Pflanzen benötigen nicht zwingend Erde zum Wachsen. Das ist allgemein bekannt, seit es Hydrokultur gibt. Sie brauchen aber unbedingt genug Wasser, Nährstoffe, Licht und Wärme. Dieses Wissen macht sich Uschi Sura in ihrem Hobbygarten in Engi GL auf 860 Metern über Meer seit vielen Jahren zunutze.

Angefangen hat alles mit dem Buch «Genial gärtnern mit Strohballen» von Joel Karsten, der den Trend in den USA begründet hat. Sie las das Buch an einem Tag und war sofort begeistert. Denn mit dieser Methode kann man überall gärtnern, auch wenn man nur wenig fruchtbare Gartenerde, bloss eine Wiese oder einen asphaltierten Untergrund zur Verfügung hat.

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Das kam Uschi Sura gelegen: In ihrem Garten hatte es keinen Platz mehr, und mit den Strohballen konnte sie ihn unkompliziert erweitern. Seither zieht sie jedes Jahr auf 15 bis 20 Ballen Gemüse. «Mit sehr viel weniger Aufwand als in einem herkömmlichen Garten, weil man kaum Unkraut jäten muss und die ganze Bodenbearbeitung entfällt. Und mit deutlich höheren Erträgen.»

Temperatur bis 30 Grad im Stroh

Das Geheimnis des Strohballengartens ist, dass sich das Stroh zersetzt. Der Prozess wird durch ausgiebiges Düngen und Wässern in Gang gesetzt und erwärmt den Strohballen im Innern auf bis zu 30 Grad. Die Wärme erlaubt eine frühe Bepflanzung, beschleunigt das Wachstum und sorgt für üppige Erträge.

Weil am Anfang viel gewässert werden muss, empfiehlt es sich, den Garten in der Nähe eines Wasseranschlusses oder einer Regentonne anzulegen. Und man braucht relativ viel Dünger, deshalb verwendet man gemäss Uschi Sura besser einen organischen (Biodünger) oder gar einen veganen statt des mineralischen Rasendüngers, den Joel Karsten in seinem Buch empfiehlt.

Nach der Ernte kann man das verrottete Stroh in den Kompost oder in ein Hochbeet umfüllen, wo es sich im Lauf eines weiteren Jahres in wertvolle, nährstoffreiche Erde verwandelt.

Und so legt man in wenigen Schritten einen Strohballengarten an:

  1. Strohballen platzieren

    Rechteckige Biostrohballen bekommt man bei einem Bauern oder einem Reiterhof in der Nähe oder in der Landi. Weil die Sonne den Zersetzungsprozess fördert, sollte man die Ballen an einem Ort aufstellen, wo sie täglich mindestens sechs Stunden lang besonnt werden. Am besten stellt man sie auf ein Unkrautvlies – so wächst von unten kein unerwünschtes Grünzeug empor. Wenn das Terrain schräg ist, müssen die Strohballen längs zum Hang platziert werden, damit sie guten Halt haben. Die Schnittseite des Strohs zeigt nach oben, damit man später die Setzlinge ins Stroh schieben kann. Um zu verhindern, dass es im Saisonverlauf komplett auseinanderfällt, empfiehlt es sich, die Ballen seitlich mit Pfählen zu befestigen oder gleich mit Brettern zu umranden.

  2. Strohballen präparieren

    Das Präparieren der Strohballen mit Wasser und Biodünger dauert rund 16 Tage. Die folgenden Angaben beziehen sich auf organischen Dünger. Dieser sollte 18 bis 20 Prozent Stickstoff, 10 bis 12 Prozent Phosphor und 14 bis 16 Prozent Kalium enthalten und fest, aber eher kleinkörnig sein. Keinen Flüssigdünger und keinen Langzeitdünger verwenden – Ersterer würde ausgespült, Letzterer zu langsam wirken. Am ersten Tag verteilt man 600 Gramm Biodünger auf jedem Ballen und wässert ihn, bis er gesättigt ist. Darauf achten, dass die Ballen nicht übermässig bewässert werden und das Wasser nicht einfach durch die Ballen hindurch sickert. Dadurch könnten (geringe Mengen) des Stickstoffs in den Boden geschwemmt werden. Am zweiten Tag wird nur gewässert. Bis zum sechsten Tag fährt man so fort: jeden zweiten Tag düngen, jeden Tag wässern bis zur Sättigung. 
    Ab Tag fünf lauwarmes Wasser verwenden, das man zum Beispiel über Nacht in der Giesskanne stehen gelassen hat. Vom siebten bis zum zehnten Tag brauchts nur noch 300 Gramm Biodünger pro Ballen. Vom elften bis zum sechzehnten Tag nur noch giessen. In höheren Lagen noch zwei Tage weitergiessen.

  3. Bepflanzen

    Mit der Pflanzkelle Löcher ins Stroh stechen, die Setzlinge vorsichtig einsetzen und mit etwas Anzuchterde einbetten. Damit keine Unkrautsamen ins Stroh gelangen: keine normale Gartenerde und keinen Kompost verwenden. Wenn man eine Rankhilfe anbringt, kann man – jedenfalls in tieferen Lagen – darüber eine Folie legen und das Beet bereits im April mit kälteempfindlichem Gemüse wie Tomaten oder Gurken bepflanzen. Die Pflanzen weiterhin mit einem Biodünger versorgen und nach Bedarf wässern. In der Regel muss man nur noch wenig giessen, weil das Stroh die Feuchtigkeit gut speichert. Für den Anbau eignen sich Gurken, Kohlsorten, Kohlrabi, Zucchini, Paprika, Tomaten, Kartoffeln, Salate und Blumen. Einzig Mais eignet sich nicht, da die Wurzeln zu gross sind, und mehrjährige Kräuter eignen sich nur bedingt, weil sie Ende Saison umgepflanzt werden müssen. Falls Pilze spriessen, sollte man sie nicht essen.

     

Uschi Suras Strohballengarten und weitere Beispiele aus aller Welt sind in Joel Karstens Buch «Genial gärtnern mit Strohballen» beschrieben. Sura gibt ihr Wissen auf ihrer Website und als Beraterin weiter.