Nervosität, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Verdauungsprobleme, Kopfschmerzen, Bluthochdruck Bluthochdruck Lautlose Gefahr – dies sind nur einige der Folgen von Stress, die in den letzten Jahren breit diskutiert wurden. Und diese Diskussion ist gut. «Vor 10 bis 15 Jahren hiess es in vielen Betrieben noch: ‹Psychische Belastungen gibt es bei uns nicht.› Das hat sich stark geändert», sagt Andreas Krause, Dozent für Arbeit und Gesundheit an der Fachhochschule Nordwestschweiz.

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Allerdings hat die Präsenz des Themas auch Schattenseiten. So gehört es in der Arbeitswelt schon beinahe zum guten Ton, zu berichten, man habe viel zu tun und sei gestresst Stress Wenn man ständig auf der Überholspur lebt . «Wer sagt, er schaffe die Arbeit problemlos, macht sich verdächtig», so Krause weiter.

Der Mensch braucht ein gewisses Mass an Stress, aber...

Doch genauso falsch wie das Leugnen von Stress ist es, ihn zu dämonisieren. Denn Stress ist durchaus etwas Gutes, erklärt Ulrike Ehlert, Professorin für klinische Psychologie an der Universität Zürich. So ist es dem Stress zu verdanken, dass der Körper in einer bedrohlichen Situation innert Sekunden Energie bereitstellen kann. Das Herz-Kreislauf-System wird aktiviert, die Haut und die Muskeln werden gut durchblutet. Gleichzeitig fährt der Körper weniger dringliche Prozesse wie die Verdauungsaktivitäten herunter. 

«Wir brauchen die Hormone Adrenalin und Noradrenalin. Sie bringen uns voran, lassen uns schnell reagieren, uns Selbstvertrauen für schwierige Situationen entwickeln und künftige Herausforderungen besser anpacken», führt Ehlert aus.

Dauernd auf 180 sein schadet

Doch was der Körper als sinnvolle Notfalllösung geschaffen hat, lassen viele zum gesundheitsschädigenden Dauerzustand Stress und Körpersymptome Körper im Alarmzustand werden. «Sobald bei jemandem körperliche, verhaltensmässige oder emotionale Reaktionen auf eine Herausforderung auftreten, sprechen wir von chronischem Stress», erklärt Dieter Kissling, Leiter des Instituts für Arbeitsmedizin.

Auch die Humboldt-Universität Berlin hat sich in einer Studie zu den Auswirkungen von Zeitdruck Selbstdisziplin «Ich halte Termine nicht ein» dieser Frage angenähert. Während der Stress von den Probanden kurzfristig tatsächlich als motivierend empfunden wurde, dominierten nach spätestens sechs Wochen die negativen Auswirkungen.

Umgang mit Stress ist auch vererbt

Wie gut man mit Belastung umgeht, ist jedoch auch Veranlagungssache. Der Vagusnerv ist Teil der Nervengruppe, die für Entspannung Entspannung Entspannen Sie richtig? und Regeneration zuständig ist. Er bewirkt unter anderem die Verlangsamung des Herzschlags. Je schneller dieser Nerv also reagiert, desto besser kann sich der Körper an Ausnahmezustände – zu denen auch Stress gehört – anpassen.

Man kann diesen Nerv testen, indem man den Körper einer hohen physischen Belastung aussetzt, die den Puls in die Höhe schnellen lässt. In verschiedenen Studien wurde beobachtet, wie Testpersonen auf starke Kälte reagieren. Zu diesem Zweck hielten sie etwa ihren Arm in sehr kaltes Wasser. «Während einige Probanden sehr schnell auf die Kältebelastung reagierten und sich ihr Herzschlag bald wieder normalisierte, brauchten andere viel länger dafür», sagt Psychologin Ulrike Ehlert.

Stress hilft bei Prüfungen

Studenten legen eine Prüfung ab

Wenn das Ergebnis gut ist, hilft das, um künftige Stresssituationen besser zu meistern.

Quelle: Getty Images
Auch Erfahrungen prägen das Stressempfinden

Doch auch frühere Erlebnisse mit Stresssituationen und deren Ausgang spielen eine entscheidende Rolle. «Wenn etwa ein Studierender während Prüfungsvorbereitungen Schule Mit Stress richtig umgehen ein hohes Mass an Stress erlebt, dann aber erfolgreich ist, wird er vor der nächsten Klausur anders mit dem Stressgefühl umgehen, als wenn er trotz allen Bemühungen durch die Prüfung gefallen ist», so Ehlert weiter.

Dass sich die eigene Einstellung wesentlich auf das Stressempfinden auswirken kann, bestätigt auch eine Studie aus den USA. Wissenschaftler verglichen darin die Daten von knapp 30'000 US-Amerikanern aus einer offiziellen Gesundheitsumfrage mit der Sterbestatistik acht Jahre später.

Im Rahmen der Umfrage stellte man den Leuten unter anderem die Frage, ob sie glaubten, dass der Stress ihrer Gesundheit schade. Die Befragten mit einem hohen Stresspegel hatten ein um 43 Prozent erhöhtes Sterberisiko – allerdings nur diejenigen, die Stress für schädlich gehalten hatten.

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Stress kann Nerven nachhaltig schädigen

Andreas Krause von der Fachhochschule Nordwestschweiz überrascht dieses Ergebnis nicht: «Aus der Studie können wir zwei Dinge lernen: Erstens wirkt sich ein höheres Ausmass an Stressoren negativ auf die Gesundheit aus. Zweitens hat auch die subjektive Einschätzung, dass Stressoren schlecht für die eigene Gesundheit sind, einen negativen Effekt. Es gilt beides.» 

Dennoch warnt er davor, Stress nur als Einstellungssache abzutun. So lägen zahlreiche Studien vor, die nachgewiesen hätten, dass kritische Arbeitsbedingungen Arbeitsplatz Wir sind keine Batteriehühner! die Wahrscheinlichkeit etwa für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Formen der Depression erhöhten.

«Manche Leute wachen morgens auf und sind immer noch völlig kaputt.»

Dieter Kissling, Leiter Institut für Arbeitsmedizin

 

Doch es kann noch schlimmer kommen. Wer chronisch unter Stress leidet, kann das autonome Nervensystem dadurch langfristig schädigen. «Bei einer über Jahre andauernden chronischen Stresserkrankung kann das Erholungszentrum zerstört werden», erklärt Dieter Kissling vom Institut für Arbeitsmedizin. In der Folge sei selbst Schlaf nicht mehr erholsam Schlaflosigkeit Schlaf, wo bleibst du? . «Betroffene wachen morgens auf und sind immer noch völlig kaputt. Sie haben schlicht die Fähigkeit verloren, sich zu erholen.»

Die neurologischen Vorgänge, die dazu führen, dass die Erholungskompetenz verlorengeht und Entspannung physisch nicht mehr möglich ist, sind laut Kissling noch nicht vollständig erforscht. Der Schaden ist zwar nicht irreparabel, aber es dauert Jahre, bis die Nerven sich wieder vollständig erholt haben.

Man muss mögen, was man tut

Umso wichtiger ist es, dass man es dank Präventionsmassnahmen gar nie so weit kommen lässt. Ausreichend Bewegung Bewegung Sport ist eine Superpille , darin sind sich alle drei Experten einig, hat einen sehr positiven Effekt auf die Stressbelastung. Letztlich muss die Aktivität jedoch zu der Person passen. «Es bringt nichts, wenn jemand, der Laufen hasst, sich beim Jogging zu erholen versucht», stellt Ulrike Ehlert von der Universität Zürich klar.

Eine Runde mit dem Hund zu laufen, im Garten zu arbeiten Fitness Bewegung hält den Körper schön , zu kochen oder ein Buch zu lesen könne für manche den gleichen  beruhigenden Effekt haben. 

«Nur mit Regelmässigkeit lernt der Körper, dass er jetzt herunterfahren kann.»

Ulrike Ehlert, Leiterin klinische Psychologie und Psychotherapie Universität Zürich

 

Studien haben zudem gezeigt, dass regelmässige Entspannungsübungen bei Meditation, Yoga Yoga Welche Art passt zu mir? oder Tai-Chi dazu führen, dass Adrenalin und Noradrenalin in Stresssituationen zwar angeregt werden, der Hormonspiegel sich aber weitaus schneller wieder normalisiert als üblich, weil der für die Erholung zuständige Vagusnerv schnell aktiviert werden kann. «Wichtig ist bei allen Verfahren die Regelmässigkeit. Nur so lernt der Körper, dass er jetzt herunterfahren kann, und wird dies mit der Zeit auch schneller tun», so Ehlert.

Bei Stress nicht auf alles verzichten

Ebenso wichtig ist es, gerade nicht seinen Instinkten zu folgen. «Wir neigen dazu, in Stresssituationen alles, was uns guttut – etwa Bewegung, genügend Schlaf, soziale Kontakte Alleinsein Was gegen die innere Einsamkeit hilft , gesundes Essen –, zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten», erklärt Dieter Kissling vom Institut für Arbeitsmedizin. Das sei jedoch komplett kontraproduktiv. Sind es doch genau diese Dinge, die einem Menschen in der Hektik die dringend benötigte Auszeit verschaffen.

Wissen, was dem Körper guttut.
«Wissen, was dem Körper guttut.»
Chantal Hebeisen, Redaktorin
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