Es war ein sonniger Frühsommertag, damals vor 15 Jahren, als Ueli Bärtschi erstmals zum Lebensretter Ertrinken So retten Sie Leben wurde. «Ich spazierte der Reuss in Luzern entlang; plötzlich fing eine Frau am Flussufer wie wild an zu schreien», erzählt der heute 34-jährige Präsident der Luzerner Sektion der Schweizer Lebensrettungsgesellschaft SLRG.

Bärtschi, bereits geübter Rettungsschwimmer, zögert nicht lange und rennt zu der Frau hin. «Ich sah, dass ein kleiner Junge im Fluss trieb, den Kopf zwar noch über Wasser, aber sein Gesichtsausdruck war ganz starr – das werde ich nie vergessen.»

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Bärtschi springt samt Kleidung ins Wasser Prix Courage 2010 Kandidat Remo Knechtle . «Ich kann mich nicht mehr erinnern, was ich gedacht habe in dem Moment – ich habe einfach nur funktioniert.» Bei Bärtschi, der bereits mit 13 Jahren im Sicherungsdienst der Lucerne Regatta mitgearbeitet und mit 15 Jahren das Brevet I zum Rettungsschwimmer absolviert hat, sitzt jeder Handgriff. Er hechtet zum Knaben, ergreift mit einer Hand das Kind und schwimmt in Richtung Ufer.

Ertrinkende rudern nicht wild mit den Armen

Gemeinsam mit der Mutter versorgt er den Jungen, bis der Krankenwagen eintrifft. Dieser bringt das Kind ins Spital. «Ob er dort weiter versorgt werden musste, weiss ich nicht – ich bin dann nach Hause gegangen», erzählt der Littauer. Erst danach habe er realisiert, was er gerade geleistet hatte. «Es machte mich stolz, dass ich einen Menschen gerettet habe.»

Heute weiss er, dass das Kind damals doppelt Glück hatte: «Der Junge selbst war ganz still – wäre die Mutter nicht gewesen, hätte ich das ertrinkende Kind wohl gar nicht wahrgenommen.» Denn anders, als dies oft in Filmen dargestellt wird, rudern Ertrinkende meist nicht wie wild mit den Armen und rufen um Hilfe. «Das Ertrinken ist ein stiller Prozess und es braucht viel Erfahrung und eine gute Beobachtungsgabe, um zu erkennen, dass jemand akut in Not ist», sagt Bärtschi.

Die meisten ertrinken in unmittelbarer Nähe zum Ufer

Das bestätigt auch Philipp Binaghi, Mediensprecher des Dachverbandes der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft (SLRG). «Ertrinken ist meist ein ruhiger, wortloser Vorgang.» Denn dem Ertrinkenden fehle schlicht die Kraft, um Hilfe zu rufen oder mit wildem Gewinke auf seine Notsituation aufmerksam zu machen. Er versuche krampfhaft, sich über Wasser zu halten. Das sehe oft aus, als würde die Person auf einer imaginären Leiter hochsteigen. «Die Zeit, während Mund und Nase über der Wasserlinie sind, nutzen sie dann, um Luft zu holen. Reicht die Kraft dazu irgendwann nicht mehr, sinken die Personen einfach lautlos weg.»

Und noch etwas erstaunt: Die meisten sind laut Statistik höchstens 20 Meter vom Ufer entfernt, wenn sie ertrinken. «Mit Kindern trainieren wir deshalb gezielt, wie sie sich nach einem unerwarteten Sturz ins Wasser selbst aus der Gefahrensituation bringen können», sagt Binaghi.

Bewusstes Beobachten kann Leben retten

Bärtschi und Binaghi betonen beide, dass Ertrinken meist kein unausweichlicher Schicksalsschlag sei, dem man nicht entrinnen könne. «Jemanden vor dem Ertrinken zu bewahren beginnt schon bei der Aufklärung», sagt Binaghi.

«Wer die Baderegeln kennt, merkt eher, wann eine Situation gefährlich wird.»

Ueli Bärtschi, Rettungsschwimmer

 

Denn was im Volksmund gemeinhin als Ertrinken definiert werde, erklärt Ueli Bärtschi – der Moment, in dem eine Person untergeht – sei für Fachleute das bittere Ende eines Prozesses, den man an mehreren Stellen bereits früher unterbrechen könne. Aber das gelinge nur, wenn Passanten das Geschehen bewusst wahrnehmen und richtig einschätzen. «Wer die Baderegeln kennt, merkt eher, wann eine Situationen gefährlich wird – und kann auch reagieren, wenn sich jemand anderes in Gefahr begibt», so Bärtschi. Für Rettungsschwimmer sei vor allem wichtig, dass sie ihren Sicherungsabschnitt aufmerksam beobachten. «So können wir eingreifen, bevor ein gefährliches Ereignis stattfindet.»

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Retter sind hauptsächlich mit Präventionsarbeit beschäftigt

Eine brasilianische Studie aus dem Jahr 2015 zeigte denn auch, dass die Rettungsschwimmer 95 bis 99 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Präventionsarbeit beschäftigt sind. Die Ergebnisse basieren auf Logbucheinträgen der Küstenwache aus 34 Jahren, die der Studienautor David Szpilman ausgewertet hat. Nur ein bis fünf Prozent ihrer Arbeitszeit waren die Lebensretter mit tatsächlicher Rettungsarbeit beschäftigt.

Angeregt durch die Ergebnisse dieser Studie, untersuchte auch die SLRG, welche Tätigkeit Schweizer Lebensretter am meisten beschäftigt. Und kam zu einem ähnlichen Ergebnis wie in Brasilien. Aus diesem Grund lancierte die SLRG vor Kurzem eine Plakatkampagne, in der sie auf die sechs Baderegeln aufmerksam macht (siehe Infobox unten).

Auch geübte Schwimmer können plötzlich in Not geraten

Vielfach würden die Baderegeln als etwas lebensfremd betrachtet. «Unsere Erfahrung zeigt, dass einige Schwimmer glauben, dass die Regeln sie nicht betreffen, weil sie gut schwimmen können», sagt SLRG-Mediensprecher Binaghi. Die Regeln seien aber aus den Beobachtungen von Badeunfällen entstanden und daher keineswegs aus der Luft gegriffen. Auch geübte Schwimmer könnten plötzlich in eine Notlage geraten, wenn sie sich falsch verhalten oder erschöpft sind.

«Beim Baden mit Kindern relaxen: Vergessen Sie’s!»

Philipp Binaghi, Mediensprecher Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft

 

Retter Bärtschi doppelt nach: In allen drei Fällen, wo er Kinder vor dem unmittelbaren Ertrinkungstod gerettet hat, wurden Baderegeln nicht befolgt. «Ich kann nicht verstehen, wie sorglos sich manche Eltern im Zusammenhang mit Gewässern verhalten. Ein Kind darf man am Wasser nie aus den Augen lassen, ein Kleinkind muss immer in Griffnähe sein.»

Dem pflichtet auch Binaghi bei und ergänzt, gerade beim Baden mit Kindern seien die Begleitpersonen besonders gefordert. Denn bei einem Kleinkind können unter Umständen schon 20 Sekunden unter Wasser tödlich enden. «Beim Baden mit Kindern relaxen: Vergessen Sie’s!»

Darf man nach dem Essen schwimmen gehen?

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Als Kind wurde es einem immer wieder eingetrichtert: Mit vollem Magen soll man nicht schwimmen gehen. Stimmt das wirklich? Ein medizinischer Fakten-Check.
Quelle: Beobachter Bewegtbild
Baderegeln-Kampagne soll Ertrinken verhindern

Die Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft SLRG lancierte Ende Juni eine Plakatkampagne mit dem Titel «Ich trage Verantwortung». Sie soll die Baderegeln wieder stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung bringen. Die Kernbotschaft soll helfen, dass die Badenden einerseits selbst einen sicheren Umgang mit Gewässern pflegen, andererseits soll die Kampagne bewirken, dass die Bevölkerung Zivilcourage zeigt und Mitmenschen darauf aufmerksam macht, wenn sie sich in Gefahr begeben. Die Krankenkasse Visana unterstützt die SLRG bei der zweijährigen Kampagne.

Hier finden Sie die sechs Baderegeln als PDF
Statistik zu Badeunfällen in der Schweiz

2017 sind 41 Menschen in der Schweiz ertrunken: 31 Männer (davon ein Taucher), acht Frauen, ein Kind und ein Opfer nicht identifizierbaren Geschlechts. In 21 Fälle ertranken die Personen in Seen oder anderen stehenden Gewässern, 18 Personen verunglückten in fliessenden Gewässern, ein Fall ereignete sich in der Badi und ein Fall in einem heimischen Whirlpool Swimmingpool sichern Haften wir bei einem Unfall in unserem Pool? .

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Chantal Hebeisen, Redaktorin
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