Erben gewinnt an Bedeutung. Die gesamte Erbmasse in der Schweiz soll dieses Jahr erstmals mehr als 100 Milliarden Franken betragen, schätzt der Erbschaftsforscher Marius Brülhart. Eine Studie des Forschungsinstituts Sotomo im Auftrag des Berner Generationenhauses zeigt, welche Haltung unterschiedliche Generationen in der Schweiz zum Thema haben. Der Beobachter stellt die Ergebnisse vor.

Kein Wohneigentum ohne Erbe

Rund zwei Drittel des in der Schweiz vererbten Vermögens gehen an Personen über 55 Jahre. Das Erbe könnten die meisten aber schon früher besser gebrauchen, zum Beispiel wenn es um den Kauf von Wohneigentum geht. Diesen Wunsch haben oft junge Familien, doch nicht selten fehlt das Geld. Fast 70 Prozent der Befragten sind sich laut Umfrage einig: Wohneigentum in der Schweiz kann sich nur noch leisten, wer ein grösseres Erbe erhält.

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Wäre es also sinnvoll, früher zu vererben? Nein, findet eine knappe Mehrheit. Über 50 Prozent sprechen sich in der Studie gegen eine vorzeitige Vermögensübertragung aus.

Die Ablehnung nimmt mit dem Alter zu. Vor allem, weil die vorzeitige Vererbung auch mit einem gewissen finanziellen Risiko verbunden ist. Wer bereits früh vererben will, muss gut planen, wie viel Geld im Alter benötigt wird – das ist nicht immer leicht einzuschätzen.

So bleibt es bei der verzwickten Situation, dass finanzielle Mittel in jungen Jahren für die Erfüllung von Wünschen benötigt werden, aber zugleich ältere Generationen nicht zu einer vorzeitigen Vermögensübertragung bereit sind.

Zur Ausstellung «Hilfe, ich erbe!»

Die Nase vom Vater, den Humor von der Grossmutter, die Traditionen von den Vorfahrinnen und Vorfahren: Wir alle erben. Das Berner Generationenhaus lädt mit der Ausstellung «Hilfe, ich erbe!» dazu ein, die Vielfalt des Erbens zu entdecken, in persönliche Erbgeschichten einzutauchen und sich inspirieren zu lassen für den Umgang mit den eigenen Wurzeln.

Der Beobachter ist Medienpartner von «Hilfe, ich erbe!», bietet in der multimedialen Ausstellung erste Hilfe in Erbschaftsfragen und trägt zum Rahmenprogramm bei.

Vom 16. November 2024 bis zum 26. Oktober 2025. Infos zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm finden Sie hier.

Erbschaftssteuer findet keine Mehrheit

Eine weitere Frage, die immer wieder aufkommt, ist jene nach der Erbschaftssteuer. Auf Bundesebene gibt es heute keine, doch immer wieder werden Forderungen laut, das Erbe stärker zu besteuern.

Die Ergebnisse der Umfrage ergeben ein deutliches Verdikt: Die Mehrheit lehnt eine Erbschaftssteuer ab – 57 Prozent sind grundsätzlich dagegen. Was auffällt: Hier gibt es nicht nur einen Generationen-, sondern auch einen Geschlechtergraben. Tendenziell befürworten 18- bis 35-Jährige und Frauen eine Erbschaftssteuer häufiger als Ältere und Männer.

Was mit den Einnahmen geschehen soll

Auch bei der Frage, was mit den potenziellen Einnahmen aus der Erbschaftssteuer geschehen soll, gehen die Meinungen zwischen Jung und Alt auseinander. Personen über 55 sind mehrheitlich dafür, die Einnahmen für die AHV zu verwenden. Jüngere hingegen wollen das Geld für nachfolgende Generationen einsetzen, um etwa den Klimawandel zu bekämpfen. 

Der Beobachter hat wiederholt zum Thema Erben berichtet. Weshalb Erbschaftssteuern unbeliebt sind und wie die Familie Baumann ein Tabu bricht und offen über das Erben spricht, lesen Sie hier: