Wie unsere Entscheide entstehen
Auch knallharte Verstandesmenschen wären ohne ihren Bauch verloren. Denn unser Handeln wird von der Intuition gesteuert – und die ist ein Geschenk der Evolution.
aktualisiert am 3. Dezember 2018 - 11:19 Uhr
Es sieht nach einem Routineflug aus. Der Airbus A320 mit der Flugnummer 1549 der US-Airways hebt in New York ab. 15. Januar 2009, ein eiskalter, klarer Wintertag. Der Flieger gewinnt rasch an Höhe, der Hudson River und New Jersey sind in Sichtweite. Da sieht der Copilot, der die Maschine steuert, einen Schwarm Wildgänse auf sich zukommen. Ein dumpfer Schlag folgt, dann der Geruch verbrannter Federn – und Stille: Beide Triebwerke sind ausgefallen.
Kapitän Chesley Sullenberger muss sich innert Sekunden entscheiden: Soll er mit seinem Airbus mit 155 Menschen an Bord im Hudson wassern oder versuchen, einen nahegelegenen Flughafen zu erreichen? Sullenberger entscheidet sich für eine Notwasserung und bringt den Airbus sicher hinunter. Alle 155 Passagiere überleben, Sullenberger wird gefeiert. Die Welt liebt Helden.
Wie Piloten erleben auch Notfallärzte, Katastrophenhelfer oder Feuerwehrleute täglich Situationen, in denen sie blitzschnell das Richtige tun müssen. Situationen, in denen Leben auf dem Spiel steht und jede Handlung sitzen muss, ohne dass Zeit bleibt für lange Überlegungen. Wer unter solchem Druck arbeitet, kann niemals jeden Schritt im Voraus abwägen, nach Konsequenzen und Risiken, nach Vor- und Nachteilen von Entscheidungen fragen. Er folgt dem Impuls, den der Volksmund Bauchgefühl nennt, er verlässt sich auf seine Intuition. Für Verstandesfetischisten ein Graus.
Vielleicht nicht überlebenswichtig, aber doch matchentscheidend erleben Sportler ihre Extremsituationen . Wenn Hundertstelsekunden über Erfolg oder Misserfolg entscheiden, hilft Denken nichts. Würde ein Tennisspieler zu berechnen anfangen, wo der Ball landen könnte, hätte er ihn schon verpasst. Auf sein Bauchgefühl muss sich auch ein Torwart verlassen: Reagiert er erst in dem Moment, wenn der Gegner den Ball tritt, hängt das Leder bereits im Netz. Keine Chance, ein Held zu werden.
Doch das Bauchgefühl ist nicht nur in Berufen gefragt, in denen Fragen von Leben und Tod oder Millionenprämien in Sekundenbruchteilen beantwortet werden müssen; auch der ganz gewöhnliche Alltag wäre eine beschwerliche Angelegenheit, wenn wir auf diese besondere Gabe der Natur verzichten müssten.
Ständig sind wir gezwungen, Entscheidungen zu treffen , ohne uns zuvor alle Einzelheiten bewusst machen zu können. Wenn sich im Strassenverkehr ein Unfall anbahnt, ein Kind aus dem Fenster zu stürzen droht oder der Kochtopf kurz vor dem Explodieren steht, findet kein Mensch die Zeit, die Lage rational zu durchdenken. Das Hirn wäre überfordert, die Reaktion zu langsam.
Der Bauch aber ist immer da. Und er ist zuverlässig: 80 Prozent der Menschen mit «Heldenpotential», so hat der amerikanische Psychologe Gary Klein in jahrelanger Forschungsarbeit ermittelt, verlassen sich bei den schwierigsten Entscheidungen ausschliesslich auf ihre Intuition.
Menschen, deren Alltag meist unspektakulär verläuft, räumen Intuitionen einen geringeren Einfluss ein. Darauf lässt eine Umfrage schliessen, die das Forschungsinstitut Konso im Auftrag des «Beobachters» durchgeführt hat: 55 Prozent der befragten Männer gaben an, sich bei wichtigen Entscheiden eher auf das Bauchgefühl zu verlassen; bei den Frauen sind 71 Prozent bereit, sich auf die Intuition zu stützen. Damit wäre die Volksmeinung bestätigt, Intuition sei vor allem Frauensache.
Allerdings widerlegt die Wissenschaft diese Annahme. Die Erfurter Psychologin Cornelia Betsch ist in aufwendigen Experimenten zum Ergebnis gekommen, dass es schlicht keinen Unterschied gibt zwischen den Geschlechtern. Das Fazit der Wissenschaftlerin: Frauen sollten sich nicht zu sehr auf ihre Gefühlskünste verlassen, die Männer dagegen lernen, ihrer Intuition nicht zu misstrauen.
Ohnehin sind Selbstannahmen und Wirklichkeit zwei Paar Stiefel. In unzähligen Experimenten haben Verhaltensforscher längst ermittelt, dass wir den Bauch kaum ausschalten können. Die meisten Entscheidungen des Menschen – rund 90 Prozent – gründen auf Intuitionen, fasst Yves von Cramon, Neurologe und ehemaliger Direktor am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, seine Forschungsergebnisse zusammen.
Und das ist dringend nötig, wenn wir bedenken, wie viele Reize, Informationen, Gedanken pro Sekunde über uns hereinbrechen. Von den Millionen Sinneseindrücken können wir nur etwa 40 mit dem Bewusstsein verwalten. Den Rest müssen wir dem «Autopiloten» überlassen. So dient uns die Intuition als «Navigationssystem», wenn es um die berufliche Karriere geht, wenn wir uns verlieben, Fussball spielen, musizieren, einkaufen oder kochen.
Natürlich widerspricht diese Annahme dem gängigen Bild vom Menschen als vollständig vernunftgesteuertem Wesen . Gefühle haben einen zweifelhaften Ruf. In der Naturwissenschaft galt die Beschäftigung mit einem so unfassbaren Stoff daher als schlicht undenkbar.
Auch die Philosophen zogen jahrhundertelang gegen die Gefühle ins Feld. Intuition hatte in ihren Konzepten keinen Platz, war allenfalls eine Angelegenheit der Frauenzimmer, die als schwach, flatterhaft unstet und unvernünftig galten. Mit dem berühmten Satz «Ich denke, also bin ich» hat der französische Philosoph René Descartes (1596–1650) die Vorherrschaft des Verstandes begründet und das Selbstverständnis des aufgeklärten Menschen für lange Zeit geprägt.
Noch heute hält sich seine These hartnäckig. So gaben in der Umfrage des «Beobachters» knapp 30 Prozent aller Befragten an, im Alltag «praktisch nie» Erfahrungen mit der Intuition zu machen. Und 98 Prozent der Hochschulabgänger unter den Befragten gaben sogar an, sich bei wichtigen Entscheidungen ausschliesslich auf ihren Verstand zu berufen. So ist denn auch kaum erstaunlich, dass 81 Prozent der Befragten Intuition kurzerhand dem Tierreich zuordnen.
Die Skepsis gegenüber dem «göttlichen Geschenk» (Albert Einstein) erweist sich auch darin, dass zahlreiche Befragte Intuition spontan mit der Welt des Übernatürlichen verbinden. Acht Prozent behandeln Intuition als eine Glaubensfrage, sieben Prozent bringen sie in Zusammenhang mit einem sogenannten sechsten Sinn, vier Prozent mit Esoterik, drei Prozent mit Gedankenübertragung und ebenso viele mit Übersinnlichem ganz allgemein. Insgesamt steht Intuition damit bei rund jedem Vierten für etwas Irrationales, mit dem Verstand nicht Vereinbares.
Professor Gerd Gigerenzer, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, nimmt diese Zahlen amüsiert zur Kenntnis. Zwar ist er durchaus bereit, Verständnis für den kleinen Irrtum aufzubringen. Als Wissenschaftler aber betont er, dass «Intuition nichts mit Metaphysik, Telepathie oder vergleichbaren Künsten» zu tun habe. Und schon gar nichts mit Wahrsagerei. Obwohl wir ohne Intuition – und das zeigt die Schwierigkeit des Begriffs – nicht in der Lage wären, Vorstellungen über die Zukunft zu entwickeln. Und ohne diese würden wir auch keine Entscheidungen treffen. Die «Entscheidung aus dem Bauch» erfolgt aber nicht auf Basis von Hokuspokus, sondern auf der Grundlage vorhandener Erfahrungen. Erinnerungen, die in unserem Gehirn gespeichert sind und auf die wir zurückgreifen.
Könnten wir präzise analysieren, wie unsere Entscheidungen entstehen, würden wir Überraschungen erleben. Wir greifen nämlich ziemlich weit zurück. Innert Sekundenbruchteilen aktiviert sich in uns gewissermassen die Geschichte der Evolution.
Ein Tier, das einem Feind begegnet, reagiert instinktiv – und schnell. Flucht oder Kampf? Von der richtigen Aktion hängt es ab, ob ein Individuum seine Gene weitergeben kann. So hat die Erfahrung aus jenen Zeiten, als der Mensch noch Tier war, in unserem Erbgut überdauert. Bis heute steht uns die unbewusste Entscheidungshilfe in bedrohlichen Situationen zur Verfügung – als Vermächtnis der Vergangenheit, das sich unserem Bewusstsein entzieht, eingebrannt ins Hirn.
In unzähligen Studien haben Hirnforscher, Psychologen und Verhaltensforscher versucht, die Wirksamkeit dieser alten Geschichten nachzuweisen. Oft zitiert wird der Versuch der Psychologen Alexander Todorov und Janine Willis von der Princeton University 2006. Sie legten 117 Personen Fotos von Menschen vor. Anschliessend mussten sie die Abgebildeten beurteilen: Wirkten sie sympathisch, attraktiv, vertrauenswürdig, kompetent oder aggressiv?
Die Zeit zum Überlegen war minimal, betrug nur Sekundenbruchteile. Und die Ergebnisse förderten einen bemerkenswerten Befund zutage: Die Beurteilung eines Gesichts steht bereits nach einer Zehntelsekunde fest. Die Wissenschaft hat bestätigt, was der Volksmund längst als Wahrheit formuliert hat: Wenn wir die Mitmenschen taxieren, zählt der erste Eindruck.
Verblüffend aber ist ein zweites Ergebnis: Die Probanden legten sich ohne jedes Zögern fest in der Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit einer Person. Um die Attraktivität zu bewerten, brauchten sie dagegen einiges länger. Offensichtlich ist es für uns Menschen wichtiger, die Sache mit dem Vertrauen unverzüglich zu klären. Die Forscher nehmen an, dass dieser Prozess über das Angstzentrum im Gehirn (die Amygdala, den sogenannten Mandelkern) läuft – den Hirnteil, der bereits bei Tieren vor Millionen von Jahren existiert hat.
Warum die Natur diese Fähigkeit herausgebildet hat, lässt sich unschwer erklären: Gefährliche Gesichter blitzschnell ausmachen zu können ist ein Überlebensvorteil – in der Savanne genauso wie nachts im Parkhaus oder in der finsteren Unterführung. Die Attraktivität aber, der wir heute so viel Gewicht beimessen, bewertet die Natur als zweitrangig. Es scheint, dass die Rituale unseres Liebeslebens bereits der Sphäre des Kulturellen zuzuordnen sind. Zu dieser Kategorie gehört im Übrigen auch das Problem, wie mit dem ersten Eindruck umzugehen ist. Denn in demselben Automatismus, der den ersten Eindruck steuert, haben auch unsere Vorurteile ihren Ursprung.
Doch die Natur ist bei der Ausstattung der Menschen über Instinkt und Triebe hinausgegangen. Im Lauf der Evolution hat sie jenes erste organisierte Nervenbündel, das nötig war, um einen Zellklumpen in ein höheres Lebewesen zu verwandeln, laufend erweitert. In unserem Kopf stecken heute der uralte Hirnstamm, der lebenserhaltende Funktionen wie Atmung und Herzschlag steuert, das Kleinhirn, das unter anderem Bewegungen koordiniert, ein Vorderhirn, das plant, bewertet und entscheidet, und die Grosshirnrinde.
Dieser äusseren Schicht des Hirns verdanken wir all jene Eigenschaften, die uns zum Menschen machen, fähig zu logischem Denken, zum Handeln, Sprechen, Klavierspielen und Schuhebinden. Im Zusammenspiel von Gefühl und all den genetisch vererbten und individuell erworbenen Erfahrungen entsteht der Cocktail, den wir als Bauchgefühl bezeichnen.
Damit verfügen wir über ein fast unerschöpfliches Reservoir an Wissen, das ständig in unsere Denkprozesse und Entscheidungen einfliesst, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. In einem raffinierten Zusammenspiel verarbeitet das Hirn die Informationen: In den Vorgang der Entscheidungsfindung sind die ältesten Teile ebenso verwickelt wie der jüngst dazugekommene – die Grosshirnrinde.
Antonio Damasio, einer der renommiertesten Neurologen, hat den Begriff «emotionales Erfahrungsgedächtnis» eingeführt (die Psychologen meinen dasselbe, wenn sie vom «lernfähigen Unbewussten» sprechen). Als Experte der komplexen Materie «Hirn» versteht er es blendend, sich in seinen Büchern so lebendig auszudrücken, dass sie auch für interessierte Laien verständlich und lesenswert sind.
In seinem bahnbrechenden Werk «Descartes Irrtum» etwa weist Damasio die Funktion nach, die Gefühle bei unseren Entscheidungen haben: Sie sind nötig, um aus den vielen Möglichkeiten schnell eine Auswahl zu treffen. Gefühle stellen somit kein Hindernis dar, sondern sind ein wesentlicher Bestandteil der Vernunft. Antonio Damasio beweist dies anhand einer Fallgeschichte.
«Elliot», sein Patient, war ein erfolgreicher Anwalt, verheiratet, hatte eine blühende Zukunft vor sich – bis zur Tumordiagnose. Ein Teil der Grosshirnrinde musste entfernt werden. Die Operation war erfolgreich und führte zur Genesung – Elliot aber war ein anderer Mensch: Zwar mangelte es ihm weder an Wissen noch an Intelligenz, doch war er nicht mehr fähig zu fühlen. Bilder von brennenden Häusern und ertrinkenden Menschen liessen ihn völlig kalt. Seine Ehe zerbrach. Und bei der Arbeit grübelte er stundenlang darüber nach, wie er die Dokumente ordnen sollte, unfähig, eine Entscheidung zu fällen. Elliot verlor den Arbeitsplatz, tat sich mit dubiosen Geschäftspartnern zusammen, ging bankrott und verspielte seine Ersparnisse.
Ein klarer Nachweis für «Descartes Irrtum». Der Mensch, der nur noch als rationale Maschine funktioniert, ist krank. Und wer seine tierischen Fähigkeiten verliert, ist kein Mensch mehr. Statt «Ich denke, also bin ich», muss es laut Damasio heissen: «Ich fühle, also bin ich.»
Überraschenderweise trifft sich dieser naturwissenschaftliche Befund mit dem der Psychologie. «Unser Gehirn», sagt der Bildungsforscher Gerd Gigerenzer, «funktioniert nicht wie eine Rechenmaschine, sondern viel assoziativer. Es ermöglicht uns, Probleme auf unsere besondere Weise zu lösen – anders als Reptilien oder Computerchips.» Allerdings weiss Gigerenzer auch, dass Intuition nicht unfehlbar ist – Gefühle sind trügerisch. So fühlen sich Menschen im Auto etwa sicherer als im Flugzeug, obschon die Unfallstatistik fürs Fliegen spricht. Und im Folgejahr nach 9/11, als viele Amerikaner aus Angst vor dem Fliegen aufs Auto umgestiegen waren, starben im Strassenverkehr 1600 Menschen zusätzlich.
Aber man muss gar nicht so weit suchen. Wir werden auch im Alltag fündig. Die Durchschlagskraft des ersten Blicks in der Liebe etwa ist Thema unzähliger Romane, Schnulzen, Seifenopern. Und nach der Erkenntnis von Yves von Cramon lassen sich wohl die meisten Menschen in der Partnerwahl vom Konzept des ersten Eindrucks leiten. Doch unabhängig davon, wie mächtig die Intuitionen auch wirken mögen – auf die Lebensdauer der Liebe haben sie nicht den geringsten Einfluss.
«Die Intuition», sagte der Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein, «ist ein göttliches Geschenk, der denkende Verstand ein treuer Diener.» Im Zusammenwirken beider Gaben liegt wahrscheinlich die reine Vernunft, die uns zu möglichst optimalen Entscheidungen führt.
Die Defizite von Menschen, bei denen die Trennung von «Kopf» und «Bauch» so stark ist, dass ihre Entscheidungsschwäche sie in fatale Nähe von Elliot rückt, erforscht die Damasio-Schülerin Maja Storch, Psychologin an der Universität Zürich. Sie spricht von «körperlosen Menschen», von «menschlich teilweise tragischen Fällen». Wenn wir uns an die Angaben der Hochschulabsolventen in der Umfrage erinnern, erstaunt es nicht, dass in Storchs Therapiesitzungen Akademiker – Männer und Frauen – überrepräsentiert sind. Je stärker man sich dem Verstand verpflichtet fühlt, desto schwieriger ist es, die Verbindung von Gefühl und Vernunft herzustellen.
Dies ist aber unumgänglich, wenn man als Held in die Geschichte eingehen will – auch wenn man wie Kapitän Sullenberger die blinde Verehrung der Massen zurückweist. Die Zurückhaltung des Piloten, der immerhin 155 Menschen sicher aufs Wasser gebracht hatte, ist ehrenvoll. Denn für das «Wunder vom Hudson» brauchte es mehr als Fähigkeit, 40-jährige Berufserfahrung und eine richtige Bauchentscheidung. Sullenberger hatte auch Glück – ohne das Wunder nie wahr werden.
Intuitive Prozesse laufen zu einem grossen Teil unbewusst ab. Im präfrontalen Cortex, einem Teil des Frontallappens der Grosshirnrinde, werden Signale, gespeichertes Wissen und Gefühle mit rationalen Bewertungen verknüpft und zu Entscheidungen verarbeitet.
1 Sehen | 2 Wahrnehmen | 3 Erinnern | ||
In typischen Entscheidungssituationen, etwa beim Einkaufen, werden die optischen Reize (Was für ein schöner Apfel!) über den Sehnerv in die primäre Sehrinde geleite | In der primären Sehrinde wird das Bild (des Apfels) nach Farben, Konturen, Texturen und Kontrasten zerlegt und analysiert. Die Informationen werden in die Gefühls- und Erinnerungszentren geleitet. Komplexere Eigenschaften werden erst erkannt, wenn die Reize stirnwärts wandern. | Im Hippocampus werden die optischen Reize mit gespeichertem Wissen (Äpfel schmecken süss und sind saftig) angereichert. | ||
4 Fühlen | 5 Entscheiden | 6 Handeln | ||
Das limbische System, das Gefühlszentrum, gleicht die neuen Impulse mit Erinnerungen ab. Negative Erlebnisse der Vergangenheit (Grüne Äpfel sind sauer) lösen ablehnende Gefühle aus. Bei einer positiven Erinnerung (Rote Äpfel waren immer gut) sorgt das Belohnungszentrum (Nucleus accumbens) für ein starkes Verlangen. | Im präfrontalen Cortex laufen Gefühle und Wissen zusammen. Hier verknüpft das Gehirn emotionale Signale mit rationalen Bewertungen (Äpfel sind gesund) und formt sie in Entscheidungen um. Den Ausschlag zu diesen Entscheidungen geben Gefühle (Ich habe Lust auf den Apfel). | Ist die Entscheidung gefallen, wird der Impuls an die motorische Rinde wei-tergeleitet. Hier wird der Befehl zum Handeln formuliert (Nimm den Apfel, iss den Apfel). |
Wir alle diskriminieren, ohne es zu wollen
Weitere Infos
Gerd Gigerenzer: «Bauchentscheidungen. Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition»; Goldmann-Verlag, 2008, 288 Seiten,CHF 17.90 Antonio R. Damasio: «Descartes‘ Irrtum»; Ullstein-Verlag, 2004, 384 Seiten, CHF 17.90 Maja Storch: «Das Geheimnis kluger Entscheidungen»; Goldmann-Verlag, 2008, 128 Seiten, CHF 13.90 |
www.hifo.uzh.ch Institut für Hirnforschung an der Universität Zürich |
1 Kommentar