Die Schweiz ist gebaut. Zu den bestehenden rund 3,8 Millionen Wohneinheiten kommt jährlich nur gerade ein Prozent neu hinzu. Während die Neubauten zumindest den aktuellen Energievorschriften oder gar den Standards von Minergie oder Minergie-P genügen, liegt bei den Altbauten – 1,5 Millionen Liegenschaften sind sanierungsbedürftig – vieles im Argen.

Zum einen werden sie grösstenteils mit Gas oder Öl beheizt, zum anderen liegt ihr Brennstoffverbrauch um ein Mehrfaches über dem von Neubauten, die nach gängigen Vorschriften errichtet wurden. So beträgt der Heizölverbrauch bei Häusern, die zwischen 1920 und 1980 gebaut wurden, in der Regel 20 und mehr Liter pro beheizten Quadratmeter und Jahr, bei Neubauten sind es derzeit neun Liter und nach der 2008 beschlossenen Verschärfung der Vorschriften gar nur noch 4,8 Liter.

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«Die energetische Sanierung von Gebäuden macht viel Sinn», sagt Felix Meier vom WWF. «Bei vielen Altbauten lässt sich der Energieverbrauch durch entsprechende Massnahmen halbieren.» Vor allem die bessere Isolation der Gebäudehülle sorgt beim Verbrauch in der Regel für einen Quantensprung – und rechnet sich auch. Schon vor fünf Jahren zeigte das Centre for Energy Policy and Economics (CEPE) der ETH in Zürich, dass sich das Isolieren von Fassaden und Dächern innert weniger Jahre amortisiert. Damals kosteten 100 Liter Heizöl noch 50 Franken, heute sind es 70. Die Amortisation ist demnach in noch kürzerer Zeit möglich. Einzige Voraussetzung: Die Isolation muss im Rahmen von sowieso geplanten Sanierungsarbeiten von Fassade und Dach durchgeführt werden, so dass Kosten wie Verputz oder Gerüst nicht extra anfallen.

Bereits die verbesserte Isolation senkt den Energieverbrauch merklich. Doch wer Nägel mit Köpfen machen und den Wohnkomfort massiv erhöhen will, führt am besten eine Modernisierung nach den Vorgaben von Minergie durch – ein Vorhaben, das sich auch in Etappen mit Hilfe der sogenannten Minergie-Module durchführen lässt. Nach Abschluss der Modernisierung wird der Ölverbrauch für Heizung und Warmwasser nur noch maximal sechs Liter pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr betragen – also einen Drittel bis einen Viertel des Werts vor der Modernisierung. Kommt hinzu, dass eine solche Sanierung vielerorts finanziell unterstützt wird.

Eine exakte Planung ist unabdingbar

Der Weg von der Energieschleuder zum Minergie-Haus führt über drei Hauptpunkte: die Isolation und Abdichtung der Gebäudehülle, den Einbau einer kontrollierten Raumbelüftung mit Wärmerückgewinnung und den Ersatz oder die Anpassung der Heizungsanlage – etwa durch den Einbau einer kleineren Heizung oder die Ergänzung mit einem Sonnenkollektor für die Aufbereitung von Warmwasser. Ein Haus energetisch zu sanieren, kann gut in Etappen vorgenommen werden, zumal die komplette Erneuerung ins Geld geht. Das schrittweise Vorgehen lässt sich nicht nur besser finanzieren, sondern hat auch weitere Vorteile: Erstens werden die Steuerabzüge auf mehrere Jahre verteilt und somit voll ausgeschöpft. Zweitens können Bewohnerinnen und Bewohner während der Sanierung im Haus wohnen bleiben. Allerdings kann beim stufenweisen Vorgehen ein Teil der Fördergelder wegfallen.

Modernisieren in Etappen ist technisch anspruchsvoll, vor allem wenn der Minergie-Standard erreicht werden soll. Die Sanierungsschritte müssen exakt geplant sein. Nur so bilden die einzelnen Bauteile am Schluss eine funktionierende Einheit. Sind zum Beispiel Aussenwände und Fenster nicht aufeinander abgestimmt, kann sich Kondenswasser und damit Schimmelpilz bilden. Zudem erhalten nur jene Gebäude das Minergie-Zertifikat, bei denen sämtliche Bauteile – Aussenwände, Heizungsanlage und Lüftungsanlage – die Anforderungen von Minergie erfüllen.

  • Ermittlung des Energieverbrauchs (Heizung, Warmwasser, Elektrizität);
  • Zustand der Gebäudehülle; Erfassen allfälliger Komfortprobleme (Durchzug, zu kalte, zu warme Räume);
  • eventuelle Erweiterung des Gebäudes (Estrich, Keller, Anbauten);
  • Einfluss baugesetzlicher Vorschriften (Denkmalschutz, Grenzabstände);
  • Dringlichkeit der Massnahmen.


Wenn der Zustand des Gebäudes erfasst ist, lassen sich die Etappen der Minergie-Modernisierung planen. Fachleute empfehlen folgende Reihenfolge: 

  1. Fassade und Fenster: Die Erneuerung dieser Bauteile erfordert am meisten Kapital, bringt aber die grösste Energieersparnis. Die Wärmedämmung der Fassade und der Fenster sollte aufeinander abgestimmt sein. Ihre Qualität bestimmt die weiteren Erneuerungsmassnahmen sowie die Dimensionierung der Heizung. Sollen die Leitungen der später zu realisierenden Komfortlüftungsanlage in die Aussenwand integriert werden, folgt schon jetzt deren Einbau.
  2. Dach und Keller: Mit vergleichsweise wenig Aufwand wird hier viel Wirkung erzielt. Oft sind Hausbesitzer deshalb versucht, zuerst einmal Dach und Kellerdecke zu dämmen. Ist dies der Fall, sollte von Anfang an so gedämmt werden, dass die Isolation bei einer allfälligen Nachrüstung der Fassade immer noch ins Gesamtkonzept passt.
  3. Haustechnik: Die Dimensionierung eines Heizsystems hängt von der Wärmedämmung ab. Wird zuerst die Heizung ersetzt und erst in einem späteren Schritt die Wärmedämmung montiert, ist die Heizung zu gross dimensioniert. Eine zu teure Heizung mit schlechtem Wirkungsgrad und verkürzter Lebensdauer ist die Folge. Wurde noch keine Lüftungsanlage eingebaut, sollte diese jetzt zusammen mit der Haustechnik installiert werden.

Eine besondere Herausforderung bei Minergie-Modernisierungen ist der Einbau der Lüftungsanlage. Diese ist für die Vergabe des Labels zwingend. Bestehen in einem Gebäude schon ausreichend grosse Schächte, können die Zu- und Abluftleitungen darin verlegt werden. Ansonsten müssen zusätzliche Schächte gebohrt oder die Lüftungsleitungen in die Aussenwand integriert werden, was eine Minergie-Sanierung im Vergleich zu einer herkömmlichen verteuert.

Minergie-Module erleichtern die Sanierung

Jede Modernisierung, die dem Minergie-Standard genügen muss, ist komplex. Bei der nötigen umfassenden Planung stossen mitunter auch Fachpersonen an ihre Grenzen. Deshalb hat Minergie (die weltweit geschützte Marke für nachhaltiges Bauen) die sogenannten Minergie-Module lanciert. Das sind Bauteile, die auf die Einhaltung der Vorgaben von Minergie geprüft und mit einem entsprechenden Label versehen wurden. Erhältlich sind die Module derzeit für die Bereiche «Wand und Dach», «Fenster» und «Türen». Das Modul «Haustechnik» soll in nächster Zeit ebenfalls eingeführt werden.

Ein konsequent mit Minergie-Modulen modernisiertes Haus erfüllt automatisch die Kriterien des Minergie-Standards. Der Qualitätsnachweis wird so erheblich vereinfacht. Ebenso erleichtern Minergie-Module das etappenweise Sanieren: Komplizierte eigene Berechnungen durch den Architekten entfallen. Die Bauherrschaft kann sich darauf verlassen, dass ihr Haus am Schluss den gewünschten Standard erreicht, auch wenn sie etappenweise sanieren lässt.

Sanieren mit Minergie-Modulen schränkt die architektonische Vielfalt kaum ein, da mittlerweile eine Vielzahl an Bauteilen verschiedener Anbieter zur Auswahl steht. So hat man beispielsweise die Wahl zwischen mehr als 150 Dach- und Wandkonstruktionen oder rund 75 Fenstertypen.

Egal, ob der Umbau zum Minergie-Haus in einem Durchgang oder Schritt für Schritt erfolgt – der Beizug von ausgebildeten Spezialisten ist unbedingt nötig. In der Regel erteilt man den Auftrag einem Architekten, der weitere Fachleute wie Bauphysiker und Energieplaner beizieht. Diese Spezialisten helfen auch bei Anträgen für finanzielle Unterstützung und der Beantragung des Minergie-Labels.

Obgleich die Minergie-Module heute die standardgerechte Modernisierung erheblich vereinfachen, wird der Beizug eines erfahrenen Minergie-Fachpartners empfohlen. Dieser bildet sich regelmässig mit Kursen weiter. Eine Liste der Fachpartner finden Sie unter www.minergie.ch.