Umstrittene Verträge bei der Post
Mitarbeitende der Paketpost erhalten oft nur befristete Anstellungen in Folge. Verdächtig, meinen Kritiker.
Veröffentlicht am 1. September 2019 - 23:06 Uhr
Im Verteilzentrum Härkingen SO werden täglich 290'000 Pakete verarbeitet. Ein harter Job. Verschiedene Mitarbeiter, die bereits ein Jahr über ein Temporärbüro in Härkingen gearbeitet hatten, wurden von der Post nur mit Halbjahresverträgen übernommen. Bei Einzelnen wurde erneut sechs Monate verlängert. Dann wurden sie auf die Strasse gestellt.
Die Post bestätigt: In Härkingen seien in den letzten zwölf Monaten 40 Mitarbeitende für sechs Monate angestellt worden. Bei 25 habe man das befristete Anstellungsverhältnis in ein unbefristetes umgewandelt. Mit 15 von ihnen habe man den Vertrag um sechs Monate verlängert, in einem Fall zum zweiten Mal.
Wenn befristete Arbeitsverträge aneinandergereiht werden, spricht man von Kettenverträgen
. Sie sind nur zulässig, wenn es sachliche Gründe dafür gibt. Die gebe es, meint die Post: saisonale Schwankungen im Paketvolumen, strukturelle Anpassungen wegen Umbauten, Mengenverlagerungen in andere Zentren.
«Die Post verlängert durch die Befristung in unerlaubter Weise die ‹Probezeit›.»
Alex Ertl, Anwalt
«Wenn Arbeitsverträge für sechs oder mehr Monate abgeschlossen werden, geht es kaum um saisonale Schwankungen», sagt der spezialisierte Basler Anwalt Alex Ertl. «Die Post will offenbar genau hinschauen, bevor ein unbefristetes Arbeitsverhältnis abgeschlossen wird, und verlängert durch die Befristung in unerlaubter Weise die ‹Probezeit
›.»
Eine Anfechtung könne sich lohnen. Wenn ein sachlicher Grund fehlt, müssen zwei Halbjahresverträge als unbefristetes, einjähriges Arbeitsverhältnis eingestuft werden. Betroffene würden dann vom Gesamtarbeitsvertrag der Post profitieren, etwa von besserem Kündigungsschutz.
An den Sperrfristen bei Krankheit oder Unfall würde sich aber nichts ändern. Sie sind erst ab dem zweiten Dienstjahr länger. Das ist besonders für die ehemaligen Temporärkräfte stossend. Sie arbeiten teils seit Jahren im Verteilzentrum – ohne den Schutz, den mehrjährige Postmitarbeitende haben.
Einen Arbeitsvertrag unterschreiben sollte man nur, wenn vorher alle Unklarheiten beseitigt sind. Beobachter-Mitglieder erfahren mithilfe einer Vertragsvorlage, welche Punkte unbedingt im Arbeitsvertrag enthalten sein sollten und welches Recht im Zweifel gilt, wenn nichts festgehalten ist.
3 Kommentare
Betreffend Gewerkschaft. Wenn schon die Gewerkschaft (ich lasse den Namen ungenannt) Schwangere während der Schwangerschaft (sie hatte Schwangerschaftsdiabetes) fristlos kündigen und ihnen die Zeit bis Ende Schwangerschaft zahlen. Was ist dann noch verwerflich? Fair wäre gewesen, jemanden temporär anzustellen als Hilfe und dann die Stelle zu teilen. So hätte sie weiter arbeiten können (1 - 2 Tage). Alleinstehend braucht sie sicher Geld. Ich habe gekündigt, ich wollte diese Stelle nicht übernehmen, auch wenn ich dadurch selbst nichts mehr hatte. Die Stelle war kein Geschenk mehr.
Mitarbeiter über ein Temporärbüro anstellen und so das Mandat verlängern ist nicht unüblich. Fakt ist, bei Temporärbüros wird man ausgenutzt. In der IT 1/3 weniger Lohn. Sogar mehr, wenn man rechnet, dass man im Stundenlohn angestellt wird, und der Lohn auch gerade die Ferien, Krankheit absichert. Wer krank ist, darf nacharbeiten oder muss Überzeit kompensieren. So hat man die Mitarbeiter immer bei der Stange wie Sachgüter. Und das wollen die Post und auch die kompetente Swisscom, die SBB. Überall wollen sie Personalkosten sparen. Ich wette, die Mitarbeiter so zu mieten ist genau gleich teuer, wie Mitarbeiter anzustellen. Man spart die Publikation und kann so gefahrenfrei (sicher ist sicher), den Kandidaten ausprobieren. Nur Kandidaten, die abspringen könnten, die Personaler erkennen das am nette Lebenslauf, werden übernommen. Und natürlich auch alle Aufschneider, Schleimer, die nichts können und dem Chef fachlich gar nie das Wasser reichen können. Nieten sind auch sehr beliebt. Unterhaltung fürs Team. Ausser reden können die nichts.
Was bei der Post geschieht,ist offensichtlich für mich! Da wird Druck ausgeübt, für mich am Rande der Legalität, richtig verwerflich!