Abnabeln

Das Abnabeln in der Pubertät ist fast so wichtig wie das Abnabeln nach der Geburt. Kinder werden flügge, bereiten sich darauf vor, sich als Erwachsene einem Leben ausserhalb der eigenen Familie zu stellen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Das gelingt nur, wenn die emotionale Nabelschnur zu den Eltern durchtrennt wird. Dazu gehört, dass Jugendliche rebellieren, provozieren oder sich mal nicht melden.

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Bad

Ewig im Badezimmer herumhängen und literweise Deodorant versprühen kann nerven. Der jungen Generation ist es sehr ernst mit der Hygiene und dem äusseren Erscheinungsbild. Wer müffelt, wird schnell zum Aussenseiter, wer nicht gestylt daherkommt, gilt als Sonderling. Anderseits stehen Pubertierende mit dem Durchlüften ihres Zimmers eher auf Kriegsfuss und deponieren ihre Schmutzwäsche liebend gern unterm Bett. Sie hängen am Mief. Der besondere Stoffwechsel ihres Gehirns verlangt nach besonders vielen Reizen, grellen Farben, Geräuschen und eben intensiven Gerüchen. Deshalb: Nase zu und durch!

Clique

Die Gruppe von Gleichaltrigen – Soziologen nennen sie Peergroup – ist für die Jugendlichen von enormer Bedeutung. Hier finden sie Verständnis, emotionalen Halt und teilen die gleichen Ängste und Sorgen. Freunde sind wichtig fürs Selbstvertrauen, sie nehmen neben den Eltern einen immer wichtigeren Platz als Vertraute ein.

Drogen

Jugendliche probieren Alkohol, Zigaretten oder Cannabis. Unter den 15-Jährigen trinken rund 43 Prozent mindestens einmal während der letzten 30 Tage Alkohol. Zu diesem Schluss kommt die HBSC-Schülerbefragung aus dem Jahr 2014, an der jeweils auch Sucht Schweiz beteiligt ist. Die Fachstelle verzeichnet in ihrem Suchtmonitoring von 2014 zudem einen Trend beim chronisch risikoreichen Alkoholkonsum. Zu dieser Gruppe gehörten 2011 noch 1,5 Prozent der 15- bis 19-Jährigen, während 2014 der Anteil auf 2,7 Prozent anstieg.

In Bezug auf den Tabakkonsum ergab die HBSC-Befragung von 2014, dass 11,9 Prozent der 15-jährigen Knaben sowie 9 Prozent der gleichaltrigen Mädchen mindestens wöchentlich raucht. Auch mit Cannabis kommen Jugendliche in Kontakt, wenn auch nur beschränkt. 6,4 Prozent der 14-Jährigen und 12,4 Prozent der 15-Jährigen gaben an, mindestens einmal im Monat zu kiffen.

Erste Liebe

Die erste Liebe erkennen Eltern meist am verträumten Gesichtsausdruck des Kindes, an der ständig guten Laune und an Endlosgesprächen am Telefon. Doch die Schmetterlinge im Bauch weichen schnell einmal quälendem Liebeskummer. Sex ist für die meisten Jugendlichen, anders als bei der Hippiegeneration, von Liebe geprägt und hat seinen Platz nur in einer festen Beziehung. Zwei Drittel der Jugendlichen erleben ihr «erstes Mal» zwischen 15 und 17 Jahren.

Freiheit

Jugendliche fordern und brauchen viel Freiheit. Doch wie viele Zugeständnisse sollen Eltern machen? Etwa bei der Reise mit der Freundin ins Ausland? Oder beim Ausgang? Für Eltern oft eine Gratwanderung: Was können sie den Kindern zutrauen, womit sind diese noch überfordert? Bis heute gibt es kein Jugendschutzgesetz, das die Ausgangszeiten von Minderjährigen regelt. Einzelne Gemeinden schreiben vor, dass unter 15-Jährige nur bis 22 Uhr ohne Begleitung in den Ausgang dürfen. Auch wenn es einmal einheitliche Regelungen geben sollte, tragen Eltern die Verantwortung für ihre Kinder. Eine Hilfe bietet der Flyer der Luzerner Fachstelle Gesellschaftsfragen: www.disg.lu.ch.

Gehirn

Neurologen haben entdeckt, dass sich in der Pubertät das Gehirn neu organisiert. Nervenverbindungen, die in den ersten Lebensjahren gebildet wurden, entwickeln sich zurück, andere bilden sich neu. Mit rund 16 Jahren werden als Letztes die Schaltzentralen im Stirnhirn gebildet. Das durch diesen Umbau bedingte Verhalten irritiert Erwachsene und lässt sie öfter am Verstand ihrer Sprösslinge zweifeln. Es braucht viel Geduld und Gelassenheit.

Rechtsratgeber
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Befinden sich Jugendliche in der Pubertät, wollen sie neue Erfahrungen machen. Die eigene Selbständigkeit, die erste Liebe oder das Ausgehen mit anderen Kollegen gehören zu den Themen, die Eltern verunsichern können. Beobachter-Mitglieder erhalten Ratschläge von kompetenten Fachleuten, was sie in dieser Lebensphase der Kinder erwartet.

Haut

Pickel sind lästige und erst noch unübersehbare Begleiter der Jugendlichen. Durch die erhöhte Ausschüttung von Geschlechtshormonen kommt es zu verstärkter Produktion von Fett, das die Poren verstopft. Es bilden sich Mitesser, die sich entzünden können. Und schon leuchten die Pickel im Gesicht. Kleiner Trost: Mit Abschluss der Pubertät ist wieder pickelfreie Zone angesagt.

Internet

Jugendliche pflegen ihre Beziehungen heute ganz selbstverständlich im Internet und per Handy. Werden persönliche Daten in Foren, Chats oder sozialen Netzwerken veröffentlicht, wird man verletzbar. Immer wieder kommt es zu Fällen von Mobbing übers Netz. Heranwachsende sind dafür zu sensibilisieren, mit welchen Folgen Opfer von Cybermobbing zu kämpfen haben und dass Täter juristisch verfolgt werden können. Die gesetzlichen Grundlagen der Persönlichkeitsverletzung, Verleumdung oder des unbefugten Beschaffens von Personendaten sind online wie offline identisch. Die Website der Schweizerischen Kriminalprävention enthält nützliche Tipps: www.skppsc.ch.

Jobben

Ohne die Zustimmung der Eltern läuft gar nichts. Ob die Jugendlichen gegen Entgelt babysitten oder während der Ferien in einer Velowerkstatt aushelfen: Immer besteht zwischen ihnen und dem Arbeitgeber juristisch gesehen ein Arbeitsvertrag. Ob dieser mündlich, schriftlich oder per Handschlag abgeschlossen wird, ist egal, die gesetzlichen Vertreter müssen ihr Okay dazu geben. Das können sie aber auch stillschweigend tun. Sind Eltern nicht einverstanden, kommt der Arbeitsvertrag nicht rechtsgültig zustande. Über das selbstverdiente Geld können die Heranwachsenden selber verfügen.

Karotten

«Igitt, Vitamine!», rufen Jugendliche gern aus. Gemüse und Obst stehen meist nicht auf der Liste der Lieblingsmahlzeiten. Dann doch lieber Pizzadönerpommes. Fastfood ist bequem und gelegentlich vertretbar – mit den bekannten Risiken: zu viel Fett, zu viel Salz, zu viel Zucker, zu wenig Vitamine. Jugendliche essen zudem häufig lustbetonter, spontaner und weniger gewissenhaft. Trotzdem sollten Eltern nicht müde werden, ihnen Mischkost anzubieten. Infos unter www.swissbalance.ch

Leistungsabfall

In der Pubertät sind schulische Leistungseinbrüche gang und gäbe. Die Suche nach der Identität braucht Energie, und die Schule gerät eher ins Hintertreffen. Die Noten werden plötzlich schlechter. Eine Rücksprache mit den Lehrpersonen ist immer sinnvoll und kann Licht ins Dunkel bringen. Manchmal braucht es Nachhilfe oder andere Unterstützung. Zu viel Druck der Eltern wirkt häufig nachteilig; je mehr Kontrolle Jugendliche spüren, desto weniger lernen sie aus eigenem Antrieb. Gelassenheit ist Trumpf. Nach der Pubertät geht es wieder aufwärts.

Magersucht

Laut einer im Jahr 2010 durchgeführten Befragung des Bundesamt für Gesundheit erkrankt rund 3,5 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung im Leben an einer Essstörung. Frauen sind mit 6 Prozent im Vergleich zu den Männern mit 1,8 Prozent häufiger betroffen. Die Pubertät ist natürlich nicht der einzige Grund für das veränderte Essverhalten. Oft spielen psychologische und biologische Faktoren eine massgebende Rolle bei der Entstehung der Krankheit. So zeigen neue Studien, dass erbliche Faktoren beim Ausbruch der Krankheit eine grössere Rolle spielen als bisher angenommen. Der starke Wunsch, dem gängigen schlanken Schönheitsideal zu entsprechen, löst noch keine Magersucht aus. Häufige Diäten können ein Hinübergleiten in die Krankheit jedoch begünstigen. Weitere Infos bietet die Arbeitsgemeinschaft Ess-Störungen: www.aes.ch.

Nein

Nein, nein und nochmals nein. Es ist das Lieblingswort Pubertierender. Das Nein provoziert. Die Tendenz zum Widerspruch ist das wichtigste Merkmal der Pubertät. Wer nein sagt, grenzt sich ab und beweist Eigenständigkeit und Individualität. Kann man daran etwas ändern? Nein!

Ostern

Feste wie Ostern, Weihnachten, Geburtstage oder Familienessen sind Rituale, die Sicherheit geben. Der seit Kindertagen liebevoll gebackene Geburtstagskuchen, die geschmückte Wohnung zu Weihnachten oder andere wiederkehrende Rituale bilden das Fundament, auf dem die Jugendlichen seit Kindertagen aufbauen. Diese Sicherheiten brauchen sie, auch wenn sie sich abfällig äussern und sich darüber lustig machen.

Piercing

Piercings und auch Tattoos sind körperliche Eingriffe. Über ihre körperliche Integrität können Jugendliche aber selbständig entscheiden. Sofern sie urteilsfähig sind, braucht es keine Zustimmung der Eltern. Das ist meist ab 14 Jahren der Fall. Zahlen die Jugendlichen das Ganze mit ihrem Taschengeld oder mit dem Lehrlingslohn, bleibt den Eltern nur eines: das Resultat zu bewundern.

Quiz

Eltern fühlen sich jetzt immer öfter als Quizmaster. «Wer kommt denn zu deiner Geburtstagsparty?» – «Alle.» – «Wer alle?» – «Alle eben.» Die Auskunftsfreudigkeit der Jugendlichen hält sich in engen Grenzen. Besprochen wird alles mit Gleichaltrigen. Tipp: nicht aufgeben. Immer wieder nachfragen, auch wenns mühsam ist. Gerade Pubertierenden tut es gut, zu wissen, dass sich Mama und Papa für sie interessieren.

Rückzug

Nicht alle Jugendlichen gebärden sich laut und rüpelhaft. Manche ziehen sich zurück, sind introvertiert, schweigen, machen die Pubertät quasi mit sich allein aus. Das ist nicht beunruhigend, solange sich das Verhalten gegenüber der Familie, den Hobbys, dem Aussehen und/oder den Essgewohnheiten nicht extrem verändert. Andernfalls ist eine psychologische Beratung ratsam.

Schlaf

Findet zu seltsamen Zeiten statt: Morgens kommen die Jugendlichen schwer aus dem Bett, abends kriegt man sie kaum hinein. Der veränderte Schlafrhythmus hat biologische Gründe. Das Schlafhormon Melatonin wird in der Pubertät verzögert gebildet. Die Produktion beginnt später am Tag als bei Erwachsenen, und der hohe Spiegel hält länger an. Deswegen: aufregen zwecklos!

Tagebuch

Ist vor allem bei Mädchen beliebt. Hier kann man sich alle Wünsche, Sorgen und Ängste von der Seele schreiben. Es ist verständlich, dass Eltern gern über alle Schritte der Kinder Bescheid wissen wollen. Heimlich im Tagebuch der Kinder zu lesen ist jedoch absolut tabu. Eltern müssen die Privatsphäre respektieren. Auch an Sohn oder Tochter adressierte Briefe dürfen sie nicht öffnen. Sie würden sich sogar strafbar machen, weil sie damit das sogenannte Schriftgeheimnis verletzen. Bleibt man im Gespräch mit den Kindern, werden sie das Wichtigste bestimmt preisgeben.

Unordnung

Jugendliche lieben das Chaos und leben es ungehemmt aus. Kleiderhaufen, Schuhberge, Schul- und Sportsachen, dazwischen Lipgloss und Deospray: Unordnung im Teenagerzimmer ist völlig normal. Das Wesentliche: dass sich die Sprösslinge darin wohl fühlen.

Verhütung

Wenn die Tochter die Pille nehmen will, muss sie die Eltern nicht fragen. Das Recht auf medizinische Behandlung steht urteilsfähigen Kindern zu. In der Praxis geht man davon aus, dass Jugendliche ab 14 Jahren in der Lage sind, über eine ärztliche Behandlung selbst zu entscheiden. Eltern erhalten keine Auskunft, wenn das Kind das nicht will, denn Ärzte sind an das Arztgeheimnis gebunden. Wird die Pille vom Taschengeld bezahlt, ist es möglich, dass Eltern gar nichts davon wissen. Geht die Rechnung versehentlich an die Adresse der Eltern, werden sie wohl erfahren, was die Ärztin verschrieben hat – haben aber rechtlich gesehen keine Eingriffsmöglichkeit.

Wenn Kinder kommen

Dann geht die Welt nicht unter. Minderjährige Eltern müssen sich bis zur Volljährigkeit gedulden, um das Sorgerecht für ihr Kind zu übernehmen. Bis dahin sucht die Kinderschutzbehörde gemeinsam mit Eltern und Grosseltern eine Lösung. Für das Kind wird ein Vormund ernannt. Das kann auch ein Familienmitglied sein. Die Behörde setzt sich auch dafür ein, dass der Vater sein Kind anerkennt, damit der Unterhalt gesichert ist. Weitere Informationen: www.lustundfrust.ch

Xanthippe

Vor allem pubertierende Mädchen erinnern manchmal an die streitsüchtige, übellaunige Ehefrau des griechischen Philosophen Sokrates. Buben hingegen geben sich machohaft, fluchen und rülpsen. Es geht bei diesem doch sehr störenden Verhalten um Abgrenzung und das Finden der eigenen Identität. Mit grossspurigem und zickigem Verhalten kaschieren Buben wie Mädchen ihre Unsicherheit. Klar, Eltern müssen und sollen sich nicht alles gefallen lassen. Auch hier gilt es, klare Grenzen zu setzen. Trotzdem: Das Benehmen der Jugendlichen ist nicht persönlich gemeint, und eine grösstmögliche Souveränität bringt oft die besten Lösungen.

Yoga

Ist gestressten Eltern unbedingt zu empfehlen, um gelassen die oft täglichen Kämpfe mit dem Kind zu überstehen.

Zusammenhalt

Schön, wenn Eltern von ihrem erwachsenen Kind hören: «Gut, dass ihr auf mich aufgepasst habt.» Die Jugendlichen brauchen viel Mut. Sie müssen sich von den Eltern lösen, erfahren die erste Liebe, lernen ihren Körper neu kennen und müssen auch noch im Freundeskreis bestehen. Dass Vater und Mutter sie in diesen stürmischen Zeiten begleiten, gibt ihnen Sicherheit. Was sie natürlich meistens erst im Nachhinein bekennen.