In Zeiten von Globalisierung und Klimawandel ist es wichtig, lokal zu kaufen. Deswegen setze ich auch in Sachen Humor gezielt auf Produktionen aus der Schweiz. Hergestellt von glücklichen freischaffenden Kulturschaffenden aus der Region.

Dabei geht es mir weniger um die Qualität, sondern vielmehr ums Prinzip. Ich unterstütze die lokale Lachboheme und tue damit etwas Gutes. Schon mit dem Kauf eines einzelnen Theatertickets helfe ich nicht nur der Kleinkünstlerin, sondern auch ihrer Familie und dem ganzen Dorf. Der helvetische Witz ist ein Luxusgut, das ich mir bewusst gönne. Was nicht immer einfach ist. Denn importierte Fast-Food-Lacher aus dem Ausland sind nicht nur günstiger und besser, sondern auch an jeder Strassenecke erhältlich. Böse Zungen behaupten gar, Schweizer Humor sei ein Oxymoron – wie englische Küche oder italienische Demokratie.

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Noch bösere Zungen behaupten, Schweizer hätten gar keinen Humor. Stimmt nicht – wir haben sehr wohl Humor, tragen ihn einfach weniger zur Schau. Schweizer behandeln ihren Humor wie ihr Gehalt – diskret. Man ist stolz darauf, behält ihn aber für sich.

Zu Recht. Denn wenn Schweizer versuchen, lustig zu sein, ist das nicht nur schmerzhaft, es führt auch zu volkswirtschaftlichen Schäden. Jeder Komiker, der selbstsüchtig seiner Passion nachgeht, fehlt dem Bruttosozialprodukt. Gerade in Zeiten des Lehrermangels ist es fatal, wenn unsere besten Rednerinnen und Redner nicht im Klassenzimmer stehen, sondern irgendwo in einem Kleinkunstkeller. In der Tat haben fast alle Schweizer Humorschaffenden eine pädagogische Grundausbildung – die nun brachliegt, zum Leidwesen aller.

Da ich mit Humor meinen Lebensunterhalt verdiene, weiss ich, dass meine Arbeit nicht systemrelevant ist – zumindest hierzulande. Ab einem gewissen Wohlstandslevel ist Humor fakultativ. Wir Kleinkünstler wissen: Ein voller Bauch lacht nicht gern.

Dazu kommt, dass ein Grossteil unseres Humors nicht von ausgebildeten Profis hergestellt wird, sondern von Laien. Wir sind ein Land von Milizkomikern. Gerade in der Politik werden viele Lacher unbezahlt produziert – zum Leidwesen aller richtigen Clowns.

Trotzdem sollten wir unsere Humoristen nicht ganz aussterben lassen – wer weiss, ob wir in Zukunft nicht doch einmal auf sie angewiesen sind. So wie Eichhörnchen ihre Nüsse im Schnee verbuddeln, sollten wir unsere Humorschaffenden konservieren für die nächste Rezession, die nächste Massenarbeitslosigkeit. Damit wir wieder etwas zu lachen haben, wenn wir nichts mehr zu lachen haben.

Meine Bewertung für Schweizer Humor: ★☆☆☆☆

Zur Person
Patrick «Karpi» Karpiczenko