Hilfe, meine Haare fallen aus!
Wenn einem nicht nur einzelne Haare ausfallen, sondern gleich ganze Haarbüschel, ist die Verunsicherung bei dem Betroffenen gross. Doch was kann der Grund für den Verlust sein?
Veröffentlicht am 24. Oktober 2001 - 00:00 Uhr
Katharina W., 47, ist stolz auf ihr schönes, mittellanges Haar. Seit einigen Monaten aber beobachtet sie mit Schrecken, dass ihr - vor allem beim Duschen und Kämmen - die Haare gleich büschelweise ausfallen. Katharina W. ist stark verunsichert: Wie kann sie den Haarausfall stoppen?
Dass Haare ausfallen, ist grundsätzlich normal, denn sie haben nur eine Lebensdauer von zwei bis sechs Jahren und werden zyklisch nachgebildet. Ein Kopfhaar wächst ungefähr einen Zentimeter pro Monat. Ein erwachsener Mensch besitzt 100'000 bis 150'000 Kopfhaare. Von einem krankhaften Haarausfall spricht man bei einem Verlust von mehr als 100 Haaren pro Tag oder wenn ein deutlicher Unterschied zwischen Anzahl verlorener und nachwachsender Haare besteht.
Vermehrter Haarausfall ist in den allermeisten Fällen anlagebedingt. Er kann aber auch die Folge von hormonellen Veränderungen oder Störungen sein. Ebenso kann er als unerwünschte Wirkung verschiedener Medikamente auftreten.
Katharina W. berichtete am Telefon, sie sei in den Wechseljahren, fühle sich im Allgemeinen aber gesund. Sie habe einzig von Zeit zu Zeit leichtes Herzklopfen und kalte, zittrige Hände. Beides führte sie auf eine erhöhte Nervosität zurück, die in ihrem Alter wohl normal sei.
Diese Symptome sind aber Hinweise darauf, dass der Haarausfall durch eine hormonelle Störung als Folge einer Überfunktion der Schilddrüse verursacht sein könnte. Die Schilddrüse ist ein lebenswichtiges Organ, das sich im vorderen Halsbereich um den Kehlkopf herum befindet. Sie produziert das Hormon Thyroxin, das für die Regulation des Körperstoffwechsels sehr wichtig ist. Ausserdem hat es einen entscheidenden Einfluss auf die Stimmungslage und die Unternehmungslust eines Menschen. Es leistet einen wichtigen Beitrag bei Neubildung und Wachstum der Haare.
Wie viel Thyroxin die Schilddrüse produziert und in den Kreislauf ausschüttet, kann mit einer einfachen Blutuntersuchung festgestellt werden (Bestimmung des so genannten TSH-Werts). Befindet sich zu viel Thyroxin im Kreislauf (Überfunktion der Schilddrüse), ist der TSH-Wert tief; erhöht ist er bei einem Mangel an Thyroxin (Unterfunktion der Schilddrüse).
Eine Fehlfunktion der Schilddrüse kann bei Frauen neben anderen Ursachen während der Wechseljahre auftreten. Bei einer Überfunktion wird in erster Linie der Stoffwechsel angekurbelt. Dies kann zu einem Gewichtsverlust führen. Aufgrund der erhöhten Thyroxinaktivität ist der Herzschlag beschleunigt, hinzu kommen ein feines Zittern der Hände, diffuser Haarausfall und übermässiges Schwitzen. Unruhe oder Nervosität können die ganze Persönlichkeit verändern.
Ergibt der Bluttest eine Störung der Schilddrüsenfunktion, können weitere Abklärungen nötig sein. Die Überfunktion der Schilddrüse ist behandelbar. Je nach Ursache sind Medikamente, eine Operation oder andere moderne Behandlungsmethoden angebracht, um die vermehrte Hormonausschüttung zu vermindern.
Bei Katharina W. fand sich im Bluttest tatsächlich eine erhöhte Thyroxinaktivität. Zwar stehen nun weitere Untersuchungen bevor. Trotzdem ist sie froh, dass die Ursache für den Haarausfall gefunden werden konnte.