Hier arbeiten lauter Gutmenschen: «Wenns brennt und Dir keiner mehr Geld gibt, gibt es nur eine Lösung: Swiss Money Bank.» Die Homepage verspricht günstige Kredite in jeder Lebenslage: «Wir lehnen grundsätzlich keine Anfrage ab und betreuen auch Menschen mit einer vermeintlich schlechten Bonität.»

Schön wärs. Wer im Online-Formular seine persönlichen Daten ausfüllt, erhält per SMS die Aufforderung, eine 0901-Nummer zu wählen. «Als ich gesehen habe, dass das mehr als vier Franken pro Minute kostet, habe ich gezögert», sagt Regina Sauter*. Aber es kamen immer neue SMS: Der Kredit sei bewilligt, man müsse bloss noch wissen, auf welches Konto das Geld überwiesen werden solle. Als Sauter doch anrief, wurde sie endlos hingehalten. «Es kamen immer neue, immer merkwürdigere Fragen», zwischendurch wurde sie immer wieder in die Warteschleife geschoben. Das koste nichts, wurde ihr versprochen. Fehlanzeige: Die Telefonrechnung belief sich auf 2800 Franken, ohne dass sie einen Kredit erhalten hätte.

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Kritik aus dem In- und Ausland

In anderen Fällen kam es am Schluss zu einem Vertrag über eine Schuldenberatung, kostenpflichtig natürlich. Swissmoneybank ist also alles andere als gutmenschlich: Das Geschäftsmodell zielt darauf ab, Menschen Geld abzuknöpfen, die sich in einer finanziellen Notlage befinden und bei einer richtigen Bank keinen Kredit mehr erhalten.

Das Vorgehen von Swissmoneybank ist dasselbe wie jenes von Österreichkredit, einer Firma, vor der der Beobachter vor anderthalb Jahren warnte («Der billige Trick mit dem teuren Rückruf»). Kein Wunder, denn dahinter steckt dieselbe Person. Doch dem Geschäftsmodell droht Ungemach, und zwar gleich an mehreren Fronten.

Das Problem beginnt schon beim Namen, denn dieser ist illegal. Nur Finanzinstitute, die über eine Banklizenz verfügen, dürfen den Begriff «Bank» verwenden. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) hat, nachdem sie vom Beobachter auf Swissmoneybank aufmerksam gemacht wurde, eine Untersuchung eingeleitet.

Unangenehme Fragen stellt auch das Bundesamt für Kommunikation (Bakom). Es prüft derzeit, ob Swissmoneybank die 0901-Nummern missbräuchlich verwendet. Ein Verfahren sei eröffnet worden, bestätigt das Bakom. Vor anderthalb Jahren, als die Firma noch als Österreichkredit auftrat, sperrte das Bakom die damals verwendeten 0901-Nummern – doch die Firma besorgte sich einfach zwei neue.

Einen Schritt weiter sind die Behörden in Österreich. Dort betreiben mehrere Firmen unter den Bezeichnungen Powerkredit, Volks-Kredit und Eurocred das gleiche Geschäft. Die Spuren führen zum selben Thomas Schmutz, der auch Verwaltungsrat von Swissmoneybank ist. Die österreichische Telekom-Aufsichtsbehörde hat Mitte Oktober verfügt, dass diese Firmen die hohen Gebühren für die kostenpflichtigen Telefonnummern nicht mehr einkassieren dürfen. Die Anrufer würden «ohne eine sachliche Rechtfertigung» über Gebühr lange hingehalten, und ihnen werde «suggeriert, dass sie einen Kredit bekommen werden, was jedoch nicht der Fall ist». In der Schweiz hingegen muss trotz dem Bakom-Verfahren jeder einzelne geprellte Kunde über seinen Telefonanbieter versuchen, das Geld zurückzuerhalten.

Swissmoneybank erhält auch eine Abmahnung aus Deutschland. Auf der Website sind frei erfundene Gütesiegel abgebildet. «2012 Gold Award Finanztest» heisst es etwa, doch «Finanztest» ist ein geschützter Titel der Stiftung Warentest, und deren Sprecherin stellt klar: «Weder haben wir Swissmoneybank getestet noch ihr erlaubt, ein Finanztest-Siegel zu nutzen, und einen Gold Award gibt es bei uns schon gar nicht.»

Der Verantwortliche bleibt stumm

Einziger Verwaltungsrat der hinter Swissmoneybank steckenden Firma Money Management AG ist der in Arbon TG wohnhafte Thomas Schmutz. Auf Fragen, die ihm der Beobachter per Einschreibbrief zustellte, reagierte er bis Redaktionsschluss nicht.

Als ihn der Beobachter vor anderthalb Jahren mit ähnlichen Vorwürfen konfrontierte, liess er über einen Anwalt ausrichten, er habe nichts damit zu tun. Laut Handelsregister ist er in der Tat am 20. Mai 2011 aus der Firma ausgetreten – am 3. August 2012 aber wieder eingetreten und seither einziger Verantwortlicher der Money Management AG. Schmutz’ Aus- und Wiedereintreten in den Verwaltungsrat ist nur ein Puzzleteil in der wechselvollen Geschichte der Money Management AG.

Vom Dorfladen zum Finanzdienstleister

Entstanden ist die Firma, die sich heute ihrer «Erfahrung und Kompetenz» in Sachen Finanzstrategie rühmt, aus der Primo Frischmärt AG in Rüschlikon. Als der kleine Dorfladen am Zürichsee einging, verkaufte der Firmeninhaber 2008 die juristische Hülle, den sogenannten Firmenmantel, für nur einen Franken an seinen Treuhänder. Was der Ladenbesitzer nicht wusste: Sein Treuhänder wurde zu dieser Zeit gerade wegen Betrugs in Millionenhöhe, mehrfacher Veruntreuung und Geldwäsche verurteilt. Als Ex-Finanzchef der Krankenkasse KBV hatte er, zusammen mit drei weiteren Geschäftsleitungsmitgliedern, reihenweise Kassenmitglieder erfunden. Es gebe keinerlei Zusammenhang zwischen seiner Tätigkeit als Treuhänder und der Verurteilung, sagt der Mann heute gegenüber dem Beobachter.

Als der Treuhänder die Primo Frischmärt AG übernahm, änderte er den Firmenzweck. Anstelle des «Handels mit Lebensmitteln und Gebrauchsgütern aller Art» stand neu «die Ausübung jeder Art von finanziellen Dienstleistungen, treuhänderischen Tätigkeiten und Unternehmensberatungen» im Zentrum. Solch ein Totalumbau ist billiger, als eine neue Firma zu gründen. Dann verkaufte der Treuhänder das Unternehmen weiter. Seither wechselten sowohl Firmenname wie auch Zweck, Verantwortliche und Revisionsstelle mehrmals.

Immer wieder führen die Spuren zu Thomas Schmutz. Trotzdem ist laut Website gar nicht er, sondern ein gewisser Herr «Chener» verantwortlich: «Als CEO und Gründer der Swiss Money Bank stehe ich mit meinem Namen für Qualität, Seriosität und Kundenorientierung in der Beratung.» Doch einen Herrn «Chener» kennt das Handelsregister nicht.

*Name geändert