der EU aufmerksam. Die Übernahme einer neuen EU-Regelung zu PFAS in die Schweizer Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung werde umgehend geprüft, sobald der definitive EU-Rechtstext vorliege.

Höchstwerte für Fisch, Fleisch, Eier

Die EU schlage mit einer solchen Regulierung einen neuen Weg ein, sagt das Bafu: Vorher seien einzelne Stoffe nach einer Analyse zu möglichen Risiken für Mensch und Umwelt beschränkt worden. Das in der EU vorgeschlagene Vorgehen würde aber keine Risikobeurteilungen für jede einzelne Chemikalie voraussetzen, was angesichts von Tausenden PFAS sowieso praktisch unmöglich wäre. Aufgrund ihrer strukturellen Ähnlichkeit und weil man weiss, dass sie extrem schwer abbaubar sind und teilweise schwerwiegende toxische Wirkungen haben, würden sie neu zusammengefasst beurteilt und reguliert.

Wie stark die Schweizer Bevölkerung heute schon mit PFAS belastet ist, ist nicht bekannt. Mit einer schweizweiten Gesundheitsstudie soll das untersucht werden. Heute gibt es hierzulande nur für Trinkwasser einen PFAS-Grenzwert. Laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) laufen derzeit wegen neuer toxikologischer Erkenntnisse umfassende Arbeiten in der Schweiz, um neue Höchstwerte festzulegen. In zwei bis drei Jahren werde die entsprechende Verordnung voraussichtlich aktualisiert.

Für Lebensmittel gebe es keine Höchstwerte, so das BLV. Man sei aber daran, das in Abstimmung mit der EU zu prüfen, unabhängig davon, ob es in Zukunft ein weitreichendes Verbot von PFAS gibt. Geplant ist, für Fleisch, Fisch und Eier maximale PFAS-Werte einzuführen.

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Tina Berg, Redaktorin
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