Veröffentlicht am 25. März 2024 - 21:15 Uhr
Zum Negativpreis «Fehlbefehl 2024»
Als Carlos Djalo im Februar 2019 im Kanton Waadt verhaftet wird, weiss er nicht, wie ihm geschieht. Die Polizisten sagen ihm, er sei zu 250 Tagen Gefängnis verurteilt worden. Doch Djalo ist weder von einem Staatsanwalt einvernommen worden, noch hat er eine Richterin zu Gesicht bekommen, geschweige denn ein Gerichtsurteil erhalten. Was ihm die Waadtländer Polizisten sagen, versteht er nur schlecht. Djalo spricht Portugiesisch und ein bisschen Englisch. Doch Zugang zu einem Übersetzer oder einer Anwältin hat er nicht.
Um zu begreifen, was passiert ist, muss man die Zeit einige Jahre zurückdrehen. Djalo, der eigentlich anders heisst, stammt aus dem westafrikanischen Land Guinea-Bissau. 2013 reist er in die Schweiz und stellt ein Asylgesuch. Dieses wird abgelehnt, Djalo müsste ausreisen. Doch er bleibt. Hier leben sein Vater und seine Schwester. Hier will er sich ein Leben aufbauen. Immer wieder wird er von der Polizei aufgegriffen, ohne eine gültige Aufenthaltsbewilligung vorweisen zu können. 2016 muss er deswegen eine sechsmonatige Strafe im Gefängnis absitzen.