Da blickt keiner durch
Ob beim Sonnenbaden, Staudenschneiden oder Sonntagsbrunch: So schützen Sie sich vor neugierigen Nachbarn.
aktualisiert am 1. April 2016 - 15:16 Uhr
Eins der grossen Themen in der Gartenplanung ist der Sichtschutz. Wie verhindere ich unerwünschte Einblicke oder kaschiere hässliche Ausblicke? Dieses Bedürfnis hat nichts mit Bünzlitum zu tun. Der Mensch sucht im Garten Geborgenheit. Das Wort Garten hat seine Wurzeln gar im indogermanischen «ghortos», was für etwas Eingefriedetes steht.
Seit einigen Jahren wird Sichtschutz immer relevanter, weil verdichteter gebaut wird. Und da Sichtschutzelemente meist an der Grenze aufgestellt werden, tangieren sie auch die Nachbarn. Bevor man sich im Gartencenter mit Sträuchern oder Palisaden eindeckt, gilt es genau abzuklären, was erlaubt ist und was nicht.
Die Bestimmungen sind von Kanton zu Kanton verschieden. Grenzabstände und Maximalhöhe für Bauten und Pflanzen sind meist im Einführungsgesetz zum Zivilgesetzbuch festgehalten – und beziehen sich ausschliesslich auf Grundstückeigentümer. Für Stockwerkeigentümer gilt das kantonale oder das kommunale Baurecht, und sie brauchen die Zustimmung der Stockwerkgemeinschaft.
Doch wofür soll man sich entscheiden? Komplette Abschirmung oder eine durchlässige Variante, die auch einen Schwatz mit dem Nachbarn zulässt? Wie schafft man Privatsphäre ohne Einengung? Welche Lösung passt zum Garten?
Wir haben verschiedene Möglichkeiten für Sie zusammengetragen:
Wenn die Hecke geschnitten wird und ein einheitliches Bild gewünscht ist, beschränkt man sich am besten auf eine Gehölzart. Die klassischen Thuja- und Kirschlorbeerhecken bieten Tieren jedoch weder Nahrung noch besonderen Lebensraum. Ebenfalls blickdicht, geeignet für den Schnitt, aber ökologisch wertvoller sind zum Beispiel Eiben, Stechpalmen oder Liguster. Gehölze, die im Winter die Blätter verlieren, sind zwar nicht das ganze Jahr hindurch blickdicht. Doch auch Rotbuche, Hainbuche, Berberitze, Weissdorn, Feldahorn oder Kornelkirsche schirmen gut ab.
Wo keine fixe Höhe eingehalten werden muss, können auch Mischhecken gepflanzt werden. Sie schaffen Abwechslung und können auch thematisch zusammengestellt werden. Zum Beispiel eine Hecke aus lauter Gehölzen mit duftenden Blüten (Holunder, Duftschneeball, Flieder oder Bauernjasmin), nur mit weissen Blüten (diverse Schneeballsorten, Weissdorn oder Schlehdorn) oder nur mit Wildrosen.
An der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften wurde ein Pflanzkonzept aus Gräsern und Stauden erarbeitet, das sich auch zur Abgrenzung eignet (siehe «Onlinetipps»). Interessant daran ist, dass sich so das Raumgefühl im Lauf des Jahres verändert. Die Pflanzen werden im Winter auf den Boden zurückgeschnitten, und es dauert im Frühling einige Wochen, bis sie wieder eine Höhe von 1,2 bis 2 Meter erreicht haben und den Garten abschirmen.
Das Nützliche mit dem Geniessbaren verbinden, zum Beispiel mit einem Spalier, an dem sich Himbeeren, Brombeeren oder Mini-Kiwis ranken.
Säulenobst wächst schlank aufrecht, muss nur einmal im Jahr leicht geschnitten werden, und es trägt Früchte. Eine Reihe mit Säulenobst aus Kirschen, Zwetschgen, Birnen oder Äpfeln braucht kaum Platz, schafft eine lockere Abgrenzung und lässt erst noch eine kleine Ernte zu. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Obstbäume als freistehenden Spalier zu ziehen. Das braucht jedoch Platz, während der Erziehungsphase ein stabiles Gerüst und für den Schnitt das nötige Wissen.
Bambus und das Ziergras Chinaschilf werden ebenfalls als Sichtschutz eingesetzt. Da viele Bambusarten Ausläufer produzieren, ist es sehr wichtig, sich in der Gärtnerei gut beraten zu lassen. Oder man setzt auf horstbildende Arten wie die Fargesia, die keine Ausläufer bildet.
Mit Kletterpflanzen lassen sich grüne oder bunte Abtrennungen gestalten. An einem Rankgerüst können zum Beispiel Geissblatt, Waldrebe, Kletterhortensien oder Kletterrosen gezogen werden. Auch einjährige Kletterpflanzen wie Prunkwinden oder die Schwarzäugige Susanne eignen sich. Sie wachsen meist recht zügig, so dass man nicht lange auf den Sichtschutz warten muss.
Holz wirkt natürlich und passt in jeden Garten. Oft werden vorgefertigte Sichtschutzwände aufgestellt. Abwechslung bringt zum Beispiel eine in einem Stahlrahmen eingeschichtete Holzbeige oder eine Palisade mit Rundhölzern (Robinie, Akazie oder Kastanie).
Aus Weiden oder Haselruten geflochtene Zaunelemente sind beliebt. Sie sind blickdicht und lassen trotzdem das Licht durchschimmern.
Dieser wetterfeste Baustahl wird seit einigen Jahren vielfach in der Gartengestaltung eingesetzt – zum Teil auch grossflächig. Etwas weniger massiv wirken einzelne Stelen, die mit Gehölzen kombiniert werden.
Zu einem naturnahen Garten passen Trockensteinmauern sehr gut. Die etwas günstigere Variante sind Steingabionen. Auch Granitstelen eignen sich. Steinkörbe und -stelen wirken weniger starr, wenn sie mit Pflanzen, beispielsweise schlank wachsenden Sträuchern, kombiniert werden.
Im modernen Gartendesign kommen auch Sichtschutzwände aus Acrylglas oder Fiberglas zum Einsatz. Diese lassen zwar Licht, aber keine Blicke durch. Hier lohnt es sich abzuklären, wie sie sich im Witterungsprozess entwickeln und sich reinigen lassen.
Für kleine Stadtoasen
Viele der Sichtschutzlösungen, die sich für den Hausgarten eignen, passen auch gut auf einen Balkon. Bei den Pflanzen ist es wichtig, dass der Topf jeweils gross genug ist. Auf dem Balkon, da dem Wetter nicht vollends ausgesetzt, eignen sich auch Schilfrohr- oder Bambusmatten, Sonnensegel oder Paravents.
Buchtipps
- Manuel Sauer: «Sichtschutz im Garten. Hecken, Mauern, Zäune. Das grosse Ideenbuch»; Verlag Becker Joest Volk, 2011, 168 Seiten, CHF 52.00
- Irmela Erckenbrecht, Rainer Lutter: «Sichtschutz im lebendigen Garten. Kreative Lösungen für Gartengrenzen, Sitzplätze und Terrassen»; Verlag Pala, 2010, 200 Seiten, CHF 22.90
Onlinetipps
- Rechtliche Bestimmungen, nach Kantonen geordnet: www.pflanzen-im-nachbarrecht.ch
- Pflanzenkonzept der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften: www.staudenhecken.ch