Die Meldungen beim Beobachter-Beratungszentrum häufen sich – und lauten immer gleich. Theo S.* beispielsweise erhielt eine Rechnung über 92 Franken für Einkäufe, die er angeblich im Februar bei Amazon getätigt hatte. Doch in dieser Zeit hatte er beim Internetgrosshändler gar nichts bestellt. Zudem hatte er bisher immer via Kreditkarte und nicht per Rechnung bezahlt.

Das Problem: Solche Rechnungen sind echt, und sie stammen tatsächlich von Amazon. Meist geht es lediglich um Beträge um 100 Franken. Verschickt werden die Forderungen durch ein von Amazon beauftragtes Inkassobüro Mahnung Muss ich fürs Inkasso zahlen? .

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Adressen werden verhökert

Eingekauft haben aber Betrüger, die sich Zugang zu Konten von Amazon-Kundinnen und -Kunden verschafft haben. Recherchen des Beobachters zeigen nun: Auf mehreren Untergrundmarktplätzen im Internet Darknet Die Schattenwelt des Internets werden seit einigen Wochen persönliche Daten – Namen, Benutzernamen und Passwörter – von Tausenden Amazon-Kunden zum Kauf angeboten.

Auf einer einschlägigen Plattform wurden Ende April 5000 Amazon-Accounts verhökert. Die Log-in-Daten normaler Amazon-Kunden werden ab 2 Euro, Zugänge von Geschäftskunden ab 50 Euro angeboten.

Amazon wiegelt ab

Die auf Untergrundplattformen feilgebotenen Login-Daten stammen offensichtlich von Datensätzen, die zuvor bei Amazon gestohlen wurden. Der Internetkonzern bestreitet aber einen Datenklau. Es habe keine Datenpanne gegeben, betont ein Amazon-Sprecher. «Wir dulden keinen Betrug.» Die fraglichen Kundeninformationen würden nicht von Amazon stammen. «Die betreffenden Konten sind geschlossen worden. Wir untersuchen den Fall und werden die Täter mit allen rechtlichen Mitteln verfolgen.» Dazu heisst es von Amazon, Kunden sollten bei Unregelmässigkeiten den Kundendienst kontaktieren und unbedingt ihr Passwort ändern.

Gemäss Cybersecurity-Bloggern sind auf illegalen Marktplätzen Ende 2019 mehrere Millionen Zugangsdaten aufgetaucht – etwa von Amazon, Ebay und Paypal. Die Rede ist von rund 270'000 User-Profilen, die allein bei Amazon entwendet worden seien.

So sollten Sie reagieren

Haben Sie eine Rechnung von Amazon erhalten für Produkte, die Sie nie bestellt haben? Dann wurden Sie womöglich Opfer eines Online-Betrugs. Das Beobachter-Beratungszentrum rät in solchen Fällen:

  • Bestreiten Sie beim Inkassobüro die Rechnung und erheben Sie im Fall einer Betreibung Rechtsvorschlag
  • Ändern Sie bei Amazon unverzüglich ihr Passwort
  • Melden Sie den Betrug dem Kundendienst von Amazon 
  • Melden Sie den Fall der Bundesstelle für Internetkriminalität
  • Die Schweizerische Kriminalpräventionsstelle empfiehlt bei Online-Betrug, bei der Polizei Anzeige zu erstatten

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Otto Hostettler, Redaktor
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